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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund
Autoren: Andre Norton
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Ohren dienen. Es benötigt immer noch Menschen, wenn es mit den Unschuldigen draußen in Kontakt kommen will, damit es neue, unverbrauchte Gehirne bekommt. Sander, es schleicht sich in die Gedanken der Menschen ein! Es entblößt ihre Gehirne von allem, was sie wissen, und dann gießt es in sie hinein, was es möchte: Haß und den Zwang, Tod zu verbreiten!“
    „Wie es auch versucht hat, dich zu beeinflussen. Aber wie bist du gerettet worden?“ fragte Sander.
    „Ich bin von Geburt eine Zauberpriesterin, und ich bin als Zauberpriesterin ausgebildet. Nicht so wie die Zauberpriester der Weißhäutigen, die Menschenblut und Schrecken verwenden, um ihre Macht zu vergrößern. Ich arbeite mit dem Leben zusammen, nicht mit dem Tod. Deshalb konnte es auch den Teil nicht erreichen, den es am meisten haben wollte, die Quelle meiner Kraft. Vielleicht wäre es ihm endlich doch gelungen, dorthin zu dringen, wenn du nicht gekommen wärst. Und du, Sander, warum hat es sich deiner nicht bemächtigt?“
    „Kaltes Eisen – das ist die Kraft der Schmiede.“ Er war gar nicht sicher, daß ihn tatsächlich das Stirnband bewahrt hatte, doch glaubte er es.
    „Kaltes Eisen?“ wiederholte sie verwundert. „Ich verstehe nicht …“ Dann überwältigte sie aufs neue die Furcht. „Fort, Sander! Wir müssen hier fort! Es wird uns nicht freiwillig gehen lassen, und ich weiß nicht, über welche Kräfte es verfügt!“
    Er rief Rhin und packte die Taschen zusammen, dann hob er Fanyi wieder in den Sattel.
    „Kann dieses Ding auch die Tiere in seine Gewalt bringen?“ Er fragte sich, ob ihre Gefährten jetzt vielleicht unterliegen würden.
    „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ihr Gehirn ist ihm viel zu fremd, liegt unter seinem Niveau. Kai und Kayi haben versucht, mich zurückzuhalten. Ich – ich habe meine Macht gegen sie gerichtet, damit sie mich nicht störten.“ Ihr Gesicht war von Schmerz verzerrt, als sie die Fischer sah.
    „Maxim hat dies bei Rhin angewendet.“ Sander zeigte ihr die Waffe. „Wenn man diesen Knopf drückt, leidet Rhin ungeheure Schmerzen.“ Er zeigte ihr den Knopf an der Seite.
    „Wie hast du das bekommen?“
    „Das ist von Maxim“, sagte Sander mit Befriedigung. „Ich habe ihn gefesselt zurückgelassen. Er hat den Fehler begangen, sich ganz auf mich zu konzentrieren, und da hat Rhin ihn zu Boden gerissen. Übrigens war es auch Rhin, der dich gefunden hat!“
    „Schnell – laß uns fortgehen!“
    Sander stimmte ihr zu. Er wußte nicht, wieviel von der verworrenen Geschichte, die ihm Fanyi erzählt hatte, er glauben sollte. Aber der Verdacht, den er schon seit langem gehegt hatte, daß nämlich die Vergangenen Menschen weit mehr besaßen, als die Weisen selbst wußten, genügte ihm, um zu wünschen, so rasch wie möglich den Ort zu verlassen. Und er verspürte auch nicht mehr den Wunsch, die Anlage genauer zu erforschen. Fanyis hysterischer Ausbruch, ihre Angst warnten ihn, daß der Preis zu hoch sein würde, den sie bezahlen müßten, wollten sie wissen, was vor der Finsteren Zeit lag. Er wollte gern den kürzesten Weg einschlagen, um nach draußen zu kommen.
    Der Schmied war sich nicht sicher, auf welchem Weg sie hereingekommen waren, doch vertraute er dem Kojoten, der mit Hilfe seiner feinen Nase den Rückweg finden würde.
    Fanyi schien nun einen Teil ihrer Fassung wiederzufinden. Sie blickte weder nach links noch nach rechts, sondern begierig geradeaus, als sei ihr brennender Wunsch, endlich frei zu sein.
    Der Schmied sorgte sich. Es schien ihm viel zu einfach, wie sie sich aus der unterirdischen Anlage davonmachten. Nichts regte sich, doch unlogischerweise verstärkte dies nur sein Unbehagen. Verstohlen warf Sander dem Kojoten und den Fischern Blicke zu. Sie trotteten jetzt schneller, obgleich Sander sie nicht angetrieben hatte.
    Endlich erreichten sie das Zimmer, in dem die Stühle um das große Oval angeordnet waren. Sander setzte sich nun an die Spitze des kleinen Zugs, um nach Maxim zu sehen. Aber der Stuhl, in den er den Verrückten gefesselt hatte, war jetzt leer. Es waren nicht einmal die zerrissenen oder zerschnittenen Riemen übriggeblieben. Sander wog den Hammer in der Hand.
    „Er ist fort. Ich habe ihn hier zurückgelassen.“
    Zum erstenmal, seit sie aufgebrochen waren, wandte Fanyi den Kopf und blickte Sander an.
    „Wir müssen den Weg nach draußen finden“, sagte sie eindringlich, und ihre Stimme klang, als stiege die Hysterie wieder in ihr auf. „Der Weg – er kann
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