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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund
Autoren: Andre Norton
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auch sie.
    „Deine Waffen, um dein Volk zu retten …“, sagte er.
    „Dein Wissen als Schmied … Es gehört wirklich einer anderen Welt an“, sagte sie langsam. „Selbst wenn das, was es zu unserem Feind gemacht hat, nun verschwunden ist, laß es in Ruhe. Es hat nichts mit uns zu tun.“
    Er dachte an die Händler, an die Weißhäutigen, die „das Ding“ gerufen hat. „Es darf niemandem gehören.“
    Sie nickte und richtete sich auf. Und dann schrie sie auf und berührte seine Hand.

    Später hockten sie auf der Erde neben ihrem Gepäck, und Fanyi behandelte seine Hand mit einer Salbe. Aber es würde viele Tage dauern, bis er wieder imstande war, seinen schweren Hammer zu schwingen.
    Der Ort war kühl und erinnerte ihn an die sturmgepeitschten Höhen. Das Mädchen machte sich an Maxims Waffe zu schaffen.
    „Es war nicht mehr reparierbar. Und ich glaube, es hat hier niemanden mehr, der ihm dient. Maxim war wohl der letzte. Vielleicht gibt es allerdings Leute, die sich darauf einlassen würden.“
    „Hier in dieser Waffe ist noch etwas von der Kraft übrig“, sagte Sander und deutete nach dem Stab. „Vielleicht reicht es, um den Zugang zu versiegeln.“
    Fanyi berührte den Anhänger, den sie wieder um den Hals trug.
    „Ich glaube, es gibt keinen außer diesem hier. Wenn wir den Eingang wirklich verschließen könnten, würde kein Mensch den Ort wiederfinden. Die Weißhäutigen wissen nicht genau, wonach sie suchen. Ihre Zauberpriester sind Träumer – sie träumen die Träume, die ‚das Ding’ ihnen geschickt hat.“
    „Maschine – oder Mensch?“ fragte Sander.
    Fanyi schauderte. „Beides. Aber wie die Vergangenen Menschen das fertiggebracht haben! Es kann immer noch am Leben sein, auch wenn du das zerstört hast, was ihm die Macht gegeben hat. Und wenn – was für ein Schrecken erwartet es! Lebend für immer in einem Gefängnis eingeschlossen!“
    „Was wird mit deinem Volk?“ fragte er.
    „Was mit dem deinen?“ fragte sie zurück.
    Sander antwortete. „Meinen Leuten geht es ganz gut. Sie haben einen Schmied, nicht einen so guten, wie mein Vater einer war, aber immerhin einen, dem sie vertrauen. Ich – sie sind Verwandte. Trotzdem fällt es mir schwer, mich an ein Gesicht zu erinnern, das ich wiedersehen möchte.“
    „Mich bindet noch die Pflicht.“ Fanyi umschloß den Anhänger. „Wir sind vielleicht in der Lage, eine Gefahr zu vernichten. Aber es gibt andere Gefahren, die draußen, über der Erde liegen. Was immer ich vermag, um meinem Volk zu helfen, werde ich tun, auch wenn ich keine Stärke dazugewonnen habe. Ich habe in Padford versagt, deshalb liegt Schuld auf mir.“
    „Wie willst du sie sühnen?“
    „Es gibt Wege, nach Süden zu reisen. Wenn einige meiner Leute noch dort gefangen sind, haben sie ein Anrecht auf meinen Schutz.“
    Sander bewegte sich. Seine Hand schmerzte trotz des Verbandes, den sie ihm angelegt hatte. Es würde sehr lästig sein, eine Zeitlang nur eine Hand zu haben.
    „Also nach Süden. Wir brechen auf, sobald wir das hier sicher verschlossen haben.“
    Sie runzelte die Stirn. „Das ist nicht deine Aufgabe, Schmied.“
    Er lächelte. „Mag sein. Aber ich habe beschlossen, zu wandern, als ich meine Leute verließ. Spielt es da eine Rolle, wohin man sich wendet, wenn man nach eigenem Willen kein Zuhause, keine Sippe mehr hat? Ich denke so, Zauberpriesterin: Wir kamen hierher, weil wir Wissen suchten. Wir haben es gefunden, wenn auch auf ganz, ganz andere Weise, als wir erwartet hatten.“
    „Was willst du damit sagen, Schmied?“
    „Nur das eine: wir haben lange Zeit versucht, mit den Resten der Vergangenen Zeit zu leben, und ständig nach rückwärts geschaut. Doch warum sollen wir das denn? Es gibt keine Nacht ohne Sterne. Weshalb also sollte die Finsternis unserer Nacht nicht durch unsere Anstrengungen erhellt werden können? Wir sind wir, – nicht Menschen der Vergangenen Zeit. Deshalb müssen wir selber lernen und nicht versuchen, nur das zu empfangen, was die kannten, die wir vielleicht nicht einmal als unsere Vorfahren ansehen wollen. Ich jedenfalls bin kein Nachkomme von Maxim!“
    „Kein Nachkomme …“, wiederholte sie versonnen. „Ja, das stimmt, Schmied! Und ich bin auch kein Nachkomme derer, die ein Wissen wie dieses hier angehäuft haben, mit dem versucht wurde, mich zu beherrschen. Wir beginnen von vorn, zünden die Sterne unserer Nacht an und hoffen, daß wir es besser machen werden.“
    „Wir beginnen von vorn“, bestätigte
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