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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund
Autoren: Andre Norton
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setzte sich auf. Er fühlte sich zerschlagen und schüttelte noch ganz benommen den Kopf.
    „Was …?“ begann er.
    „Wir müssen hier fort!“ Sie sah ihn mit einem verstörten Blick an. „Wir müssen sie warnen …“
    „Sie?“ wiederholte Sander. Doch ihre Aufregung übertrug sich auf ihn, und er stand auf.
    „Die Händler – die anderen – alle anderen, Sander. Deine Leute – alle Leute!“ Sie sprach so rasch, daß Sander Mühe hatte, zu verstehen. Nun ergriff er sie an der Schulter, um sie zu beruhigen.
    „Fanyi – wovor sollen wir sie warnen?“
    „Vor – vor dem Denker!“ rief sie mit unterdrückter Stimme. „Ich hatte unrecht – so unrecht!“ Sie umklam merte seine Handgelenke, daß es schmerzte. „Der Denker – er – es – will die ganze Welt unterwerfen – will aus ihr machen, was er will. Wir werden alle bloße Gegenstände, Dinge, die wie Maschinen tun, was er möchte. Er hat die Weißhäutigen gerufen – er zieht sie hierher, damit sie lernen – unsägliche Dinge lernen. Wie man tötet, zerstört, vernichtet …“
    Sie schauderte. „Er – es ist von den Vergangenen Menschen gemacht worden, damit es das gesamte Wissen der Menschheit bewahren sollte. Denn sie hatten das Ende der Welt vorausgesehen. Und es hat alles Wissen gespeichert – bei der Großen Kraft, es hat alles Wissen in sich aufgenommen. Und als es angefüllt war, hat irgend etwas es verdreht, verzerrt – vielleicht hat die Finstere Zeit geändert, wofür die Vergangenen Menschen es bestimmt hatten. Sie – sie können einfach nicht so böse gewesen sein! Es ist unmöglich! Wenn ich glauben sollte …“
    Sie schüttelte den Kopf. „Sander, wenn ich glauben sollte, daß ich ein derartiges Vermächtnis der Vergangenen Menschen in mir trage, dann würde ich mir sofort ein Messer an die Kehle setzen. Dieses – dieses Ding erinnert mich nur an das Schrecklichste. Es wollte, daß ich ihm diene. Es ergriff von mir Besitz – es wollte etwas aus mir machen, das ihm glich, als du kamst. Wir müssen hier fort! Ich weiß, daß es die Anlage kontrolliert und daß es …“
    Sie schwieg und blickte Sander an. „Aber dich hat es nicht zu halten vermocht. Weil du nicht so etwas hast?“ Sie deutete auf den Anhänger, den Sander ihr nicht abgenommen hatte, da er nicht wußte, ob er sie damit gleichzeitig eines Schutzes beraubte, wie Maxim es angedeutet hatte.
    „Es kann die Gedanken eines Menschen an sich ziehen, seinen Willen. Es – es hat mir versprochen“ – ihre Lippen bebten –, „daß ich alles bekommen würde, was ich mir wünsche, was ich suche. Ich sollte nur in das Zimmer zur direkten Kontaktaufnahme gehen und meine Gedanken öffnen. Doch, was es mir eingeflößt hat – Haß, Sander. Ich dachte immer, ich würde die ‚Seehaie’ hassen, aber ich kannte nicht die Tiefen, die schwarzen Tiefen wirklichen Hasses, bis dieses Ding es mich gelehrt hat. Und es begehrt alles, jeden von uns, um ihm zu dienen. Einige Leute kann es sehr einfach in seine Gewalt bekommen. Die Zauberpriester der Weißhäutigen gehören bereits ihm. Verstehst du, es ruft sie in diesem Augenblick zusammen, damit sie von ihm lernen. Und dann wird es bedeuten, daß der Tod regiert. Am Ende will es nämlich nur eines: daß kein Leben mehr existiert, kein einziges Lebewesen auf der ganzen Welt!“
    „Du sagst immer ‚es’“, sagte Sander. „Was ist ‚es’ denn nun eigentlich?“
    „Ich glaube“, antwortete sie langsam und zitterte wieder am ganzen Körper. Sie löste die Hände von Sanders Schulter und legte sie auf den Mund, als wage sie nicht, das, was sie dachte, laut auszusprechen. „Ich glaube, ein Teil von ihm war früher ein Mensch – oder mehrere Menschen. Doch im Laufe der Jahre hat es sich immer mehr von der Natur eines Menschen entfernt und wurde immer mehr zu einem Monster. Die, die hier lebten … solange sie es betreut haben, verfolgte es zumindest teilweise das Ziel, wofür man es konstruiert hatte. Doch als die Überlebenden weniger und weniger wurden, schwächer wurden, durchschnitt es schließlich alle Bande, die es noch mit den Bewohnern hier verband. Einige – wie mein Vater zum Beispiel – verließen die Anlage, um zu sehen, was mit der Welt geschehen war, denn sie wurden durch das Ding nicht so sehr beeinflußt. Doch die, die geblieben sind … Hast du den getroffen, der sich Maxim nennt?“
    Sander nickte.
    „Er ist ein Gegenstand, ein Ding, aber er weiß es nicht. Eine Weile noch wird er ihm mit Augen und
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