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Herrscher der Erde

Herrscher der Erde

Titel: Herrscher der Erde
Autoren: Frank Herbert
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so sagte ich ihm, daß die Entwicklung auf den Durchschnitt abzielte, daß die Kinder von Genies meist weniger gescheit waren als diese. Allgemeinwissen.
    Dann kam der Alte mit einer Neuigkeit. »Die Talente verschwinden langsam«, sagte er.
    Ich saß einfach da und dachte eine Weile darüber nach. Ich hatte selbst bemerkt, daß es in der letzten Zeit nicht mehr so leicht war, einen Porter aufzutreiben – selbst einen von der Sorte der alten Knacker.
    »In jeder Generation gibt es mehr Kinder ohne Talente oder mit nur schwach ausgeprägten«, fuhr Williams fort. »Es wird nie so weit kommen, daß sie ganz verschwinden, aber die wenigen übrigen werden für spezielle Aufgaben im allgemeinen Interesse gebraucht werden.«
    »Wollen Sie damit sagen, meine Kinder werden wahrscheinlich Nulls sein?« fragte ich.
    »Nehmen Sie doch Ihre Familie her!« meinte er. »Ihre Großtante war ein Präkog. Gab es noch weitere in der Verwandtschaft?«
    »Nein, aber ...«
    »Das Präkog-Talent ist ein Extrem«, fuhr er fort. »Davon sind weniger als tausend übrig. Von meiner Kategorie gibt es neun. Ich glaube, ihr nennt uns die Großen Alles .«
    »Aber wir müssen etwas tun«, sagte ich. »Sonst ist die Welt hinüber!«
    »Wir tun auch etwas. Hier und in acht weiteren Reservaten, die auf der ganzen Welt zerstreut sind. Wir fördern wieder die technischen Fertigkeiten und das mechanische Geschick, das die Stütze der vortalentlichen Zivilisation war. Wir bewahren die Instrumente auf, die den Wiederaufstieg jener Zivilisation ermöglichen werden.«
    Er hob eine warnende Hand. »Aber wir müssen im geheimen arbeiten. Die Welt ist für diese Informationen nicht gerüstet. Sie würden eine schreckliche Panik auslösen.«
    »Nun, Sie sind ja ein Präkog. Was wird geschehen?« fragte ich.
    »Leider kann dies keiner von uns feststellen«, antwortete er. »Entweder handelt es sich um eine unstabile Linie, oder aber es besteht ein Hindernis, das keiner von uns überwinden kann.« Er schüttelte den Kopf, und der Spitzbart zitterte. »Die Zukunft ist in eine Wolke gehüllt, die wir nicht zu durchdringen vermögen. Keiner von uns.«
    Das machte mir Angst. Mag sein, daß einem ein Präkog unheimlich ist, doch ist es auch beruhigend zu wissen, daß es eine Zukunft gibt, in die jemand sehen konnte. Nun war es so, als gäbe es plötzlich keine Zukunft mehr. Mir kamen ein wenig die Tränen.
    »Und unsere Kinder werden Nulls «, klagte ich.
    »Das ist nicht so sicher«, beruhigte Williams mich. »Vielleicht einige, aber wir haben uns die Mühe gemacht, Ihre und Claudes Erbanlagen zu vergleichen. Es besteht eine große Wahrscheinlichkeit, daß eure Nachkommen Präkogs, Tele oder beides sein werden. Die Chancen stehen siebzig zu dreißig dafür.« So etwas wie ein Flehen schlich sich in seine Stimme ein. »Die Welt wird diese Chance brauchen!«
    Claude kam zu mir und legte mir die Hand auf die Schulter, was mir ein Kribbeln über den Rücken jagte. Plötzlich las ich für kurze Zeit seine Gedanken und sah, wie wir einander küßten. Ich bin kein richtiger Tele, doch wie ich schon sagte, erhasche ich zeitweise einen Blick.
    Claude gab nach. »Okay. Es hat wohl keinen Sinn, gegen das Unabwendbare anzukämpfen. Wir heiraten.«
     
    Es gab keine weiteren Argumente mehr. Wir begaben uns in einen anderen Raum, wo bereits ein Priester und Ringe auf uns warteten.
    Danach durfte Claude mich küssen. Ich hatte Schwierigkeiten, mit der Tatsache vertraut zu werden, verheiratet zu sein. Mrs. Claude Williams. Aber so ist es wohl mit dem Unabwendbaren, nehme ich an.
    Danach nahm mich mein Schwiegerpapa am Arm und erklärte mir, daß noch eine Vorsichtsmaßnahme zu treffen sei. Es bestand stets die Gefahr, daß ein skrupelloser Tele in meinen Gedanken bohren könnte.
    Ich bekam also eine Narkose, und als ich daraus erwachte, besaß ich ein Silbernetz in meinem Schädel. Es juckte ein wenig, doch sagte man mir, das würde vorübergehen. Ich hatte davon gehört. Man nannte es eine Decke.
    Mensor Williams sagte: »Geh jetzt heim, und hol dir deine Sachen. Du brauchst deinen Eltern nur zu erzählen, du habest eine Staatsanstellung erhalten. Komm so rasch wie möglich wieder zurück!«
    »Besorg mir einen Porter«, bat ich.
    »Das Grundstück ist gegen Teleporter abgeschirmt«, erklärte er. »Ich werde dich in einem Turbojeep schicken müssen.«
    Und das tat er auch.
    Binnen zehn Minuten war ich daheim.
    Da war es neun Uhr, und mein Vater wartete an der Tür. »Kommt eine
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