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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund
Autoren: Andre Norton
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hatte dem Tier den Weg gewiesen.
    Sander bückte sich; seine Hand umschloß den Stiel des schweren Werkzeugs. Als seine Finger das vertraute Gerät umspannten, empfand Sander einen kurzen Triumph.
    Er war ein Mensch! Vorsichtig und aufmerksam sah er sich um. Rhin und die Fischer hatten sich zusammengedrängt. Ihre Fangzähne waren entblößt. Der Kojote schnappte in die Luft, und weißer Schaum trat ihm vor die Schnauze. Die Fischer waren zum Kampf gerüstet, doch fehlte ihnen der Feind, auf den sie sich stürzen konnten.
    Fanyi saß aufrecht im Sattel. Ihr Gesicht war verzerrt, hohlwangig vor Schmerz und Anstrengung. Sie hatte den Kopf zurückgeworfen und formte mit dem Mund ebenfalls Worte, die er jedoch nicht verstehen konnte. Er stolperte auf sie zu, und es schien ihm, als kämpfe er gegen einen feindlichen Strom. Sie sah ihn an.
    „Es läßt uns nicht gehen“, sagte sie nur.
    „Ich kenne die Türen …“
    „Jetzt sind dort keine Türen mehr, wenn ‚es’ sie nicht will.“
    Er wollte ihrer so überzeugt vorgebrachten Behauptung nicht glauben. Doch bevor er etwas erwidern konnte, hatte sie den Anhänger ergriffen.
    „Es läßt mich zu sich kommen. Mit diesem da kann ich es erreichen …“
    Es schien fast, als verringerte sich der Druck um sie her, während sie diese Worte aussprach, als ob die Wut, die sie wie eine dichte Wolke umgab, eine klein wenig verebbte.
    „Nein!“ Sander hob den Hammer.
    „Wenn ich gehe, kann ich vielleicht Bedingungen aushandeln …“
    In ihren Augen konnte er die Wahrheit lesen. Sie wußte, wenn sie ging, war sie verloren – ebenso verloren wie diese leblose Hülle eines Mannes, den Kai getötet hatte, um sie alle zu retten.
    „Ich bin zu einem Teil wie die, die seine Sklaven gewesen waren – ihr Blut fließt in meinen Adern. Es wird mir zuhören . “
    „Es wird niemandem zuhören“, gab Sander zurück. „,Das Ding’ ist verrückt, das hast du doch selbst aus seinen Gedanken gelesen. Du wirst demnach nichts retten, du wirst überhaupt nichts ausrichten.“
    „Um mich zu bekommen, wird es sich auf einen Handel einlassen.“ Sie weigerte sich, seine Meinung gelten zu lassen. „Ich kann ‚es’ dazu bringen, dich und sie hier freizulassen …“ Sie deutete auf die Tiere. „Und wenn du frei bist, kannst du die anderen warnen. Es darf nicht geschehen, daß die Weißhäutigen hierhergekommen. Man muß die Händler warnen, man muß sie vorbereiten.“
    „Wenn ‚das Ding’ alles sieht und alles weiß“, wiederholte Sander eigensinnig, „dann wird es nie jemanden freilassen, damit er diese Warnung in die Welt trägt. Warum sollte es auch?“
    „Es gibt da einen Unterschied“, sagte Fanyi langsam. „Wenn ich aus freiem Willen zu ihm gehe und keine Hindernisse zu meinen Gedanken aufbaue, wird es mehr von dem erreichen, was es möchte, als wenn es mich zunächst meiner Stärke berauben muß. Es möchte mich ganz – und nicht verwundet, geschwächt. Du bist für es ohne Wert, abgesehen davon, daß du es gestört hast. Es würde dich gehenlassen – denn es denkt, es würde ohnehin nur für kurze Zeit sein, bis es die anderen, die es gerufen hat, in seine Reihen einordnen kann. Verstehst du denn nicht – ich kann dir Zeit erkaufen!“
    Sander schüttelte den Kopf. „Du kannst nie sicher sein, ob du ihm bei einem Handel vertrauen kannst. Hör mir zu …“ Seine Gedanken arbeiteten jetzt fieberhaft. „Kannst du ‚das Ding’ finden?“
    Sie mußte sofort gespürt haben, was er vorhatte. „Du kannst es nicht! Sein Schutz ist vollkommen, und es gibt keinen Weg, zu ihm zu kommen, es sei denn durch seinen eigenen Willen.“
    „Aber du kannst hingehen …“
    „Ja, wenn ich ihm meinen Willen unterwerfe. Dann hat es einen Sieg errungen – und du kannst davon Nutzen ziehen.“
    „Ja, auf meine Weise.“ Sander bewegte den Hammer. „Kann es uns hören?“ Er warf rasche Blicke auf die einzelnen Reihen zerstörter Maschinen.
    „Ich glaube nicht. Es kann uns mit seinem Willen beherrschen, und es ist überzeugt von seiner Unverwundbarkeit.“ Es war wieder etwas Farbe in ihre Wangen gestiegen.
    Sander schwang den Hammer. Mit diesem Werkzeug in der Hand fühlte er sich – ja, befreit von der Furcht vor Dingen, die er nicht berühren konnte. Dieses „Ding“ glaubte also, es wäre unverwundbar, und doch hatte es seine Außenbezirke nicht ohne die Hilfe Maxims verteidigen können. Und Maxim war gestorben, auf eine Weise, wie wahrscheinlich niemand mehr seit
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