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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)
Autoren: Eva Baronsky
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beim Saubermachen, eher lassen wir dich hier nicht raus. Also komm, kannst gleich in der Küche anfangen.«
    Wolfgang straffte den Rücken. Man erwartete nicht allen Ernstes von ihm, dass er eine Küche schrubbte? Einen blauen Teufel würde er tun! Man hatte ihn zum Komponieren bestellt, und nun sollte er sich durch niedrigste Weiberarbeit davon abhalten lassen? Wer war dieser schwarze Engel, der ihn kommandierte wie einen Lakaien? Doch da sein Magen sich allmählich von innen zu zernagen drohte, dünkte ihm, dass er in einer Küche vielleicht fürs Erste am besten aufgehoben sei, und trottete hinterdrein.
    »Habt Ihr denn kein Weib hier?«, fragte er. »Und keine Dienstboten?«
    Jost fing an zu lachen. »Weiber gibt’s hier nie genug! Und das Personal hat leider heute frei. Aber dafür haben wir ja jetzt dich.«
    Entrüstet stemmte Wolfgang die Hände in die Seiten, doch angesichts seiner mehr als disputablen Lage entschied er sich, stillschweigend und in aller Vorsicht nach Aufschluss zu suchen.
    Wolfgang betrat hinter Jost einen schmalen Raum mit weißlackiertem Interieur, in dem zwar keine Herdstelle zu sehen war, es jedoch erfreulich kräftig nach Kaffee roch. Jost öffnete ein kleines Kabinett an der Wand und stellte drei Henkelbecher vor ihm ab, goss dampfende dunkelbraune Flüssigkeit ein.
    »Mit wem bist du eigentlich gestern hergekommen? Ich hab dich noch nie gesehen.«
    Wolfgang beäugte den Cherub von der Seite, der offensichtlich besser über ihn Bescheid wusste als er selbst. »Ich, nun … bin darüber unklar, Monsieur«, erwiderte er leise, »ich war überzeugt, erst seit heute hier zu sein …gewissermaßen. Meine Ankunft sollte Euch annonciert worden sein. Wohl darf ich Euch bitten, mir etwas Aufklärung zu verschaffen.«
    »Was? O Mann, du hast ja den totalen Filmriss, warst du etwa schon stoned, als du hier ankamst?«
    »Ich befürchte, ich kann nicht ganz folgen …«
    Jost taxierte ihn. »An was erinnerst du dich denn überhaupt noch?«
    Wolfgang neigte den Kopf zur Seite. »Ich fand mich unversehens und bei Kräften in diesem Eurem Bette, wo ich doch gestern ganz ohne Zweifel glauben durfte, meine Stunde sei gekommen.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen«, gab Jost in gereiztem Ton zurück. »Ich will aber wissen, wer dich gestern hierhergeschleppt hat.«
    »Ich entsinne mich keinerlei Begleitung, es geschah auch nicht aus meinem Willen, das darf ich versichern.«
    »Wie bitte? Soll das heißen, du bist einfach so hereingekommen, ohne jemanden zu kennen? Besäufst du dich immer bei wildfremden Leuten?«
    »Nun, ich …« Stammelnd wich Wolfgang ein paar Schritte zurück. Sollte er tatsächlich ohne Kenntnis an jenem Gelage teilgenommen haben? Er hatte wohl schon häufiger Bier und Wein in einer Weise zugesprochen, die seiner Erinnerung abträglich war, freilich war ihm niemals alles zur Gänze entfallen. »Es war nicht meine Absicht, Sie zu molestieren, auch habe ich gewiss nichts angerührt …«
    »Du stinkst doch jetzt noch nach Bier wie ein Penner.« Jost rümpfte angewidert die Nase. »Na was soll’s – du hast deinen Spaß gehabt, jetzt kannst du auch was dafür tun. Bitte sehr.« Es folgte eine einladende Handbewegung in Richtung des verdreckten Fußbodens. »Viel Spaß! Da im Schrank ist der Putzeimer.« Jost wandte sich zur Tür, hielt dann aber inne und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sag mal, du bist nicht etwa einer von der Straße?«
    Nun war es genug. »Ich bin ein ehrbarer Mann«, fuhr Wolfgang auf, »auch wenn ich gegenwärtig indisponiert scheine!« Das war kein Himmelsdiener, bloß ein ungehobelter Lümmel oder – schlimmer noch – ein Gefallener, und der hatte seine Höflichkeit gewiss nicht verdient. Er sah Jost scharf ins Gesicht. »Und wenn
Er
einen Funken Anstand hätte, der schwarze Herr Cherub, so ließe er es an der nötigen Gastfreundschaft nicht fehlen. Ich habe seit meiner Ankunft nichts gegessen!«
    »Du glaubst wohl, du bist im Hotel?«
    »Mitnichten! Gleichwohl – in einer Spelunke übelster Art. Und mit den rechten Leuten darinnen! Wenn er nun die Güte hätte, mir mein Schuhwerk zu bringen, damit ich diesen ungastlichen Ort unverzüglich verlassen kann!«
    Jost sah verächtlich auf Wolfgangs Füße hinunter, hob zu einer Bemerkung an, riss die Augen auf und fing an zu brüllen. »Scheiße, Mann! Alles voller Blut! Merkst du nicht, wenn du durch Scherben latschst?«
    Wolfgang sah verdutzt an sich herab. Justament spürte er den stechenden
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