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Herrin der Dunkelheit

Herrin der Dunkelheit

Titel: Herrin der Dunkelheit
Autoren: Fritz Leiber
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gesehen hatte, und die ein wichtiger Bestandteil (A) des Fluchs war und vor fast vierzig Jahren von dem alten Thibaut de Castries versteckt worden war, um ihre Aufgabe zu erfüllen beim Drehpunkt (O) in – Franz erschauerte und warf einen raschen Blick auf die Nummer an seiner Wohnungstür – 607 Rhodes.

 
30
     
    Am nächsten Tag verbrannte Gun die Grand Cipher auf Franz’ hartnäckiges Drängen hin, dem sich Cal und Saul anschlossen, aber erst, nachdem er alle Seiten auf Mikrofilm abgelichtet hatte. Seitdem hat er sie immer wieder in seine Computer gesteckt und von mehreren Semantikern und Linguisten untersuchen lassen, ohne jedoch den geringsten Fortschritt beim Brechen ihres Code zu erzielen, falls es einen Code geben sollte. Vor kurzem hatte er den anderen erklärt: »Es hat fast den Anschein, als ob Thibaut de Castries hier eine Art mathematisches Irrlicht geschaffen hat – eine Zusammenstellung völlig unzusammenhängender Zahlen.« Es stellte sich heraus, dass das Buch genau fünfzig verschiedene Symbole enthielt. Cal wies darauf hin, dass fünfzig die Gesamtzahl der Gesichter aller fünf pythagoräischen oder platonischen Körper war. Aber als sie gefragt wurde, welche Bedeutung das im Zusammenhang mit de Castries Buch haben könnte, zuckte sie nur die Achseln.
    Anfangs hatten Gun und Saul sich ernsthaft gefragt, ob Franz nicht vielleicht in einer Art vorübergehendem psychotischen Anfall seine Bücher und Papiere selbst zerrissen hatte. Aber dann sahen sie ein, dass das unmöglich war, vor allem in einer so kurzen Zeitspanne. »Das Zeug ist fast zu Konfetti zerfetzt worden.«
    Gun hatte einiges von dem seltsamen Konfetti als Muster aufgehoben – ›unregelmäßig geformte Fetzen, durchschnittlicher Querschnitt drei Millimeter, nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Abfall aus einer Akten-Vernichtungsmaschine.‹ (Und das schien den Verdacht zu widerlegen, dass Guns Aktenfresser oder irgendein supersubtiles italienisches Modell irgendeine Rolle gespielt haben mochten.)
    Gun nahm auch Franz’ Fernglas auseinander (unter Hinzuziehung seines optisch versierten Freundes, der unter anderem den berühmten Kristall-Schädel untersucht und als Schwindel entlarvt hatte), doch sie konnten keine Spur irgendeiner Manipulation feststellen. Der einzige bemerkenswerte Umstand war die Gründlichkeit, mit der die Linsen und Prismen zertrümmert worden waren.
    Gun fand einen Fehler in dem detaillierten Bericht, den Franz ihm übergeben hatte. »Man kann im Mondlicht keine Spektralfarben sehen«, korrigierte er. »Die Retina des menschlichen Auges ist dazu nicht empfindlich genug.«
    Franz erwiderte ein wenig scharf: »Die meisten Menschen können auch niemals den grünen Blitz der untergehenden Sonne sehen. Aber doch ist er manchmal da.«
    Sauls Kommentar war: »Ihr könnt mir glauben, dass in jeder Bemerkung von Verrückten ein Körnchen Wahrheit steckt.«
    »Von Verrückten?«
    »Wir alle sind verrückt.«
     
    Er und Gun leben nach wie vor in 811 Geary Street. Sie haben keine weiteren paramentalen Phänomene erlebt – jedenfalls bis jetzt nicht.
    Auch die Luques leben noch dort. Dorotea bewahrt die Existenz der Besenkammern als streng gehütetes Geheimnis, besonders vor dem Eigentümer von 811. »Er versuchen, sie zu vermieten, wenn davon wüsste.«
    Fernandos Schilderung, wie sie schließlich von ihr und Cal interpretiert und übersetzt wurde, war enttäuschend einfach: Er hatte die verschlossene Nische im unteren Wandteil der Besenkammer entdeckt, als er die dort abgestellten Kartons umgeräumt hatte, um Platz für weitere zu schaffen, und diese Entdeckung war fest in seiner Erinnerung haften geblieben (misterioso!), so dass sie ihm sofort wieder einfiel, als ›Mistah Juestón‹ von Spuk heimgesucht wurde und er einfach einer spontanen Eingebung folgte. In der Nische waren, wie er an mehreren Flecken an ihren Rändern festgestellt hatte, Putzmittel für Möbel und Messing und Schuhcremes aufbewahrt worden, doch seit fast vierzig Jahren allein das Fünfzig-Buch.
    Die drei Luques und die anderen (zusammen mit Guns und Sauls Freundinnen waren es neun – genau die richtige Zahl für eine römische Party, bemerkte Franz) unternahmen schließlich den lange geplanten Picknick-Ausflug nach Corona Heights. Gunnars Freundin Ingrid war genauso groß und so blond wie er, arbeitete bei der Umweltschutz-Gesellschaft und behauptete, von dem Junior-Museum stark beeindruckt zu sein. Sauls Mädchen hieß Joey und war eine
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