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Herrscher der Erde

Herrscher der Erde

Titel: Herrscher der Erde
Autoren: Frank Herbert
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Gegenfrage: »Ist sie das, Dad?« Dad! Das versetzte mir einen Schlag. Der Große Alles hat einen Sohn, und der Sohn ist ein Null! »Ja, sie ist es«, sagte Williams.
    Claude schien sich innerlich zusammenzureißen und sagte: »Ich tue es nicht!«
    »Doch, du wirst es tun«, widersprach Williams.
    Das ging alles über meinen Horizont, und außerdem hatte ich die Nase voll davon. Also sagte ich: »Einen Augenblick, meine Herren, oder ich stecke das Zimmer in Brand!«
    »Das kann sie«, versicherte Claude seinem Vater grinsend.
    »Aber sie wird es nicht tun«, meinte Williams.
    »So?« fragte ich. »Versucht mich doch davon abzuhalten!«
    »Das ist nicht nötig«, erklärte Williams. »Ich habe gesehen, was geschehen wird.«
    So einfach war das also. Diese Präkogs sind mir unheimlich, und manchmal fragte ich mich, ob sie sich nicht selbst unheimlich sind. Für sie mußte das Leben eine Wiederholung von etwas sein, das sie bereits wußten. Das war nichts für mich. Ich fragte: »Was würde geschehen, wenn ich etwas anderes täte, als Sie gesehen haben?«
    Williams beugte sich interessiert vor. »Das ist noch nie zuvor geschehen und wäre ein richtiger Präzedenzfall.«
    Ich bin mir nicht sicher, aber ich gewann den Eindruck, als hätte er wirklich gern etwas gesehen, was sich von seiner Vorausschau unterschied. Ich dachte daran, unter seinen Papieren auf dem Schreibtisch ein kleines Feuerchen zu entfachen, doch gefiel mir die Idee irgendwie nicht. Es war nicht so, daß mich irgend etwas in meinem Geist davon abhielt. Ich wollte es ganz einfach nicht. Statt dessen fragte ich: »Was soll euer Gespräch?«
    Der alte Mann lehnte sich zurück, und ich schwöre, er schien irgendwie enttäuscht zu sein. Er antwortete: »Ganz einfach: Sie und Claude werden heiraten.«
    Ich öffnete den Mund, doch kamen mir keine Worte. Endlich gelang es mir zu stammeln: »Meinen Sie damit, Sie hätten in die Zukunft geschaut und uns verheiratet gesehen? Wie viele Kinder wir haben und all das?«
    »Nun, nicht alles«, schränkte er ein. »Alle Ereignisse der Zukunft sind nicht so deutlich für uns, nur bestimmte Hauptentwicklungslinien. Und sehr weit in die Zukunft können wir auch nicht sehen. Die Vergangenheit ist einfacher, denn sie ist unwiderruflich fixiert.«
    »Und was geschieht, wenn ich nicht will?« fragte Claude.
    »Richtig«, stimmte ich bei. »Was ist dann?« Ich muß jedoch zugeben, daß der Gedanke nicht ganz so abstoßend war. Wie ich bereits sagte, sah Claude wie Sidney Harch aus, nur jünger. Er besaß einen – tierischen Magnetismus, wenn man es so nennen will.
    Der Alte lächelte nur. »Miß Carlysle«, sagte er, »haben Sie tatsächlich etwas dagegen, wenn ...«
    »Wenn ich schon Familienmitglied werden soll, so können Sie mich Jean nennen«, unterbrach ich.
    Ich begann, mich einem gewissen Fatalismus hinzugeben. Meine Großtante Harriet war ein Präkog, und daher besaß ich ein wenig Erfahrung mit ihnen. Ich erinnerte mich daran, wie sie mir gesagt hatte, mein Kätzchen würde sterben. Ich versteckte es in dem alten Wasserbehälter, und in jener Nacht fiel Regen und füllte ihn. Natürlich ertrank das Kätzchen. Ich verzieh es ihr nie, daß sie mir nicht gesagt hatte, wie es sterben würde.
    Der alte Williams blickte mich an und sagte: »Zumindest Sie sind vernünftig.«
    »Ich bin es nicht«, stellte Claude fest.
    Und so erzählte ich ihnen von Großtante Harriet.
    »Es liegt in der Natur der Dinge«, sagte Williams. »Warum kannst du nicht so einsichtig sein wie sie, mein Sohn?«
    Claude schwieg mit steinernem Gesicht.
    »Bin ich so abstoßend?« fragte ich.
    Da sah er mich an. Ich meine richtig, so daß mir heiß unter seinen Blicken wurde. Ich weiß, daß ich nicht abstoßend bin. Ich nehme an, daß ich schließlich errötete.
    »Du bist nicht abstoßend«, sagte er endlich. »Ich habe nur etwas dagegen, daß man mir mein ganzes Leben wie eine Schachpartie vorschreibt.«
    Unentschieden. Etwa eine Minute lang saßen wir in vollkommenem Schweigen. Dann wandte sich Williams an mich und sagte: »Nun, Miß Carlysle, ich nehme an, Sie fragen sich, was hier vor sich geht?«
    »Ich bin ja kein Idiot«, antwortete ich. »Das hier ist eines der Null-Reservate.«
     
    »Ganz richtig«, stimmte er zu. »Aber es ist mehr als nur das. Sie haben gelernt, wie unsere Talente aus Strahlungsmutationen hervorgegangen sind. Wissen Sie auch, was den extrem von der Norm Abweichenden erwartet?«
    Natürlich wußte das jedes Schulkind, und
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