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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht
Autoren: Paula Marshall
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gelehnt saß sie, die Röcke um sich ausgebreitet, auf dem Boden und las in einem Buch. Beim Klang ihrer Stimmen blickte sie hoch und entdeckte, dass Jack seinen neuen Hauslehrer bereits mit seinem Lieblingsweg vertraut machte, den zu benutzen ihm eigentlich verboten war.
    „Ich dachte, du wärest bei Rice, Pandora“, sagte der Junge.
    „Das war ich bis vorhin“, log sie und klappte seufzend das Buch zu. „Guten Tag, Mr. Ritchie.“
    „Guten Tag, Miss Compton“, erwiderte er. „Es tut mir leid, dass wir Ihre siesta gestört haben.“
    „Das ist ein spanischer Ausdruck“, stellte sie fest. „Ich dachte, es würde Mittagsschlaf heißen.“
    Richard bedauerte bereits, das Wort benutzt zu haben, da es einen Hinweis auf seine Soldatenzeit enthielt. „Obwohl das stimmt, könnte man die Bedeutung vielleicht folgendermaßen erweitern: in einer Pause zwischen übernommenen Pflichten“, erwiderte er vorsichtig.
    „Mag sein“, gab sie zu, um sofort hinzuzufügen: „Ich denke, dass ich genügend geruht habe. Wenn Sie mir Ihre Hand reichen, könnte ich leichter aufstehen. Würde es Ihren Stundenplan mit Jack sehr durcheinanderbringen, wenn ich Sie bäte, dass wir uns gemeinsam zum Haus zurückbegeben und dabei Williams Gesellschaft aus dem Weg gehen?“
    „Selbstverständlich, Madam.“ Er beugte sich zu ihr herunter und zog sie mit einer geschmeidigen Bewegung in die Höhe, ohne dass ihre Röcke einen unschicklichen Blick auf ihre Beine freigegeben hätten, wie sie dankbar feststellte.
    „Was meine Zeit mit Jack betrifft, so haben wir einen freien Nachmittag eingelegt, bevor wir mit der ernsthaften Arbeit beginnen. Es ist notwendig, dass wir einander so schnell wie möglich kennenlernen“, fuhr er fort. „Das ist ein wichtiger Teil einer erfolgreichen Lehrtätigkeit, wie ich herausgefunden habe.“
    Ob er wohl jemals vergisst, dass er Lehrer ist, und lockerer wird?, fragte Pandora sich. Mr. Sutton war allerdings zu locker geworden und hatte die Dienstmädchen verführt. Dieser Mann war offenbar aus anderem Holz geschnitzt.
    Richard war sich nicht sicher, ob er ihr den Arm reichen sollte, doch Pandora löste das Problem für ihn, indem sie sich an Jacks andere Seite begab.
    „Ist dies Ihr erster Besuch in Sussex, Mr. Ritchie?“, erkundigte sie sich.
    „Ja. Schon von der Kutsche aus konnte ich sehen, dass diese Gegend hier schöner ist, als ich erwartet hatte – fast so wie Kent, der Garten Englands.“
    „Diesen Titel beanspruchen viele Grafschaften für sich, und natürlich denken wir, dass er uns gebührt.“
    Richard gab zu, den Norden Englands besser zu kennen als den Süden. „Ich habe dort ein paar Jahre gelebt und gearbeitet“, erklärte er.
    „Das stand in Ihren Papieren“, bestätigte Pandora.
    Sobald sie wieder im Park waren, bewies fröhlicher Lärm ihnen, dass Williams Gesellschaft in vollem Gange war. Pandoras Hoffnung, ihm und seinen Gästen aus dem Weg gehen zu können, wurde umgehend zerstört. Sie folgten einem Pfad, der zu beiden Seiten von Buschwerk fast zugewachsen war und neben dem Rasen entlangführte, auf dem die Tische mit Speisen und Getränken aufgestellt waren.
    Gelächter und schnelle Schritte kündigten die Ankunft einer hübschen jungen Dame an. Sie warf ihnen einen erschrockenen Blick zu, schlug errötend beide Hände vor den Mund und rief: „Oje!“, bevor sie schnell zur Linken im Gebüsch verschwand.
    Unmittelbar danach kam lachend ein Mann Anfang dreißig angerannt. Er blieb abrupt stehen und wirkte für einen Moment verlegen. Indes hatte er sich rasch gefangen und sagte grob zu Pandora: „Da bist du also. Man hat mir berichtet, du würdest arbeiten, stattdessen spazierst du im Park herum. Wer zum Teufel ist das?“, fuhr er wütend fort und deutete auf Richard. „Und was wichtiger ist, was tust du mit ihm zusammen?“
    „Wichtiger scheint mir etwas anderes zu sein, William. Was um alles in der Welt fällt dir ein, hinter Sarah Tracy herzujagen?“, erwiderte Pandora kühl. „Sie ist halb so alt wie du, und du solltest dich ihr gegenüber fürsorglich und nicht aufdringlich benehmen. Bei dem Gentleman in meiner Begleitung handelt es sich um Jacks neuen Hauslehrer, Mr. Ritchie. Jack hat ihn herumgeführt. Und als wir uns zufällig begegnet sind, beschlossen wir, gemeinsam nach Hause zurückzukehren.“
    „Gentleman?“, höhnte William, der Richard von oben bis unten musterte und eine Grimasse zog. „Hoffentlich zahlst du ihm genug, damit er sich Kleidung
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