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Herrin der Finsternis Roman

Titel: Herrin der Finsternis Roman
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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Schicksalsgöttinnen.
    Er hob seine Hände zum Mund und zerbiss die Fessel.
    »Dafür werden Sie büßen«, drohte ein Daimon.
    Mit befreiten Händen sprang Vane in den Sumpf zurück, tauchte unter und schwamm durch die schlammigen Tiefen, bis er einen umgestürzten Baum fand und einen dünnen Ast abbrach.
    Dann schwamm er zu der Stelle, wo Fang festgehalten wurde. Als er aus dem Wasser schnellte, sah er, wie zehn Daimons das Blut seines Bruders tranken. Einen stieß er mit einem Fußtritt beiseite, einen zweiten packte er am Hals und bohrte ihm seinen improvisierten Dolch ins Herz. Prompt zerfiel die Kreatur zu Staub. Die anderen wollten sich auf ihn werfen.
    »Einer nach dem anderen!«, rief Vane. »Am besten stellt ihr euch an.«
    Spöttisch lachte der Daimon, der ihm am nächsten stand. »Ihre Macht ist gefesselt, Wolf.«
    »Erzählen Sie das dem Leichenbestatter.« Vane stürzte sich auf ihn, und der Daimon sprang zurück, aber nicht weit genug.
    An Kämpfe gegen Menschen gewöhnt, bedachte er nicht, dass Vane dank seiner Physis zehnmal so weit springen konnte. Seine psychische Stärke brauchte er gar nicht. Denn seine animalische Kraft genügte, um diesen Gegner zu erledigen. Er erstach den Daimon, pulverisierte ihn und wandte sich zu den anderen.
    In geballter Formation kamen sie auf ihn zu. Doch das funktionierte nicht. Die Siege der Daimons beruhten großteils auf ihrer Taktik, ohne Vorwarnung anzugreifen und ihre Opfer in Panik zu versetzen. Auch diesmal hätte das geklappt, wäre Vane nicht mit ihnen verwandt gewesen und von der Wiege an auf diese Strategie hingewiesen worden. Deshalb begegnete er ihnen leidenschaftslos und entschlossen, was ihm letzten Endes zum Triumph verhelfen würde.
    Zwei weitere Daimons zerfetzte er mit einem Ast, während Fang reglos im Wasser lag. Beinahe geriet Vane in Panik. Aber er verdrängte dieses gefährliche Gefühl.
    Nur wenn man ruhig blieb, konnte man einen Kampf gewinnen.
    Ein Daimon traf ihn mit einem Blitzstrahl, der ihn in den Sumpf jagte. Als Vane gegen einen Baumstumpf prallte, brannte ein heftiger Schmerz in seinem Rücken, und er schrie gepeinigt auf. Aus reiner Gewohnheit wollte er mit seiner üblichen Macht zurückschlagen, was das Halsband mit einem gewaltigen Elektroschock verhinderte. Erbost verfluchte er die neuen Qualen, dann ignorierte er sie. Er richtete sich auf und attackierte zwei Daimons, die zu seinem Bruder eilten.
    »Kapitulieren Sie noch immer nicht?«, fragte einer der beiden.
    »Warum geben Sie nicht auf?«
    Der Daimon sprang zu ihm. Im Wasser untergetaucht, riss Vane ihn von den Beinen.
    Verbissen rangen sie miteinander, bis Vane den Ast in die Brust seines Widersachers stieß. Da floh die restliche Bande.
    Vane stand im Dunkeln und lauschte den plätschernden Geräuschen nach, die sich schnell entfernten. In seinen Ohren rauschte das Blut.
    Erst jetzt überließ er sich seinem wilden Zorn. Seinen Kopf in den Nacken geworfen, stieß er ein Wolfsgeheul aus, das gespenstisch durch den Nebel über dem Bayou hallte.
    So unmenschlich und voller Hass, hätte der unheimliche Schrei sogar Voodoo-Experten veranlasst, in Deckung zu gehen.
    Sobald er sicher sein konnte, dass die Daimons endgültig verschwunden waren, watete er zu Fang, der sich noch immer nicht rührte. Fast blind vor Verzweiflung, stolperte er durch das Wasser und kannte nur einen einzigen Gedanken. Sei nicht tot!
    In seiner Fantasie sah er den leblosen Körper seiner Schwester, spürte ihre Kälte an seiner Haut. Beide zu verlieren, das ertrug er nicht. Es würde ihn umbringen.
    Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er Fangs idiotische Kommentare hören, irgendetwas aus dem Mund seines Bruders. Vor seinem geistigen Auge entstanden Bilder, als er sich an den Tod seiner Schwester erinnerte. Am Vortag war sie von den Daimons ermordet worden. Fang muss leben, sagte er sich, von verzehrendem Schmerz erfüllt.
    »Ihr Götter, ich flehe euch an«, keuchte er, während er sich seinem Bruder näherte. Ich kann ihn nicht verlieren. Nicht so …
    Blicklos starrte Fang zum Vollmond hinauf, der ihnen gestattet hätte, den Sumpf im Zeitsprung zu verlassen, wären sie nicht von den Halsbändern entmachtet worden. Bisswunden übersäten seinen Körper.
    »Komm schon, Fang!« Abgrundtiefe Trauer drohte Vanes Herz zu zerreißen. »Sei nicht tot!« Seine Stimme brach, als er mit den Tränen kämpfte. Statt zu weinen knurrte er: »Wage es bloß nicht zu sterben, du Arschloch!«
    Er zog seinen Bruder an
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