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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall
Autoren: David Moody
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gefasst, sie abzureißen. Es war ihnen allerdings, ohne Zweifel als Resultat des Bürokratismus des Stadtrates und des dortigen Papierkrieg und Gezänks, lediglich gelungen, eineinhalb davon einzureißen, bevor der plötzliche, unfassbare Weltuntergang alles in den Ruin gestürzt hatte.
    So rasch und wütend wie er eingetreten war, verließ Webb den Raum wieder und schlug die Tür unter Schimpfen und Fluchen hinter sich zu. Das Geräusch hallte wie ein Gewehrschuss in der Wohnung wider. Ellie zog ihre Puppe näher heran und wiegte sie beruhigend. Lorna schüttelte den Kopf und fuhr fort, ihre Zeitschrift zu lesen. Caron zuckte wegen des Lärms zusammen und blickte nach draußen über die tote Welt. Sie sah über das sich stets umherwälzende (und, wie es schien, auch stetig wachsende) Meer der Leichen auf der gegenüberliegenden Seite der Blockierung aus Fahrzeugen und Schutt am Fuße des Hügels hinweg und weiter in die Ferne. Sie stellte fest, dass sie das mindestens zehn Mal pro Tag zu tun schien, eigentlich jedes Mal, wenn sie aus dem Fenster sah. Indem sie lediglich ihre Augen bewegte, verfolgte sie die Strecke, die über nunmehr kaum zu erkennende Vorortstraßen zu ihrem Zuhause führte. Von ihrem Standpunkt auf der Spitze des Hügels aus konnte sie die Wilmington Avenue erkennen, von der aus sie die Hausdächer zählte, bis sich ihre Augen auf der Nummer zweiunddreißig niederließen. Ihr Zuhause. Ihr ganzer Stolz. Das kostbare Haus, das sie jahrelang gepflegt hatte und in dem der Leichnam ihres Sohnes immer noch auf dem Rücken mitten auf dem Küchenboden lag. Zumindest hoffte sie, dass er sich dort befand und gestattete es sich nicht, über die Möglichkeiten nachzudenken. Sie konnte den Gedanken daran, dass sich ihr Junge wie der Rest der widerwärtigen Gestalten da draußen endlos die Straßen entlangschleppen könnte, nicht ertragen.
    »Und wie war es heute?«, fragte sie, während ihr Atem das kalte Glas vor ihrem Gesicht trübte. Sie rieb es wieder klar.
    »Genauso wie immer«, brummte Lorna, während sie immer noch durch ihre Zeitschrift blätterte.
    »Die Nachbarn scheinen heute ein wenig unruhiger zu sein«, sinnierte Caron. Sie konnte sich nicht dazu überwinden, sie Kadaver oder Leichen zu nennen oder irgendwelche der gedankenlosen und abschätzigen Ausdrücke, die von den anderen benutzt wurden, zu verwenden.Es war leichter, sie lediglich als Nachbarn zu bezeichnen. So konnte sie nämlich, wenigstens in ihren Gedanken, die Türe hinter sich schließen, die Vorhänge zuziehen und vergessen, dass sie existierten, ebenso wie sie es mit Ross, dem schrecklichen Mann, getan hatte, der gegenüber von ihr in der Wilmington Avenue gewohnt hatte.
    »Ein paar von ihnen waren etwas wild. Nichts, womit wir nicht umgehen konnten.«
    »Was ist mit ihm passiert?«
    »Mit wem? Webb?«, erwiderte sie und sah für einen Augenblick auf. »Genau, was ich gesagt habe. Er entschied sich dazu, plündern zu gehen, und ich entschied mich dazu, ihm eine Lektion zu erteilen. Ich habe es satt, dass der Rest von uns wegen ihm Kopf und Kragen riskieren muss. Der Bursche ist ein verdammter Idiot.«
    »Klingt so, als wäre er beinahe ein toter Idiot gewesen.«
    Lorna zuckte die Achseln.
    »Vielleicht. Er lässt die Dinge immer schlimmer klingen, als sie wirklich sind. Wie auch immer, es geschieht ihm Recht.«
    Caron schloss die Augen und lehnte sich gegen das Glas. Was war nur aus ihrem Leben geworden? Was hatte sie getan, um das zu verdienen? Sie saß an diesem entsetzlichen Ort mit diesen abscheulichen Leuten fest. Wieder blickte sie auf und fokussierte in der Entfernung erneut das graue Schieferdach ihres Hauses und blinzelte in der Hoffnung, die Tausenden Kadaver zu verdrängen und sie aus ihrem Blickfeld verschwinden zu lassen.
    Mit dem Auto war Wilmington Avenue lediglich fünf Minuten entfernt, doch Nummer zweiunddreißig und die Welt, die sie zurückgelassen hatte, lag gefühlsmäßig eine Million Meilen weit weg.

3
    Auf einem Balkon im fünften Stock standen drei Männer zusammen, tranken Bier und beobachteten die Toten. Sie wurden lediglich von einem zu drei Viertel vollen Mond beleuchtet, der hoch über ihnen am leeren Himmel hing.
    »Ist das ein Leichnam?«, zischte Stokes und zeigte in die Schatten unter sich. Hollis blinzelte beunruhigt in die Dunkelheit. Die Gestalt bewegte sich koordiniert und mit Kontrolle, daher entspannte er sich wieder.
    »Nee«, gähnte er, »das ist Harte, glaube ich.«
    Er fuhr fort, den
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