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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht
Autoren: Paula Marshall
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den Pandora bot, nicht entziehen. In der eleganten blauen Robe mit hoher Taille und mit den sorgfältig hochfrisierten prachtvollen Haaren war das achtlos gekleidete Mädchen, das er bei seiner Ankunft in Compton Place gesehen hatte, nicht wiederzuerkennen.
    „Sie haben sich also entschlossen, an der Gesellschaft teilzunehmen“, stellte er fest.
    Sein Blick war so forschend, dass Pandoras Stimme fast bebte, als sie fragte: „Ist etwas nicht in Ordnung, Mr. Ritchie?“
    Er riskierte es, die Rolle des unterwürfigen Dienstboten für einen kurzen Moment aufzugeben, indem er antwortete: „Aber nein, Miss Compton. Sie sehen wunderbar aus.“
    „Wirklich?“ Pandora war an männliche Bewunderung nicht gewöhnt, vermochte jedoch genau dieses Gefühl in Richards normalerweise ausdrucksloser Miene zu lesen. Sie sahen einander schweigend an.
    Richard war der Erste, der das Schweigen brach. „Bitte entschuldigen Sie, Miss Compton, ich hätte nicht persönlich werden dürfen. Das war anmaßend von mir.“
    „Keineswegs“, wehrte sie ab. „Ich habe Sie zu einer Bemerkung über meine Person veranlasst, nicht umgekehrt.“
    Wieder herrschte Stille. Schließlich sagte Richard: „Jack bat mich, herauszufinden, ob er und ich etwas von den Köstlichkeiten, die für die Gäste von Mr. Compton vorbereitet wurden, bekommen können.“
    „Gehen Sie in die Küche, Mr. Ritchie, und erklären Sie der Köchin, dass ich Sie geschickt habe.“
    Richard verbeugte sich, bevor sie sich trennten.
    Die Köchin erwies sich als sehr freigiebig, so dass Richard und Jack im Schulzimmer ein fröhliches kleines Festmahl veranstalteten. Die gelangweilte Pandora, die sich mit Leuten unterhielt, die sie kaum kannte, wäre ebenfalls lieber im Schulzimmer gewesen.
    „Es gefällt mir nicht, wenn William hier ist“, sagte Jack ein paar Tage später bedauernd zu Richard. „Er ist unfreundlich zu Pandora und mir. Ich wünschte, er wäre bei den Waters geblieben, wie er das gewöhnlich tut. Als ich ihn fragte, warum diesmal nicht, hat er mich für meine Neugier gescholten.“
    „Womit er recht hat“, erwiderte Richard, der von der Lateinübung hochblickte, die er korrigierte. Jack widmete sich inzwischen der Mathematik, für die er großes Talent zeigte. „Sobald sich deine Schreibkünste verbessert haben, wirst du dir eine Reihe von Leitsätzen notieren, die dazu gedacht sind, dich in feineren Punkten der Etikette zu unterweisen.“
    „Ich mag es nicht, wenn Sie so streng mit mir reden“, murmelte Jack. „Mir ist es lieber, wenn wir ein bisschen Spaß zusammen haben.“
    „Das Leben besteht nicht nur aus Spaß.“
    „Wünschen Sie denn nicht, dass es so wäre?“, murmelte Jack erneut.
    Richard verzieh Jack die kleine Meuterei schon deshalb, weil der Junge ihn unwissentlich mit vielen Informationen über das Leben um Compton Place herum versorgte.
    Als sie vor zwei Tagen nach einem Kricketspiel, das Richard angesichts der Tatsache, dass er ein Stubengelehrter war, erstaunlich gut beherrschte, zum Haus zurückgekehrt waren, hatte Jack angefangen, über eine der Lieblingsbeschäftigungen der Leute in Sussex zu reden – den Schmuggel.
    „Zu Lebzeiten meines Vaters waren die Gentlemen an dieser Küste an allem beteiligt. Niemand bezahlte jemals für irgendetwas den wirklichen Preis. Alles kam über das Meer ins Land. George hat mir davon erzählt.“
    Richard wusste bereits, dass die Männer, die nachts ungesetzlich Waren an Land brachten, Gentlemen genannt wurden. Der Grund dafür war ihm nicht klar, aber er hatte auch nicht danach gefragt, um nicht zu neugierig zu erscheinen.
    George war der oberste Reitknecht, der sich zusammen mit einem Stallburschen um die drei bedeutungslosen Pferde kümmerte, die während Williams Abwesenheit im Stall standen. Wenn William nach Hause kam, brachte er nicht nur seinen Kammerdiener, einen Reitknecht und einen Stalljungen mit, sondern zudem seinen Curricle sowie zwei erstklassige Pferde, außerdem einen temperamentvollen Jagdhengst namens Nero.
    „Woher weiß George das?“, erkundigte Richard sich beiläufig. „Und geht das immer noch so?“
    „Angeblich haben die Zolloffiziere dem Ganzen ein Ende bereitet“, erwiderte Jack.
    „Dann kommen jetzt keine Schmuggelgüter mehr ins Land?“
    „Gerüchten zufolge geschieht das nach wie vor, aber Genaues konnte George nicht sagen“, entgegnete Jack. „Niemand spricht offen darüber.“
    Die Leute verraten also nichts von dem, was sie möglicherweise wissen,
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