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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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des grausigen Kellers, in einer Nische mit einem steinernen Sarg, lag der Durchgang zu ihrem Versteck. Eine weitere Steinplatte musste verschoben werden.
    Inzwischen klapperten Ada die Zähne, so sehr zitterte sie vor Aufregung und Kälte. Es war hier unten viel kälter als draußen. Sie stiegen noch weiter hinab, bis zu einer Holztür, die halb offen stand.
    Der Raum war klein, so wie Luise gesagt hatte. Es gab Steinbänke, auf denen sechs Erwachsene sitzen konnten. Zwei weitere fanden mit einigen Körben auf dem Boden Platz, dann konnte man sich kaum noch rühren.
    Es gab keine Geräusche außer denen der Anwesenden, kein Licht außer dem von zwei Kerzen. Ada begriff, warum Luise und ihre Schwester es damals nicht lange genug ausgehalten hatten. Es war schlimmer als die Gruft, tiefer unten, enger, erstickender. Sofort hatte sie das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Zwei von den Kindern schluchzten.
    Dierk stand an die Wand gelehnt, am schmalen Ende der Kammer. Er hielt die zweite Kerze. Den Altarleuchter hatte er abgestellt.
    Luise blies ihre Kerze aus, dann setzte sie sich Tilde Flügge gegenüber auf die Bank und klopfte auf den Platz neben sich. »Setzt Euch. Das Warten hier ist am leichtesten, wenn man die Augen zumacht und sich einredet, dass man schläft.«
    »Wie erfahren wir, ob wir wieder herauskönnen?«, fragte Dierk. Ada hörte, dass er mit dem Grauen kämpfte, so wie sie selbst es tat.
    Luises Schultern sackten nach vorn, sie stützte den Kopf in die Hände. »Wir erfahren es nicht.«
    Das Schluchzen der Kinder wurde lauter, Marie, die ältere Schwarke-Tochter, atmete hörbar ein, und Dierk stöhnte leise.
    »Ach was, Dierk«, sagte Ada mit aller Zuversicht, die sie vorspielen konnte. »Wir schicken dich alle paar Stunden hinauf, und du siehst heimlich nach, was sie treiben. Du bist doch findig genug, dich nicht erwischen zu lassen.«
    Dierk entspannte sich ein wenig. »Ganz bestimmt bin ich das.«
     
    Das Pferd des von Lenz erschossenen Kaiserlichen Kürassiers war nicht weit gelaufen, nachdem es seinen Reiter verloren hatte. Als erprobtes Kriegspferd hatte es die Nervenstärke, vielleicht auch Dummheit oder schlicht Taubheit, den Kopf zu senken und zwischen den Toten und Sterbenden Gras zu rupfen.
    Es war so beschäftigt damit, dass es noch ein letztes Maulvoll nahm, als Christopher es schon am Zügel hatte. Er brachte es zu Lenz, der ihnen entgegenrannte, immer wieder in Senken und hinter Erhebungen abtauchend.
    Sie waren beide zu Pferd, bevor die dichte Linie der Schweden sie erreichte. Lenz hatte seine Mühe damit, das träge Schlachtross vom Rennen zu überzeugen, doch letztlich ließ es sich von Christophers Hengst anstiften und streckte sich im Galopp.
    Curds Söldner und die mit ihnen verbündeten Schweden hatten sie mittlerweile bemerkt und kamen ihnen zu Hilfe. Inmitten ihres schützenden Pulks gelangten sie endlich an den Rand des Schlachtfeldes, wo sie sich vor einem Gesträuch einrichteten und das Vorbeiziehen des Heeres abwarteten. Der großnasige Schwedenhauptmann empfahl sich, ließ aber sechs seiner Leute da.
    »Wie habt ihr den Hauptmann auf unsere Seite gezogen?«, fragte Lenz leise auf Englisch, und Christopher antwortete ebenso.
    »Er hat auf Wenthe Fourage gefordert. Ada hat ihn bestochen, damit er dich in Schutz nimmt, falls du ihm begegnest.«
    Einen Augenblick lang glaubte Lenz, die englische Sprache nicht mehr richtig zu verstehen. Seine ehrbare kleine Ada hatte schwedische Soldaten bestochen? »Wann hast du sie gesehen? Geht es ihr gut?«
    »Es ist auf Wenthe einiges vorgefallen. Stechinelli hat Gotthard Lobeke erschossen, während Ada mit ihnen in einem Raum war. Aber sie schien damit besser fertig zu werden als mit der Sorge um dich.«
    Lenz konnte seinen Blick nicht aushalten und beobachtete die Krähen und Raben, die sich am Himmel sammelten. Hier und dort saßen sie schon am Boden und begannen ihr widerliches Werk. Lenz fragte sich, ob die Schweden Gräber ausheben würden oder die Arbeit anderen überließen. »Ich hatte wenig Hoffnung, noch einmal lebend davonzukommen. Graf Ferdinand hat große Geschenke verteilt, um mein Ableben zu sichern. Ich möchte so schnell wie möglich nach Wenthe. Wahrscheinlich wird er versuchen, Ada aus dem Weg zu räumen.«
    »Es wird bald dunkel. Heute kommen wir nicht mehr weit.«
    »Werden die Männer hier uns begleiten? Wenn wir ein paar Schweden dafür gewinnen könnten, würden wir schneller und sicherer
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