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Herrscher der Erde

Herrscher der Erde

Titel: Herrscher der Erde
Autoren: Frank Herbert
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Achtzehnjährige um diese Zeit nach Hause?« schrie er und jagte einen bohrenden Gedanken gegen meinen Geist, um zu sehen, was ich getan hatte. Diese Teles und ihre Ethik! Nun, er stieß natürlich an meine Decke, worauf er plötzlich ganz still wurde.
    Ich sagte: »Ich habe eine Staatsanstellung erhalten und hole mir meine Sachen.« Von der Hochzeit erzählte ich ihnen nichts, denn da hätten sie einen schönen Wirbel gemacht.
    Mama kam hinzu und sagte: »Mein kleines Mädchen hat einen Posten beim Staat! Wieviel bekommst du bezahlt?«
    Ich antwortete: »Wir wollen doch nicht gewöhnlich werden.«
    Papa bezog Stellung für mich: »Natürlich nicht, Hazel. Laß das Mädchen zufrieden. Einen Staatsposten! Was du nicht sagst! Die sind gut bezahlt. Wo wirst du arbeiten?«
    Ich merkte, wie er sich fragte, wieviel Geld er mir wohl für seine Rechnungen abknöpfen könnte; dabei wußte ich gar nicht, ob ich überhaupt so viel bekommen würde, um den Schein aufrecht zu halten. Ich antwortete auf seine Frage: »Ich arbeite im Sonoma-Reservat.«
    Papa fragte: »Wozu brauchen sie dort einen Pyro?«
    Da kam mir ein glänzender Einfall, und ich antwortete: »Um die Nulls im Zaum zu halten. Eine kleine Verbrennung hier, etwas Hitze da – du weißt schon.«
    Das hielt mein Vater für äußerst lustig. Als er zu lachen aufgehört hatte, meinte er: »Weißt du, mein Liebling, ich habe deine Gedanken ziemlich genau unter Aufsicht gehalten. Du wirst schon auf dich achten können. Hast du eine ordentliche Wohnung erhalten?«
    »Ja, da bin ich sicher«, beruhigte ich ihn.
    Ich spürte, wie er nochmals an meine Decke stieß und sich rasch zurückzog. »Meine Arbeit ist geheim«, klärte ich ihn auf.
    »Klar. Das verstehe ich.«
    Ich ging also auf mein Zimmer und packte meine Sachen. Meine Alten machten noch ein wenig Theater deswegen, weil alles so rasch gekommen war, aber ich beruhigte sie, indem ich sagte, die Stelle sofort antreten oder darauf verzichten zu müssen.
    Endlich stellte Papa fest: »Nun, wenn eine Staatsanstellung nicht sicher ist, dann wohl gar nichts.«
    Sie küßten mich zum Abschied, und ich versprach, zu schreiben und sie zum ersten freien Wochenende zu besuchen.
    »Mach dir keine Sorgen, Papa«, beruhigte ich ihn.
    Der Turbojeep brachte mich ins Reservat zurück. Als ich das Büro betrat, sah ich Claude, meinen Gatten, seinem Vater gegenübersitzen.
    Der alte Mann hielt die Hände gegen die Stirn gepreßt, und zwischen den Fingern waren Schweißperlen zu erkennen. Schließlich ließ er die Hände sinken und schüttelte den Kopf.
    »Nun?« fragte Claude.
    »Nichts«, antwortete sein Vater.
    Ich trat noch zwei Schritte weiter ins Zimmer, doch bemerkten sie mich nicht.
    »Sag mir die Wahrheit, Vater«, bat Claude. »Wie weit hast du uns gesehen?«
    Mensor Williams senkte den Kopf und seufzte. »Na schön, mein Sohn, du sollst die Wahrheit erfahren. Ich sah dich und Miß Carlysle in der Taverne und sonst nichts. Wir mußten sie mit altmodischen Methoden überwachen und verglichen ihre Erbanlagen mit den deinen, so wie ich es gesagt habe. Du weißt, daß ich dich nicht belüge.«
    Ich räusperte mich, und die beiden sahen mich an.
    Claude sprang auf. »Wir können die Eheschließung für ungültig erklären lassen«, sagte er. »Niemand hat das Recht, derart mit dem Leben anderer Menschen zu spielen.«
    Er wirkte so süß wie ein kleiner Junge, als er so vor mir stand, und ich wußte mit einem Mal, daß ich keine Ungültigkeitserklärung wollte. Ich sagte: »Irgendeinmal muß die neue Generation Verantwortung auf sich nehmen.«
    Mensor Williams sah mich gespannt an. Ich fragte ihn: »Stehen die Chancen wirklich siebzig zu dreißig?«
    »Das tun sie, meine Liebe«, antwortete er. »Wir haben jedes heiratsfähige Mädchen überprüft, dem er begegnet war. Eure Kombination war die beste, viel besser, als wir zu hoffen wagten.«
    »Kannst du uns irgend etwas über unsere Zukunft verraten?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, sie liegt gänzlich im Nebel. Ihr seid allein auf euch angewiesen.«
    Wiederum beschlich mich das unheimliche Gefühl, und ich blickte meinen Mann an. In Claudes Augenwinkeln standen Lachfalten, und er lächelte. Da kam mir zu Bewußtsein, daß wir unsere eigene Zukunft schaffen würden, daß sie nicht fixiert war. Und daher vermochte kein neugieriger Präkog vorauszusehen, was wir tun würden. Eine Frau liebt diesen Gedanken. Besonders vor ihrer Hochzeitsnacht.

 
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