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Herbstmilch

Herbstmilch

Titel: Herbstmilch
Autoren: Anna Wimschneider
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Pflaster neben dem Ofen, da war ein Loch, da konnte ich das Wasser wieder herausschöpfen. Und nun mit dem Putzlumpen über den Boden, in einer halben Stunde war die Arbeit geschehen, und die drei Weiber waren draußen. Der Vater hätte das nicht sehen dürfen. Aber meine Geschwister haben es ihm doch erzählt, da hat er gelacht.
    Ganz wild wurde der Vater immer, daß der kleine Bruder schrie, wenn er seinen Schnuller verloren hatte. Wir suchten dann oft lange, aber manchmal hat ihn einer der Größeren zu leihen genommen, und wir suchten vergeblich. Der Kleine ließ sich nicht beruhigen, bis er ihn wiederhatte.
    Wenn der Vater in die Stadt ging, freuten wir uns sehr auf sein Kommen. Wir schauten ständig auf die Uhr, bis wir ihn endlich im Talgrund sahen. Den Hang hinab liefen ihm dann fünf Kinder entgegen. Er hat nie vergessen, Salzbrezen mitzubringen, und für je zwei Kinder teilte er eine Brezen. Meistens hatte er fünf dabei.
    Nie mehr habe ich so gute Brezen gegessen. An meinem Erstkommunionstag aber war ich sehr enttäuscht. Alle Kinder machten schon vorher große Sprüche, daß sie mit ihren Eltern am Nachmittag ins Wirtshaus gehen dürften. Nach der Andacht standen mein Vater und ich auf dem Kirchplatz. Die anderen Eltern waren mit ihren Kindern schon im Wirtshaus, aber mein Vater redete noch immer mit den Männern. Da zupfte ich ihn an und sagte, mich hungert, bekomme ich eine Brezen? Doch er sagte, dich kann nicht hungern, du brauchst keine. Wir gingen nun gleich nach Hause, und er hat mich den halben Weg lang immer nur geschimpft.
    In der Schule kam einmal der Hauptlehrer zu mir und fragte mich, ob ich mir eine Theatervorführung in der Schule anschauen dürfte. Meine Brüder verneinten, der Vater hätte es nie bezahlt. Da sagte der Lehrer, er würde es uns bezahlen. Nun erlaubte es der Vater. Das war für mich ganz überwältigend, in der ganzen weiteren Schulzeit habe ich kein Theaterstück mehr gesehen. Es war von Hänsel und Gretel.
    Wieder einmal kam ein Eierkarrer zu uns, um die Eier aufzukaufen. Er hatte einen alten Kinderwagen dabei, an den er einen großen Hund eingespannt hatte. Der Hund trug ein schönes Geschirr, wie ein Pferd, er zog den Wagen ganz allein, gut gefüttert war er auch. Unser Hund, der Schockerl, war nur ein kleiner Hund, meine Brüder hatten ihn aber gut abgerichtet. Wir Kinder warteten alle schon immer gespannt auf den Eiermann. Wenn er sich dem Hof näherte, ließen die Buben den Schockerl los und hetzten ihn auf den großen Hund. Im Handumdrehen war die schönste Hunderauferei im Gang, der große Zughund riß sich von seinem Geschirr los, daß es in Fetzen ging. Das war für uns Kinder das Höchste. Der Mann mußte seinen Wagen selber schieben, und unser Hund war halt doch der beste Kämpfer. Da verlangte der Eierkarrer, wir müßten unseren Hund immer einsperren, wenn er am Montag kommt. Drum war der Schockerl nun im Haus und gerne auf dem Balkon. Kein Mensch hätte sich ins Haus getraut, so wild war er. Da kam der Eiermann wieder, und der Schockerl lag auf dem Balkon. Da die beiden Hunde bös zueinander waren, bellten sie einander wütend an. Der Schockerl war auf dem Balkongeländer, und der Schaum tropfte ihm vor Wut vom Maul. Der Eiermann hatte seinen Hund vorsorglich ausgespannt. Der nun kläffte in seiner Wut zum Schockerl nach oben. Schockerl verlor auf dem Geländer sein Gleichgewicht und fiel hinunter. Das war ein Kampf! Der Vater und der Eierkarrer schlugen nun mit Stock und Besen auf die ineinander verbissenen Hunde ein, aber alles wurde nur noch ärger. Wir Kinder haben mit Freuden zugeschaut. Es war sehr spannend, und wir hofften, unser Hund möge der Stärkste sein. Er blieb es auch, weil er viel schneller war, der andere war zu fett.
    Ein anderes Mal ging ich auf den Balkon und hetzte wieder die Hunde zusammen. Da wurde der Schockerl so rasend, daß er mir die Wäsche von der Leine riß und sie zerriß. Als ich sie ihm wegnehmen wollte, biß er mir durch die ganze Ferse, durch und durch, da war für mich der Spaß aus.
    Meine Schwester bekam bald danach ein Lämmchen. Das wurde größer und war nicht so bös, wie der Schafbock es gewesen war. Aber angestellt hat dieses Schäfchen auch mancherlei. Einmal hatte ich einen Teig auf dem Ofen stehen. Weil die Tür offen war, kam das Lamm herein, fand den Teig und fraß ihn mir ganz auf. Oder es kam in die Schlafzimmer, ließ dort seine Spuren zurück, und ich mußte dann alles wegputzen.
    Der Vater wurde all
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