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Herrin der Finsternis Roman

Titel: Herrin der Finsternis Roman
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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weg. »Diese Genugtuung gönne ich ihm nicht.«
    Sie warf den Brief in den Mülleimer. Entschlossen holte sie den Staubsauger hervor. Ihre kleine Boutique musste dringend sauber gemacht werden.
    Du hast erst vor Kurzem staubgesaugt.
    Nun, sie würde staubsaugen, bis der verdammte Teppich wie ein fadenscheiniger Fetzen aussah.
    Vane Kattalakis fühlte sich beschissen. Soeben hatte er die Praxis der guten – dieses Wort benutzte er voller Groll – Psychologin Grace Alexander verlassen. Sie hatte ihm erklärt, nichts auf der Welt könnte seinen Bruder heilen, solange er sich weigerte zu genesen.
    So etwas wollte Vane nicht hören. Dieses Psycho-Gelaber mochte den Menschen helfen, nicht aber den Wölfen, die ihre blöden Ärsche vor Problemen schützen mussten.
    Seit er seinen Bruder Fang in der Mardi-Gras-Nacht aus dem Sumpf geschleppt hatte, waren sie im Sanctuary untergetaucht. Diese Bar gehörte den Katagaria-Bären, die alle Gestrandeten aufnahmen, ganz egal welcher Couleur – Daimons, Apolliten, Dark Hunter, Dream Hunter oder Were Hunter. Solange man friedlich war und niemanden gefährdete, durfte man in der Bar und am Leben bleiben.
    Aber was immer die Peltier-Bären auch behaupteten, er kannte die Wahrheit. Seinem Bruder und ihm selbst drohte die Todesstrafe. Für sie beide gab es keinen sicheren Ort. Deshalb mussten sie verschwinden, bevor ihr Vater herausfand, dass sie noch lebten. Sobald er das erfuhr, würde er eine Mörderbande auf sie hetzen. Die könnte Vane erledigen, müsste er nicht einen hundertzwanzig Pfund schweren komatösen Wolf hinter sich her schleppen.
    Also brauchte er einen hellwachen, konzentrierten und vor allem kampfbereiten Fang. Aber nichts drang zu ihm durch. Reglos lag er im Bett.
    »Ich vermisse dich, Fang«, flüsterte er. Nur mühsam rangen sich die Worte aus einer engen Kehle. So schwierig war es auf dieser Welt, wenn man ganz allein war und niemanden hatte, mit dem man reden, dem man vertrauen konnte.
    So inständig wünschte er sich, seine Schwester und sein Bruder wären wieder bei ihm. Dafür würde er sogar seine Seele opfern.
    Aber sie hatten ihn verlassen. Nur er war übrig geblieben.
    Seufzend steckte er seine Hände in die Hosentaschen, während er durch das French Quarter ging und die Iberville Street erreichte.
    Warum sorgte er sich überhaupt? Sollte sein Vater ihn doch einfach schnappen. Welche Rolle spielte das schon?
    Aber er hatte sein Leben lang gekämpft. Etwas anderes kannte er nicht. Er konnte sich nicht wie Fang hinlegen und auf den Tod warten. Deshalb musste es irgendetwas geben, das seinen Bruder aus dem Koma reißen würde, etwas, das neue Lebensgeister in ihnen beiden weckte.
    Vane blieb vor einem der Frauenläden stehen. Davon wimmelte es im French Quarter. Dieser lag in einem großen Ziegelgebäude mit schwarzem und burgunderrotem Dekor. Hinter der gläsernen Fassade sah er lauter feminines Zeug, zarte Spitze, Seide und Nippes.
    Aber es war nicht die Ware, die seine Aufmerksamkeit erregte, sondern sie.
    Niemals hatte er erwartet, diese Frau wiederzusehen.
    Bride.
    Nur ein einziges Mal war er ihr begegnet, nur ganz kurz, während er Sunshine Runningwolf auf dem Jack-son Square bewacht hatte. Dort verkaufte sie den Touristen ihre Kunstwerke. Ohne ihn wahrzunehmen, kam Bride zu ihr, und die beiden unterhielten sich ein paar Minuten.
    Danach verschwand Bride aus seinem Leben. Er wollte ihr folgen. Doch er wusste es besser. Die Menschen passten nicht zu Wölfen. Schon gar nicht zu Wölfen, die so viel Mist bauten wie er. Also war er untätig sitzen geblieben, obwohl ihn alle Moleküle in seinem Körper gedrängt hatten, ihr nachzulaufen.
    Nie zuvor hatte er eine so schöne Frau gesehen.
    Und sie war immer noch bildschön. Ihr dunkelrotes Haar war am Oberkopf zu einem unordentlichen Knoten geschlungen, aus dem dünne Löckchen herabhingen und ihrem Porzellangesicht schmeichelten. In einem langen schwarzen Kleid, das ihre Figur locker umfloss, rollte sie einen Staubsauger über den Teppich.
    Bei ihrem Anblick regten sich alle animalischen Instinkte in seinem Innern. Ein urtümliches Gefühl. Fordernd.
    Hungrig.
    Das Gefühl missachtete seinen Verstand.
    Gegen seinen Willen musste er zu ihr gehen. Erst als er die burgunderrote Tür öffnete, merkte er, dass sie weinte. Heller Zorn durchzuckte ihn. War die Misere seines eigenen Lebens noch nicht schlimm genug? Jemanden wie sie wollte er nicht weinen sehen.
    Bride hörte, wie jemand den Laden betrat, blickte von
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