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Herbstfraß

Herbstfraß

Titel: Herbstfraß
Autoren: Sandra Busch
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denn?“, fragt Bo, um der nächsten Ehekrise auszuweichen.
    „Auf das Heisenberg-Gymnasium. Falls Sie heute dorthin wollen, muss ich Sie enttäuschen. Der Unterricht fällt wegen einer Lehrerkonferenz aus.“
    „Hat Ingo Probleme in der Schule?“, fragt Bo weiter.
    „Nein, überhaupt nicht. Er ist ein guter Gymnasiast. Sein Notendurchschnitt liegt bei Eins Komma Vier. Das Lernen fällt ihm leicht und bei den Lehrern und Schülern ist Ingo sehr beliebt. Er war letztes Jahr Klassensprecher und neben dem Informatikkurs arbeitet er an der Schulzeitung mit.“
    Ich sehe mir das Foto an, das mir Frau Nolte-Aschendorff zusammen mit der Adressenliste überreicht hat. Das Gesicht eines attraktiven jungen Mannes lacht mir entgegen.
    Streber, denke ich mir. Wer so folgsam und brav ist, der muss ein Kotzbrocken sein. Aber den Gedanken behalte ich lieber für mich.
     
     
    10:26 Uhr
    Am liebsten wäre er sofort zu seinem Opfer gefahren und hätte weiter mit ihm gespielt. Das Wochenende, das er zusammen mit ihm verbracht hatte, war schlichtweg grandios gewesen. Allein bei dem Gedanken daran wird er hart. Wie hatte der Junge gebettelt und gefleht. Und wie schnell war das Winseln in hilfloses Geschrei umgeschlagen. So viele vergnügliche Stunden …
    Vielleicht sollte er sich eine Videokamera besorgen. Dann könnte er das Spiel filmen und es sich zu Hause so oft ansehen, wie er will. Möglicherweise bekäme er auf diese Weise ein paar weitere gute Ideen für zusätzliche berauschende Stunden. Rambo lächelt und seufzt sehnsüchtig. Wie gerne würde er in diesem Augenblick sein Gesicht in den Nacken des Jungen drücken und dort den kalten Angstschweiß auflecken, den Geruch nach grenzenloser Furcht in sich aufnehmen und das panische Beben des nackten Körpers an dem seinen fühlen. Bestimmt wartet der Junge bereits mit schlotternden Gliedern auf ihn.
    Mit einem seligen Lächeln erinnert sich Rambo an die keuchenden Atemzüge und die schreckgeweiteten Augen, als er dem Jungen seine vorherigen Mitspieler vorgestellt hatte. Den spindeldünnen Junkie, den er am Bahnhof aufgelesen hatte und der sich nur zu gerne einen schnellen Euro verdienen wollte. Und den jungen Fahrradkurier, der sich in seiner Pause auf eine Spritztour in Rambos Wagen einließ. Beide sind völlig in dem Spiel aufgegangen. Wobei der Junkie zu seiner größten Überraschung weitaus mehr Durchhaltevermögen als der Kurier bewiesen hat.
    Der Junge ist um Klassen besser. Allein das zarte Alter und der unverbrauchte Körper wirken wie ein Aphrodisiakum auf ihn. Keines seiner bisherigen Opfer hat ihn derartig erregen können, indem er lediglich an den gefesselten Leib dachte. Rambo leckt sich über die Lippen und berührt sich mit einer Hand zwischen den Beinen, wo er die Beule in seiner Hose fest drückt. Gleich nach Feierabend wird er wieder zum Bunker fahren und eine neue, ausgelassene Runde des Spiels einläuten.
     
     
    10:27 Uhr
    Nachdem wir uns von Ingos Eltern verabschiedet haben, verstauen wir das Notebook im Wolf und Bo hält mir wie ein wahrer Gentleman die Tür auf. Auf dem Beifahrersitz hockend werfe ich einen Blick auf die Adressenliste, die mir Frau Nolte-Aschendorff in die Hand gedrückt hat.
    „Diese Sabine Teufner wohnt in der Nähe. Wollen wir jetzt gleich bei ihr vorbei?“
    Bo nickt zustimmend und startet den Motor.
    „Da stirbt Aschendorff Senior bei einem Unfall. Sein Geschäftsführer greift sich die trauernde Witwe und als Bonus obendrein das ganze Architektenbüro sowie diese Luxushütte. Plötzlich verschwindet der Sohn von Aschendorff Senior und niemand wird erpresst oder will Lösegeld.“ Während er den Wolf durch den Verkehr lenkt, fasst Bo die Fakten zusammen. An einem Zebrastreifen hält er an, um eine Frau mit Kinderwagen und mehreren Edeka-Tüten vorbeizulassen. Ein übergewichtiger Yorkshire Terrier mit rosa Schleifchen im Haar trippelt schwerfällig hinter ihr her. Was für eine hässliche Töle.
    „Du hast den Nolte in Verdacht?“
    „Er wollte nicht, dass uns seine Frau mit dem Fall betraut.“
    Das habe ich auch gemerkt.
    „An unserer Gage kann es nicht liegen, Dot. Die haben Geld wie Heu und geben in drei Minuten für eine Designer-Vase mehr Kohle aus, als wir für die komplette Ermittlungsarbeit verlangen. Wieso also ist er derartig dagegen, den heiß geliebten Stiefsohn durch uns suchen zu lassen? Zumal er für Ingo doch das Beste will.“
    „Weil wir weder Magnum noch Nick Knatterton heißen, keine eigene Fernsehshow
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