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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht
Autoren: Paula Marshall
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kaufen kann, wie sie für einen Dienstboten in unserem Haushalt angemessen ist. Und wenn dir etwas an meiner Freundschaft liegt, dann entledigst du dich jetzt deiner abgetragenen Sachen und nimmst in einem halbwegs vorzeigbaren Kleid an meiner Gesellschaft teil. Eine Miss Compton sollte nicht wie eine Dienstmagd herumlaufen, während es eigentlich ihre Pflicht wäre, bei der Unterhaltung der Gäste zu helfen. Sage also deinem Schreiberling, er soll verschwinden und seinen Schützling mitnehmen.“
    William Compton hat Glück, dass ich den Bediensteten spie le, dachte Richard. Andernfalls würde ich ihn mit dem größten Vergnügen verprügeln, bis er um Gnade winselt. Indes bleibt mir im Moment nichts anderes übrig, als ihm zu gehorchen und zu gehen.
    Inzwischen erhob Jack zur Verteidigung seiner Schwester die Stimme: „So darfst du nicht mit Pandora reden, William. Sie arbeitet sich die Finger wund, um diesen maroden Haushalt im Gang zu halten. Und was Mr. Ritchie betrifft – er ist ein anständiger Mann, ganz anders als der alte Sutton. Und er weiß mehr, als du je wissen wirst.“
    Sein Halbbruder erwiderte abfällig: „Mein erster Befehl an dieses Muster an Tugend, das Pandora anscheinend aus der Gosse aufgelesen hat, lautet, dich mitzunehmen und dir für deine Unverschämtheit eine Tracht Prügel zu verabreichen. Pandora wird mit mir kommen.“
    „Nein, das wird sie nicht“, erwiderte Pandora. „Ich habe nicht die Absicht, an deiner dummen Gesellschaft teilzunehmen, bevor du dich nicht bei Mr. Ritchie entschuldigt hast. Du weißt doch gar nichts über ihn.“
    „Du auch nicht“, erwiderte William – was der Wahrheit entsprach, wie Richard im Stillen einräumen musste.
    „Verzeihen Sie mir“, sagte er so unterwürfig, dass Jack und Pandora ihn anstarrten. Das war nicht der fröhliche Mann, mit dem sie sich auf dem Heimweg unterhalten hatten. „Ich denke, ich sollte mich jetzt mit Master Jack ins Haus begeben.“ Er nahm den Jungen mit dem geröteten Gesicht am Ohr und begann, ihn wegzuführen.
    Jack versuchte, sich Richards Griff zu entziehen, und setzte an, dagegen zu protestieren, dass sie Pandora allein ließen. Doch als er den Kopf hob, fing er einen so strengen Blick seines neuen Hauslehrers ein, dass er zusammenzuckte und ihm widerstandslos folgte.
    Der Ausdruck in den Gesichtern der beiden verbleibenden Comptons ähnelte sich auf merkwürdige Weise.
    „Ich dachte nicht, je zu erleben, dass jemand bei Jack so schnelle Arbeit leisten könnte“, bemerkte William schließlich. „Dieser Hauslehrer hat ihn nur angesehen, und es genügte, um ihn dazu zu bringen, sich zu benehmen. Wo um alles in der Welt hast du ihn gefunden?“
    „Lady Leominster hat ihn Tante Em empfohlen. Ich sollte wohl noch erwähnen, dass er auch bei uns schnelle Arbeit geleistet hat.“
    „Das hat er“, bestätigte William erstaunt. Es stimmte, er hatte sich lediglich geärgert, dabei ertappt worden zu sein, wie er hinter der sehr jungen Tochter ihres Nachbarn her war. Er wusste, dass er sich bei der Begegnung mit Jacks neuem Hauslehrer nicht gerade vornehm gezeigt hatte.
    Da sein Zorn Pandora gegenüber wirkungslos geblieben war, beschloss er, sich liebenswürdig zu geben. „Bitte, Schwester, tu mir den Gefallen, kurzfristig meine Gastgeberin zu spielen. Ich räume ein, dass ich so nicht hätte mit dir reden dürfen.“
    „Auch mit Mr. Ritchie nicht“, erwiderte Pandora. „Wenn du das ebenfalls zugibst, werde ich kommen.“
    „Ich entschuldige mich in aller Form bei dir“, betonte William. Einen ernsthaften Streit mit seiner Halbschwester konnte er nicht riskieren. Schließlich nahm sie ihm die Sorge um Compton Place ab. Nicht einmal um den alten Narren Sir John, der sich weigerte, das einzig Anständige zu tun und zu sterben, musste er sich kümmern.
    Pandora traf Richard auf ihrem Weg nach unten, wo sie sich Williams Gästen zugesellen wollte. Sie starrte ihn an. Irgendetwas war an Mr. Edward Ritchie, das sie aus dem Gleichgewicht brachte. Dabei besaß er keineswegs die Eigenschaften, die Frauen an einem Mann unwiderstehlich fanden, obwohl er groß war und nicht schlecht aussah. Vielleicht waren es seine Augen, die so beunruhigend auf sie wirkten.
    Es waren wohl tatsächlich seine grauen, fast silbrigen Augen. Der Ausdruck darin war kühl, ja beinahe hart, und passte nicht zu seinem zurückhaltenden Wesen. Doch mit Sicherheit übte er damit eine gute Wirkung auf Jack aus.
    Auch Richard konnte sich dem Anblick,
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