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Herrin der Finsternis Roman

Titel: Herrin der Finsternis Roman
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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rasenden Herzschläge und ignorierte Fangs Verbalattacke. Endlich gelang es ihm, ein Bein um den Ast zu legen. Befreit atmete er auf, als seine blutigen Handgelenke von einem Teil des Gewichts erlöst wurden. Vor Erschöpfung keuchte er, während Fang seine Tirade fortsetzte.
    Der Ast knackte gefährlich, und Vane hielt wieder den Atem an, voller Angst, bei jeder weiteren Bewegung würde das Holz brechen und ihn in den stinkenden grünen Sumpf hinabschleudern.
    Plötzlich wirbelten die Alligatoren das Wasser auf und stürmten davon.
    »O Scheiße«, zischte Vane. Das war kein gutes Zeichen. Seines Wissens würden die Krokodile nur aus zwei Gründen verschwinden. Entweder kam der Dark Hunter namens Talon, der im Sumpf lebte, nach Hause und beorderte sie zu sich. Aber das war unwahrscheinlich, weil er gerade im French Quarter die Welt rettete. Und die andere, viel unangenehmere Möglichkeit war, dass Daimons auftauchten, diese wandelnden Leichen, die zum Töten verdammt waren, um ihr künstlich verlängertes Leben zu erhalten. Nur Were Hunter ermordeten sie noch lieber als Menschen.
    Da ein Were Hunter jahrhundertelang lebte und magische Kräfte besaß, war seine Seele jener eines durchschnittlichen Menschen weit überlegen. Denn sie würde einen Daimon zehnmal länger am Leben erhalten. Ein spezielles Geschenk, gewissermaßen ein besonderer Leckerbissen für die Untoten.
    Es gab nur eine einzige Möglichkeit, wie die Daimons Fang und Vane an diesem unwirtlichen Ort im abgeschiedenen Sumpf gefunden hatten, den die Widerlinge normalerweise mieden. Jemand hatte ihnen die Brüder als Opfer angeboten, damit sie das Katagaria-Rudel verschonten.
    Wer das gewesen war, daran gab es keinen Zweifel. »Fahr zur Hölle!«, schrie Vane in die Finsternis, obwohl sein Vater ihn nicht hörte. Aber irgendwie musste er Dampf ablassen.
    »Was habe ich denn verbrochen?«, fragte Fang empört. »Abgesehen von meiner Schuld an deinem verfrühten Tod.«
    »Dich meine ich nicht.« Vane bemühte sich, sein anderes Bein hochzuheben, damit er seine Hände befreien konnte.
    Da sprang irgendetwas aus dem Sumpf in die benachbarte Zypresse. Vane drehte seinen Körper seitwärts und sah einen großen, dünnen Daimon weiter oben auf einem Ast stehen.
    Die hungrigen Augen voller Belustigung, ganz in Schwarz gekleidet, starrte der blonde Daimon auf ihn herab und schnalzte mit der Zunge. »Sie sollten sich über meinen Anblick freuen, Wolf. Immerhin sind wir die Einzigen, die Sie befreien wollen.«
    »Fahren Sie zur Hölle!«, fauchte Vane.
    Der Daimon lachte, und Fang heulte.
    Dann beobachtete Vane eine Gruppe von zehn Daimons, die seinen Bruder von der Zypresse hinabzogen. Verdammt! Fang war ein Wolf und wusste nicht, wie man in Menschengestalt ohne magische Kräfte kämpfte. Und die vermochte er nicht zu nutzen, solange er das Halsband trug.
    Wütend schwenkte Vane seine Beine hoch, der Ast brach ab, und er fiel in den stinkenden Sumpf.
    Vane hielt den Atem an und presste die Lippen zusammen, um möglichst wenig von dem üblen Geschmack wahrzunehmen. Erfolglos versuchte er aufzutauchen. Doch das spielte keine Rolle, denn jemand packte sein Haar und zerrte ihn an die Oberfläche.
    Sobald sein Kopf aus dem Wasser ragte, gruben sich die Fangzähne eines Daimons in seine nackte Schulter. Knurrend rammte er seinen Ellbogen zwischen die Rippen des Ungeheuers und biss seinerseits zu.
    Kreischend ließ der Daimon ihn los.
    »Welch ein Kampfgeist!«, meinte eine Frau und watete zu ihm. »Sicher wird er mir ein längeres Leben verschaffen als dieser andere …«
    Ehe sie sich auf ihn stürzen konnte, riss er ihr die Beine weg und benutzte ihren schwankenden Körper als Sprungbrett, um dem widerlichen Schlammwasser zu entrinnen. Wie jeder gute Wolf hatte er starke Beine, die ihn jetzt zu einer Zypressenwurzel trugen.
    Sein nasses Haar hing ihm ins Gesicht. In seinem Körper spürte er die schmerzhaften Folgen des letzten Kampfs, der Prügel, die er von seinem Rudel bezogen hatte. Mondlicht schimmerte auf seiner feuchten Haut. Geduckt umfasste er die Wurzel, deren Silhouette sich vor dem Sumpf abzeichnete. Von den Bäumen hingen dunkle Flechten und spiegelten sich unheimlich in den trägen Wellen.
    Wie das Tier, das er war, beobachtete er die Feinde, die immer näher rückten. Diesen Bastarden würde er Fang oder sich selbst nicht ausliefern. Noch war er nicht tot, aber genauso verdammt wie die Daimons und wahrscheinlich noch viel wütender auf die
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