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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Wo die Kerle auf dem Hof die guten Möbel des Hauses zusammengetragen hatten, verteidigte Christopher sich gegen zwei Männer. Einer davon war alt und vornehm gekleidet, sein weißer Spitzbart reichte ihm bis auf die Brust. Lenz lief los, wich zwei, drei sich schlagenden Grüppchen aus und erwischte den Spitzbart, bevor der ihn bemerkte. Er legte ihm das Rapier an die Kehle und riss ihm gleichzeitig den linken Arm im Rücken hoch, sodass der alte Mann vor Schmerz aufschrie. »Lieber Onkel. Endlich lernen wir uns kennen.«
    Christopher nutzte die Überraschung des zweiten Mannes, um ihm das kurze Schwert aus der Hand zu schlagen, und stellte ihn ruhig.
    »Sag deinen Ratten, sie sollen sich ergeben«, befahl Lenz.
    »Mit dem Teufel bist du im Bund, Hundsfott«, keuchte Graf Ferdinand mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    Kurz darauf beendete er den Kampf mit einigen lauten Befehlen. Seine Männer wurden zusammengetrieben und entwaffnet. Lenz hätte sie mit vorgehaltenen Pistolen zum Wassertragen und Löschen gehetzt, wenn er nicht bemerkt hätte, dass der Qualm dünner wurde.
    Auch Curd war das nicht entgangen. Er schickte zwei seiner Männer, um herauszufinden, was es mit dem Feuer auf sich hatte. Sie banden sich Hemden der Unterlegenen vor die Nasen und tauchten durch die vordere Tür in den nachlassenden Rauch. Als sie wieder erschienen, schleifte jeder von ihnen einen leblosen Mann aus dem Haus.
     
    Die Frauen hatten Dierk noch einmal hinaufgeschickt, angehalten zu äußerster Vorsicht. Ada hatte sich von ihm und Luise überreden lassen, auf seinen Bericht zu warten, bevor sie entschied, ob sie sich stellen würde.
    Der Junge schlug bei seiner Rückkehr ungestüm gegen die Steinplatte. »Wir sind gerettet. Onkel Curd und die Herren sind mit den Männern zurück. Sie haben die Oberhand.«
    Ada juchzte auf, und sogar Luise lachte erleichtert, als sie ein letztes Mal die Steinplatte verschoben. Glücklich kletterten beide aus dem stickigen Loch, und Ada umarmte inmitten der Totengebeine Dierk, der sich lachend wehrte. Luise hielt schützend die Kerze in die Höhe, damit sie in ihrem Übermut nicht die Flamme trafen.
    Ihre Fröhlichkeit erstickte mit einem Schlag, als auf der Treppe der Gruft ein Mann erschien. Erschrocken erstarrte Ada in der Umarmung mit Dierk. Luise dagegen blies geistesgegenwärtig die Kerze aus und huschte gebückt hinter einen der Steinsärge. Daraufhin ließ Dierk sich auf alle viere fallen und krabbelte in einen anderen Winkel, Ada wich lautlos in die Ecke vor der Durchgangsnische zurück und kauerte sich zusammen. Obwohl ihre Augen sich so an die Finsternis gewöhnt hatten, dass sie weit mehr sah als am Anfang der Zeit im Versteck, hatte sie nur die Statur des Mannes erkennen können. Die Haltung seines Armes ließ auf eine Pistole schließen.
    Die Statur ähnelte der von Lenz, aber davon würde sie sich nicht noch einmal täuschen lassen.
    »Seid ihr also doch hier unten in dem dreckigen Totenloch«, sagte Wilhelm Vogt und tauchte mit gleicher Geschmeidigkeit hinter einen Steinsarg wie Luise und Dierk.
    Für eine Weile regte sich nichts in der Gruft, die Stille war drückend. Adas Verstand arbeitete fieberhaft. Bekam er sie in seine Gewalt, würde er sie als Geisel benutzen, um davonzukommen. In der Pistole hatte er einen Schuss, wenn er überhaupt einen hatte, und im Dunkeln würde er nicht nachladen können. Wenn sie ihn dazu brachten, dass er den Schuss vergeudete, hatten sie gute Aussichten zu entkommen. Es sei denn, er hätte eine zweite geladene Waffe im Gurt.
    Luise musste zum gleichen Schluss gekommen sein. Ihre schattenhafte Gestalt streckte sich und tastete hinter ihr in einer Nische. Es raschelte, als sie zugriff, daraufhin scharrte es auch dort, wo Vogt hockte. Luise warf, was sie gefunden hatte. Ada hielt die Luft an. Der Aufprall ließ ahnen, womit sie warf, es war ein knöchernes Geräusch. Wieder bewegte sich Vogt.
    Es kostete sie Überwindung, aber Ada kroch näher zur nächsten Nische, um es Luise nachzumachen und etwas zum Werfen zu finden.
    Der Schuss fiel, bevor sie zu einem Knochen greifen konnte, und Luise schrie vor Schmerz. Gleichzeitig sprang Vogt auf. Sein düsterer Schatten stürmte durch die Gruft dorthin, wo Luise geschrien hatte. Ada warf sich in seinen Weg. Sein Stiefel traf sie schmerzhaft in die Seite, bevor er stürzte.
    Dann war Dierk neben ihr und schlug Vogt etwas auf den Kopf, während Ada sich aufrappelte. »Luise?« Luises Wimmern verriet immerhin, dass sie
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