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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht
Autoren: Paula Marshall
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möglicherweise besaß. An ihren Händen zeigten sich Schwielen, als ob sie es gewöhnt sei, harte Arbeit zu leisten. War das Miss Pandora und wenn ja, war sie die Haushälterin? Um ein Mitglied der Familie konnte es sich kaum handeln.
    „Madam“, sagte er und verbeugte sich.
    „Mr. Ritchie, wie ich annehme“, erwiderte Pandora.
    Ihre Überraschung war nicht weniger groß als seine. Was immer sie erwartet hatte – dieser junge Mann mit dem schmalen, intelligenten Gesicht war es nicht gewesen. Sie hätte eher gedacht, es würde sich bei dem neuen Hauslehrer um einen schüchternen Menschen in mittleren Jahren handeln. Nun, ein bisschen schüchtern sah er tatsächlich aus, besonders als er sich bückte und in einer Reisetasche kramte, die neben einem zerbeulten kleinen Koffer zu seinen Füßen stand.
    Pandora rief sich zur Ordnung. Ich muss etwas Vernünftiges äußern, dachte sie. Er kann nichts dafür, dass er mich aus der Fassung gebracht hat.
    „Zuerst sollte ich mich wohl vorstellen“, begann sie. „Ich bin Miss Pandora Compton, Sir Johns Enkelin. Sobald ich Ihre Empfehlungsschreiben gelesen habe, die erstklassig sind, wie man mir versicherte, werde ich Sie ins Schulzimmer bringen, damit Sie Ihren neuen Schützling, meinen Bruder Jack, kennenlernen.“
    Richard wunderte sich, weshalb er nicht sofort seinem Arbeitgeber vorgestellt wurde. Er befingerte seine neue nickelgefasste Brille. „Ich hatte das so verstanden, dass Sir John Compton derjenige ist, der mich einstellt. Entschuldigen Sie, wenn ich mich irre.“
    „In der Tat“, bestätigte Pandora, „aber Sir John ist gebrechlich und verlässt sein Zimmer im obersten Stockwerk nicht. Ich werde Sie zu ihm führen, nachdem Sie Jack getroffen haben. Übrigens werden Sie alle Instruktionen von mir erhalten. Sie müssen mich konsultieren, wenn es um Jacks Unterricht geht. In gewisser Weise handle ich in allen Angelegenheiten, die die Verwaltung des Gutes und die Führung des Haushaltes betreffen, als Vertreter meines Großvaters.“
    Und was ist William Comptons Stellung in diesem seltsamen Haushalt, schließlich ist er der Erbe?, fragte Richard sich. Und woher zum Teufel hat er genügend Geld für das Leben, das er in London führt, nachdem es offenbar mit seinem Erbe nicht weit her ist?
    „Ich habe verstanden, Miss Compton“, erwiderte er ruhig. „Hier sind die Papiere, die Sie sehen wollten.“
    Pandora nahm ihm die von Sidmouth und Richard sorgfältig verfassten Schreiben ab. Dabei berührten sich ihre Hände, was nicht nur auf sie selber, sondern auch auf den jungen Lehrer eine erstaunliche Wirkung ausübte. Es kostete Pandora einige Mühe, sich wieder zu fassen. Richard, der im Heucheln geübter war, gelang es als Erstem.
    Was war an dieser rechthaberischen jungen Dame, dass sie eine solche Gefühlsverwirrung bei ihm bewirkte? Sie war anders als die Frauen, die ihm normalerweise gefielen.
    Pandora, die noch nie so stark auf die Berührung eines Mannes reagiert hatte, setzte sich schnell an den Schreibtisch, um ihn nicht sehen zu lassen, wie betroffen sie war.
    „Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Bitte nehmen Sie Platz, Mr. Ritchie.“
    Nach ein paar Augenblicken schaute Pandora hoch. „Sehr zufriedenstellend“, bemerkte sie. „Es überrascht mich allerdings ein wenig, dass Sie keine Stellung gefunden haben, die Ihren zweifellos vorhandenen Fähigkeiten besser entspricht.“
    Richard senkte den Kopf. „Gewisse Familienverhältnisse verhinderten das. Da sie sich zum Glück geändert haben, werde ich mein Leben neu ordnen können. Inzwischen muss ich mir eine, wenn auch bescheidene, Beschäftigung suchen.“
    „Ich hoffe, dass Sie in Zukunft etwas mehr Glück haben, Mr. Ritchie“, sagte Pandora und erhob sich.
    Er verbeugte sich und folgte ihr nach oben ins Schulzimmer, wo Jack, der mit besorgter Miene auf einem hohen Stuhl vor seinem Pult saß, auf sie wartete.
    „Das ist dein neuer Hauslehrer, Mr. Ritchie“, stellte Pandora vor. „Er ist ein gebildeter Gentleman, und ich bin sicher, dass du dich sehr bemühen wirst, ihn zufriedenzustellen.“
    Jack rutschte von seinem Stuhl herunter, verbeugte sich und murmelte ein paar Worte, die man als Zustimmung deuten konnte. Er war groß für sein Alter, was zusammen mit seinen grünen Augen und den goldroten Haaren bewirkte, dass er seiner Schwester sehr ähnlich sah.
    „Ich vertraue darauf, dass wir gut miteinander auskommen werden, junger Mann“, sagte Richard.
    Er schaute sich im Schulzimmer
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