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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund
Autoren: Andre Norton
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Generationen: durch die Kampfeswut eines Tieres.
    Der Schmied hatte keinen Plan, nur Entschlossenheit erfüllte ihn. Dieses Angebot Fanyis, sich dem „Ding“ zu ergeben – selbst das konnte noch ein Rest des Angriffs sein, dem sie in dem verschlossenen Raum ausgesetzt gewesen war. Sander war sich einer Sache ganz sicher: diesem Feind konnte man nicht trauen, mit ihm war kein Handel zu machen. Selbst der Versuch, mit ihm zu handeln, bedeutete eine Niederlage, denn er konnte alles versprechen und anschließend nach Gutdünken den Eid brechen.
    Trotzdem glaubte Sander, daß Fanyi gewissermaßen der Schlüssel war, um zu ihm zu gelangen. Er hob eine Hand und fuhr mit dem Daumen über das Stirnband. Es gab keinen Grund, weswegen dieser alte Aberglaube funktionierte, aber er funktionierte zweifellos. Wenn er in der Lage war, den gewaltigen Schmerz zu ertragen, der ihn auch schon vorher gequält hatte, dann würden sie eine Chance haben – nur eine geringe, aber immerhin gab es die Hoffnung auf eine Chance.
    „Du hast einen Plan.“ Fanyi fragte nicht, sie stellte fest. Sie lehnte sich nach vorn und sah ihn unverwandt an.
    „Nein, keinen Plan.“ Sander schüttelte den Kopf. „Wir wissen nicht genug, um einen Plan machen zu können. Wir können nur gehen – und hoffen, einen Ausweg zu finden …“
    „Wir? Aber du kannst nicht! Es wird dich nicht lassen!“
    Wiederum berührte Sander den Reif auf der Stirn. „Das wissen wir erst dann sicher, wenn wir es versuchen. Du sagst, es kann keine Gewalt über die Tiere bekommen?“
    „Es gelang ihm nicht bei den Fischern. Sie hatten mich retten wollen. Ich kann aber nicht sagen, was es anwenden wird, wenn es gestört wird – nein, das weiß ich nicht.“
    Er erinnerte sich an die vielarmige Metallkreatur. Aber er wußte jetzt, wie er mit diesen Maschinen fertig wurde. Auch würde er zwei Waffen haben: die erste, die er Maxim vorher abgenommen hatte, und jetzt die zweite, die der Alte auf ihn gerichtet hatte. Sander holte sie sich.
    Er gab Fanyi eine davon und erklärte ihr kurz, wie sie zu benutzen war.
    „Du willst es also tun? Du bist zu allem entschlossen?“ fragte ihn das Mädchen.
    „Gibt es denn einen anderen Weg? Ein Mensch hängt am Leben, so lange er kann. Und ich denke, wir sind tot, wenn wir seine Macht nicht brechen können.“
    „Ich sage dir doch – es wird dich gehenlassen, wenn ich freiwillig zu ihm gehe. Das glaube ich bestimmt.“
    „Du wirst freiwillig zu ihm gehen, wenn du willst“, sagte er. „Doch ich werde mit dir gehen. Vielleicht wird es wissen, daß ich bei dir bin – trotzdem werden wir es tun; denn wenn du gehst, wird es vielleicht denken, du hast mich ausgeschaltet, bist mir entkommen, so daß ich wieder umherirre, um dich zu suchen. Aber ich bin nicht sehr weit entfernt – wir müssen so nahe beieinander bleiben, daß es dich nicht ergreifen kann und mich ausschließt.“
    Fanyi schwieg einen Augenblick. Dann glitt sie aus dem Sattel.
    „Das ist ein Vorhaben, Schmied, das dir Verderben und Tod einbringt. Aber auf etwas kannst du dich verlassen: Ich werde zugänglich erscheinen, doch wird es mich nicht für seine Zwecke mißbrauchen können. Ich habe dies.“ Sie wog die Waffe in der Hand. „Man kann es in verschiedenen Richtungen anwenden. Und ‚das Ding’ kann keinen Körper brauchen, der tot und zerstört ist. Was wird aus unseren Freunden?“
    „Sie kommen mit“, sagte Sander. Er löste das Gepäck von Rhins Sattel. „Das lassen wir hier.“ Er fügte nicht hinzu, daß es sehr gut möglich war, daß sie diese Dinge nie mehr brauchen würden. Er ließ auch den Pfeilwerfer zurück, doch behielt er das lange Messer bei sich, hauptsächlich, weil er es so lange getragen hatte, daß er es an seiner Seite kaum noch wahrnahm. Der Schmiedehammer, der sein Erbe war, aus dem er nun innere Stärke erhielt und der für alles Normale und Richtige in seiner Welt stand, und der Stab, der einen Teil dieser unterirdischen Welt hier darstellte – diese beiden Dinge waren seine Waffen. Nein, besser seine Werkzeuge, denn er erwartete keine Schlacht, sondern eher eine Begegnung mit etwas Unbestimmtem, das nicht mit normalen Maßstäben zu messen war.
    „Ist das dein freier Wille?“ Fanyi sah ihn an, als wollte sie ihn mit einem Eid binden.
    „Mein freier Wille“, wiederholte Sander.
    Sie wandte sich an die Tiere. Die Fischer kamen auf sie zu, und sie legte ihnen die Hand auf den Kopf. So standen sie einen Augenblick, dann erhoben sich
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