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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
Autoren: Michael Frey Dodillet
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dieses Mankos hat sich Sandy, ein hochbeinig gezüchteter Labrador aus der zaz -Linie – zierlich, arglos, zart besaitet –, von einer Katze den Stichweg zu unserem Haus hinunterlocken lassen. In Höhe unseres Gartenzauns wird Sandy von einer detonierenden Luna aus seiner selbstvergessenen Pirsch gerissen.
    »Wie soll das hier mit einem zweiten Hund funktionieren?«, frage ich, während ich meine tobende Töle scharf ins Auge fasse. »Luna kriegt ja schon Schnappatmung, wenn sich einer auf hundert Meter dem Zaun nähert.«
    Meine Frau stützt sich auf den Spaten und sieht dem verstört davongaloppierenden Sandy nach.
    »Wir müssten es einfach mal ein paar Tage lang ausprobie ren«, sagt sie. »Entweder Luna akzeptiert einen zweiten Hund im Haus oder eben nicht. Das will ich aber nicht erst wissen, wenn der Neue da ist.«
    »Welcher Neue denn?«, frage ich fassungslos.
    »Wir hatten das doch neulich besprochen.«
    »Meinst du, als Marie vorgestern in den Garten kam? Von Besprechung kann ja wohl keine Rede sein.«
    »Komm, du willst es doch auch«, sagt Stella und guckt so, wie sie immer guckt, bevor ich einknicke.
    Ich brumme irgendetwas von Maldenrasenmäherölengehen und renne fünf Minuten lang geschäftig im Garten herum.
    »Wir könnten uns einen ausleihen«, sage ich schließlich.
    »Wer opfert für so ein Experiment wohl seinen Hund?«, sagt Stella und scheucht Luna vom Rasen, die offensichtlich beschlossen hat, vorsorglich schon mal Sandys Grab auszuheben.
    »Malu und Klaus«, sage ich. »Die zwei suchen für vierzehn Tage eine Bleibe für Aiko, während sie in Kanada sind.«
    »Und die Hunde mögen sich?«, fragt Stella.
    »Draußen schon«, sage ich. »Wie es im Haus aussieht, kann ich nicht sagen. Jedenfalls ist dieser Hovawart dickfellig genug, um Madame abperlen zu lassen, falls sie schwierig werden sollte.«
    »Dann mal her mit dem Knaben«, sagt Stella.

    Seit Aiko, der Hovawart, zu Besuch ist, ist unser Haus entschieden zu klein. Luna und er bringen zusammen hundertachtzig Pfund Hund auf die Waage und stecken im Gebäude wie ein dicker Fellpfropf. Es sieht aus, als hätten sich die beiden vom ersten Moment an vorgenommen, unsere gesamte Familie schonungslos in die Tücken der Zweithundehaltung einzuweisen.
    Der Unterricht beginnt bereits am ersten Abend. Da lerne ich, dass ein fünfzig Kilo schwerer Rüde und eine vierzig Kilo schwere Hündin besser nicht gemeinsam in der Küche übernachten. Es geht nicht um Sex, sondern um Gesellschaftsspiele. Die beiden Mistviecher toben kurz nach Mitternacht wie die Wahnsinnigen um den Küchentisch und spielen Reise nach Jerusalem.
    Als ich wie ein Gewitter im Türrahmen stehe, werde ich freundlich angewedelt. Zwei Paar große Hundeaugen erwar ten, dass jetzt die Terrassentür aufgeht, damit man im Grünen weitertoben kann. Von wegen! Ich weise den Herrn in die Schranken und packe das Weib in ein anderes Zimmer.
    Ab sofort nächtigt das Paar separat!
    Am nächsten Morgen trifft Aikos Futter mit der Post ein. Vierundzwanzig Schlemmertöpfe in Bioqualität mit einem Gesamtgewicht von einundzwanzig Kilogramm. Malu hat mir letzte Woche zwar mitgeteilt, dass diese Sendung auf den Hof rollen wird, ich habe es aber gleich darauf wieder vergessen.
    Als der DHL -Sprinter vor dem Haus hält, freue ich mich. Ich warte seit Tagen auf fünf T-Shirts von Eddy Bauer. Der Bote drückte mir den tonnenschweren Karton in die Hand. Meine Güte, was haben die bloß zu den T-Shirts gepackt, denke ich und finde keine T-Shirts, sondern Wild & Nudeln, Rind & Pute, Lamm & Reis, Fisch & Huhn!
    Luna fallen beinahe die Augen aus dem Kopf.
    Da sie zu Gewalttätigkeiten bei der Ressourcenverteidigung neigt, befürchte ich schwerste Kampfhandlungen, wenn ich Luna ödes Trockenfutter in den Napf kippe, während Aiko gleichzeitig Dialog von Wildnudeltopf und gekräutertem Fischrisotto an essenziellen Fettsäuren serviert bekommt. Also aromatisiere ich Lunas Pellets mit einem Klatsch von Aikos Mampf und hoffe das Beste für alle.
    Es klappt. Die Herrschaften futtern getrennt und bleiben friedlich. Jeder speist in einer Küchenecke. Sobald der eigene Napf leer ist, rennen sie zur Schüssel des anderen, gucken, was es gab, und schlecken sie blitzblank.
    Das ist vom ersten Tag an ein Ritual.
    Ein weiteres Ritual: Luna probiert stundenlang aus, ob man dem Kerl nicht die Domina-Tatze in den Nacken legen kann. Das klappt bei vielen Rüden sehr gut. Bei Aiko nicht. Aiko knallt ihr umgehend eine vor den
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