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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall
Autoren: David Moody
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zurückhalten?«
    »Wer?«
    »Die Leichen, du Trottel.«
    »Na, wegen Webb sicher nicht!«, grölte Stokes. Hollis schüttelte den Kopf und starrte zur riesigen Menge in der Nähe. Im Restlicht schienen die Tausenden Einzelindividuen zu einer einzigen, unendlichen Masse aus verwesendem Fleisch ineinander zu fließen.
    »Es gibt keine Möglichkeit, um das mit Sicherheit zu wissen, oder?«, räumte er zu guter Letzt ein.
    »Aber was denkst du?«, drängte Jas. »Was sagt dein Bauchgefühl?«
    »Dass sie entweder zu verängstigt sind, um näher heran zu kommen oder dass sie einen Zeitpunkt abwarten.«
    »Einen Zeitpunkt abwarten?«, begehrte Stokes auf. »Worüber redest du da, zum Teufel?«
    Hollis beachtete ihn nicht und sprach weiterhin mit Jas.
    »Möglicherweise warten sie darauf, dass wir unsere Wachsamkeit fallen lassen? Vielleicht warten sie darauf, dass wir hinaus ins Freie kommen, damit sie ihren Zug machen können. Wir sind ihnen zahlenmäßig mehr als Tausend zu Eins unterlegen.«
    »Schwachsinn«, knurrte Stokes, »die warten nicht auf uns.«
    Webb erhob sich wieder und kehrte auf den Balkon zurück.
    »Wie ich schon gesagt habe, wir sollten einfach am Morgen rausgehen und das ganze verdammte Pack loswerden«, verkündete er. »Und wenn wir sie nicht loswerden können, dann sollten wir sie einfach so lange zurückdrängen, bis mindestens eine Meile zwischen den vordersten von ihnen und mir liegt.«

4
    »Wohin fahren wir?«, seufzte Driver und legte die zwei Monate alte Zeitung, die er täglich las, hin. Er pflückte ein Stück getrockneter Nahrung aus dem Ende seines ungepflegten Bartes und schnipste es unter den Tisch. Hollis stützte dem Kopf in den Händen und stach dann mit seinem Finger auf die Landkarte.
    »Kingsway Road«, seufzte er. »Auf halbem Weg in die Stadt, kurz vor dem Bahnhof. Hast du nicht zugehört?«
    »Das ist die alte 23er Strecke«, antwortete Driver, der plötzlich ein wenig lebhafter wirkte. »Jetzt weiß ich, was du meinst.«
    »Gottseidank.«
    Hollis warf einen kurzen Blick zu Harte hinüber, der seinen Kopf in stiller Antwort schüttelte. Unter all seinen Mitüberlebenden war Driver ein besonderer Fall. Himmel, sie kannten nicht einmal seinen richtigen Namen. Er war in dem Bus, den er gefahren hatte, als die Seuche zugeschlagen hatte, bei den Wohnungen aufgetaucht. Es war ihm gelungen, unterwegs etliche der anderen Überlebenden aufzulesen, doch er hatte all den Geschehnissen gegenüber verstörend unbeteiligt gegenüber gestanden. Lorna, die eine der Mitreisenden gewesen war, hatte Hollis erzählt, dass sie das Gerippe einer Frau unter einem der Sitze eingeklemmt gefunden hatte. Der Gestank der verfaulenden Großmutter war stark genug gewesen, dass sie ihn bereits lange bemerkt hatte, bevor sie den Fuß, der in hellbraunen Velourlederstiefeln steckte, ausfindig machen konnte. Er war mit ihr tagelang umhergefahren, während sie im hinteren Teil des Busses verrottet war, und es nicht einmal bemerkt.
    Da er ihnen alles andere als persönliche Angaben mitteilte, hatten sie Driver schlicht und einfach nach dem Beruf, den er vor der Apokalypse ausgeführt hatte, benannt. Zum Glück, dachte Hollis bei sich, hatten sie dieselbe Vorgehensweise bei der Benennung nicht auch auf irgendeinen der anderen angewendet. Jas wäre wohl mit »Wächter« davongekommen und Harte ebenso gut mit »Lehrer«. Caron wäre vermutlich leicht erfreut gewesen, wenn man ihr das Mäntelchen »Hausfrau« übergestreift hätte, obwohl Gordon, der kleinwüchsige und unterdrückte Lagerhausverwalter, sicherlich in dem sinnlosen Versuch, politisch korrekt sein zu wollen, darauf bestanden hätte, sie als »Hausmanagerin« zu bezeichnen. Er entschied, dass er Webb »jugendlicher Straftäter« getauft hätte und Stokes »gescheiterter Filialleiter und Alkoholiker«. Da sie wenig anderweitige Erkennungsmerkmale oder Charakterzüge besaßen, würden Ellie, Lorna und Anita als »Arbeitslose« bezeichnet werden und das, entschloss er, wäre ganz einfach verwirrend. Er wollte Lorna nicht mit den anderen beiden Frauen in einen Topf werfen, obwohl sie alle in einem ähnlichen Alter und vergleichbarer Herkunft waren. Er mochte sie. Sie hatte mehr drauf als die anderen.
    »Wie hieß noch mal der Ort, den wir suchen?«, fragte Harte, stand auf und beugte sich über die Karte. Caron blickte auf das Branchenverzeichnis auf ihrem Schoß hinunter und fuhr mit ihrem Finger über die Seite.
    »Shaylors«, antwortete sie, als sie
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