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Herrin der Dunkelheit

Herrin der Dunkelheit

Titel: Herrin der Dunkelheit
Autoren: Fritz Leiber
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Grenzwissenschaften, wie PSI, Astrologie, die Bücher von Charles Fort usw. Später betrachtete ich den ganzen paranormalen Kram mit immer größer werdender Skepsis. Ein Grund dafür liegt sicher dann, dass ich in den acht Jahren von 1924 bis 1932 an der Lake View High School (im Norden Chicagos) war und an der dortigen Uni hauptsächlich Vorlesungen in den Naturwissenschaften, Mathematik, Psychologie, Physiologie und Philosophie hörte. Das ist wohl dem Einfluss zuzuschreiben, den H. P. Lovecraft auf mich ausübte, ein Materialist und Meister der streng wissenschaftlichen Verfahrensweise: Auch ein Grund waren die Bücher von Martin Gardner, vor allem das ausgezeichnete Fads and Fallacies in the Name of Science. Letztendlich ist für meine Abkehr wohl auch der Umstand verantwortlich zu machen, dass mir nie ein paranormales Ereignis widerfuhr – obwohl ich mein Leben lang darauf gewartet habe.
    Heutzutage glaube ich nicht mehr an die Existenz von Dämonen, Kobolden und Geistern, die die Wege des Menschen beeinflussen sollen. Aber ich weiß, dass wir nicht einmal den milliardsten Bruchteil dessen verstehen, was im Kosmos vor sich geht. Da gibt es natürlich jede Menge Platz für alle Arten von Spekulationen, besonders in den Gefilden der Phantastik. Eine Kurzgeschichte oder ein Roman mögen auf der Prämisse beruhen, dass der Autor die Realität seines täglichen Lebens anzweifelt. Aber wenn seine Charaktere so angelegt sind, dass sie für den Autor real und dreidimensional sind, und wenn er die Geschichte mit seinem Herzblut schreibt, dann kann er auf so viele tiefe Einblicke in das Wesen des Menschen stoßen wie jeder andere Autor jeder Art von Fantastik; der Sache nach sind diese Einsichten identisch. Somit ist die Form, wie jede Generation ihre eigenen übernatürlichen Geheimnisse entwickelt, nicht aus einer metaphysischen, sondern aus einer psychologischen oder soziologischen Einsicht geboren – zumindest stellt es sich mir heute so dar.
    PAUL WALKER: Obwohl Sie einige sehr gute Romane geschrieben haben, liegt Ihr größter Erfolg bei Ihren Kurzgeschichten, wie Space Time for Springers 10 und Ship of Shadows 11 . Haben Sie eine besondere Vorliebe für Kurzgeschichten? Und wenn ja, warum?
    FRITZ LEIBER: Es ist sehr schwierig, die Stimmung von übernatürlichem Horror über die Länge eines Romans aufrechtzuerhalten. Mir will auch kein Beispiel für einen gelungenen Versuch einfallen. Und seit die SF sich für Ideen, Meinungen und Spekulationen interessiert (und das, was unmöglich scheint, möglich macht), ist sie ebenfalls mehr für Kurzgeschichten geeignet – wahrscheinlich aber nicht in dem Maße wie das Horror-Genre.
    So in der Mitte meiner Schriftstellerlaufbahn bemühte ich mich, meine Geschichten komprimierter zu schreiben. Daraus entstanden z. B. folgende Kurzromane: The Creature from Cleveland Depths The Night of the Long Knives, Poor Superman und The Silver Eggheads. Aus allen hätte ich auch einen Roman machen könnten (zumindest bei Eggheads habe ich das auch getan 12 ).
    Damals hatte ich eben diesen Drang, Geschichten mit so wenig Worten wie möglich zu schreiben. Außerdem hatte ich keine Lust mehr, die ganzen Notizen und Vorarbeiten zu machen, die für einen Roman notwendig sind. Das ist mir bewusst geworden, als ich versuchte, einen Kriminalroman zu schreiben. Ich mag diese Literatur aber ich kann so etwas (wie es scheint) nicht schreiben. Überhaupt verlangen Kriminalromane eine exaktere Planung als andere Sachen.
    PAUL WALKER: In The Silver Eggheads schildern Sie Schreibautomaten und einen Einfaltspinsel, der große Ähnlichkeit mit Hemingway hat. Im Nachhinein erscheint mir diese Geschichte fast so, als wollten Sie Ihren ganzen Groll loswerden, den Sie damals gegen die Fantastik hegten. Ist das richtig? Um was ging es da im einzelnen?
    FRITZ LEIBER: Nein, ganz bestimmt war es nicht so. Alle Einheitsschreiber (eigentlich wirkliche Fließbandschreiber) in The Silver Eggheads haben sich selbst mit Kombinationen aus den Namen bedeutender Schriftsteller geschmückt. Homer Hemingway zum Beispiel hat keine Ähnlichkeit mit Ernest Hemingway und stand auch nicht für Hemingway. Ich hege genauso wenig Groll gegen Hemingway wie gegen Homer oder gegen die anderen Autoren, aus deren Namen ich einen Misch nasch gemacht habe – wie zum Beispiel die Ibsen-Frau. Gerade Henrik Ibsen ist einer meiner Lieblings-Dramatiker. Ich habe Hemingways The Sun Also Rises, For Whom the Bell Tolls, A Farewell to Arms etc.
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