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Herrscher der Erde

Herrscher der Erde

Titel: Herrscher der Erde
Autoren: Frank Herbert
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warf er einen Blick auf sie. »Allerdings nicht über ...«
    »Sie haben mir nicht gesagt, weshalb ich das Vergnügen habe.«
    Miß Walker runzelte nachdenklich die Stirn. »Eigentlich ist es dumm von mir.«
    »Wahrscheinlich«, dachte Paul, aber laut sagte er: »Keineswegs. Sagen Sie mir, was Sie auf dem Herzen haben.«
    »Nun, es handelt sich um einen Gedanken, der mir kam, als mir meine Freunde erzählten, was ich auf der Bühne tat.« Sie lächelte verzerrt. »Es fiel mir ungemein schwer zu glauben, daß sich nicht tatsächlich eine Straßenbahn auf der Bühne befand. Und ich bin noch immer nicht vollständig davon überzeugt. Vielleicht bedienten Sie sich einer Attrappe und einer Gruppe von Schauspielern. Ach, ich weiß nicht!« Sie schüttelte den Kopf und verbarg ihre Augen mit der Hand.
    Die Art, wie sie »ich weiß nicht« sagte, erinnerte Paul an seine eigene Idee – die Idee. Er beschloß, Miß Walker rasch abzufertigen, um mehr Zeit zum Nachdenken zu haben, und seine Gedanken zu einem logischen Abschluß zu bringen. »Was ist mit der Straßenbahn?« fragte er.
    Ein Ausdruck der Verwirrung trat in das Gesicht des Mädchens. »Ich vermeinte, mich in einer wirklichen Straßenbahn zu befinden. Es gab kein Publikum und keinen Hypnotiseur. Nichts. Nur die Realität einer Fahrt mit der Straßenbahn und der Müdigkeit nach der harten Arbeit eines anstrengenden Tages. Ich sah die Menschen. Ich roch sie. Ich fühlte den Wagen unter meinen Füßen. Ich hörte die Münzen in der Tasche des Schaffners klirren und all die anderen Geräusche in einer Straßenbahn: das Sprechen der Passagiere, das Rascheln von Zeitungen. Ich sah den dicken Mann vor mir sitzen. Ich bat ihn, mir seinen Platz zu überlassen. Ich verspürte sogar Unbehagen dabei. Ich hörte seine Antwort und setzte mich auf seinen Platz. Er war warm, und ich fühlte, wie sich die Nachbarn an mich drückten. Es war alles äußerst real.«
    »Und was beunruhigt Sie?«
    Sie blickte von ihren Händen auf, die sie auf dem Schoß geknetet hatte. »Das beunruhigt mich. Die Straßenbahn. Sie war wirklich. Sie war so wirklich wie alles, was mir je begegnet ist. Sie war so wirklich wie die Situation jetzt. Ich glaubte an ihre Existenz. Und nun sagt man mir, daß sie nicht real war.« Wieder sah sie auf ihre Hände hinab. »Was soll ich glauben?«
    Dies kam der Idee ziemlich nahe, dachte Paul und fragte: »Können Sie Ihre Unruhe noch anders ausdrücken?«
    Sie blickte ihm gerade in die Augen. »Ja. Als meine Freunde mit mir sprachen, hatte ich einen Einfall. Ich fragte mich, ob all dies –« sie machte eine umfassende Handbewegung – »unser Leben, unsere Welt, alles, was wir sehen, fühlen, hören oder sonstwie wahrnehmen, dasselbe ist: eine hypnotische Illusion!«
    »Genau!« Paul hauchte das Wort.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte: Genau!«
    Sie zog die Brauen zusammen. »Warum?«
    Paul wandte sich ihr zu und stützte sich mit dem linken Ellbogen auf den Schminktisch. »Weil ich in demselben Augenblick, als ich Ihnen den posthypnotischen Befehl gab, der Ihre Illusion hervorrief, denselben Gedanken hatte.«
    »Du liebe Güte!«
    Paul drehte sich wieder dem Spiegel zu. »Ich frage mich, ob etwa auch etwas hinter Telepathie stecken mag.«
    Miß Walker sah in sein Spiegelbild, und das Zimmer hinter ihr schien kleiner zu werden. »Es war eine Idee, die ich nicht für mich behalten konnte. Ich erzählte sie meinen Freunden, einem Ehepaar, aber sie lachten bloß. Da beschloß ich auf der Stelle, hierher zurückzukommen, um mit Ihnen zu sprechen, und tat dies auch, ehe mich der Mut verließ. Schließlich sind Sie der Hypnotiseur und müßten etwas davon verstehen.«
    »Die Antwort ist nicht so leicht. Ich frage mich ...« Er wandte sich zu Miß Walker. »Haben Sie heute abend etwas vor?«
    Der Ausdruck ihres Gesichts wandelte sich. Sie sah ihn an, als hörte sie ihre Mutter flüstern: »Sei vorsichtig! Er ist ein Mann!«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte sie zögernd.
    Paul setzte sein gewinnendstes Lächeln auf. »Ich bin kein Schürzenjäger«, versicherte er. »Bitte. Ich komme mir vor, als habe mich jemand ersucht, den gordischen Knoten zu zerschneiden, aber ich will ihn lieber lösen. Doch dazu benötige ich Ihre Hilfe.«
    »Was könnten wir unternehmen?«
    Nun war es Paul, der zögerte. »Es gibt verschiedene Möglichkeiten, an das Problem heranzugehen. Wir in Amerika haben das Phänomen Hypnose nur oberflächlich studiert.« Er ballte eine Hand und schlug
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