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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall
Autoren: David Moody
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herum rutschte und kletterte eine scheinbar endlose Anzahl von Kadavern, um näher an ihn heranzukommen. Er versuchte voller Angst, wieder auf die Beine zu kommen, während die Sohlen seiner Stiefel durch Dreck und Schmiere rutschten. Es gelang ihm, sich auf alle Viere zu rollen. Gleichzeitig tat er, was ihm möglich war, um nicht nach unten blicken und sehen zu müssen, worin seine Knie und behandschuhten Hände gerade eingetaucht waren. Nach Halt suchend stützte er sich auf den Baseballschläger und drückte sich zurück nach oben. Heftig keuchend warf er sich in die nächste Leichenwelle, die gegen ihn brandete und rannte auf die Kuppe des Hügels zu.
    Jetzt war es nicht mehr weit. Er musste über die Anhöhe kommen, auf der anderen Seite nach unten gelangen und dann der Straße folgen, bis er den schmalen Pfad erreichte, der sich an den verfallenen Garagen hinter den Wohnungen vorbeischlängelte. Himmel, was hätte er darum gegeben, jetzt wieder dort zu sein. Glücklicherweise schien die fieberhafte körperliche Anstrengung seine Angst abzuschwächen. Er hatte keine Zeit dazu, sich zu fürchten, sondern musste sich darauf konzentrieren, sich vorwärts zu bewegen und einen Weg an unzähligen Leichnamen vorbei zu bahnen. Lehrer, Koch, Automechaniker, Bibliothekar ... es spielte jetzt keine Rolle mehr, was diese abscheulichen Dinger einst gewesen waren. Er verschwendete an keines von ihnen mehr als einen Sekundenbruchteil eines Gedankens, bevor er sie mit so viel Wucht und Gehässigkeit, wie er nur aufbringen konnte, zerstörte. Mittlerweile machte es ihn müde, den Schläger umherzuwirbeln. Die Muskeln an Hals und Schultern brannten vor Anstrengung, doch er wusste, dass er jetzt noch nicht damit aufhören konnte. Der Aufstieg auf den Hügel schien ewig zu dauern und seine Geschwindigkeit schien sich zu vermindern. Durch die Verbindung aus Schwerkraft und Straßenneigung wurde es den Leichen möglich, sich mit bislang beispielloser Wucht auf ihn zu stürzen – es wurde für ihn im zunehmenden Maße schwieriger, das Gleichgewicht zu halten, während er sich bemühte, die stolpernden Abscheulichkeiten zu meiden. So gut wie da , dachte er, als er sich endlich der Spitze des Anstiegs näherte. Vielleicht ist die andere Seite frei und ich kann anhalten ...
    Fehlanzeige.
    Webb hörte nicht auf zu rennen, als er den Gipfel erreichte, sondern entschied sich stattdessen dazu, das Beste aus der Geschwindigkeit zu machen, die er letztendlich erreicht hatte und den steilen Abhang nach unten zu rasen. Während er den Baseballschläger immer noch vor sich ausgestreckt hielt, pflügte er in ein noch tieferes Meer aus sich beständig umherwälzendem untoten Fleisch und wiederholte schweigend sein Mantra immer und immer wieder ...
    Bleib in Bewegung.
    Die Horde, die ihn nun verschlang, war, obgleich riesig, beunruhigend geräuscharm. Sie sprachen weder, noch ächzten oder seufzten sie; die einzigen Geräusche wurden von ihren schweren Füßen, die sich über den Boden schleppten und dem unablässigen Summen der Tausenden Insekten, die sich immerfort an dem unerschöpflich scheinenden Angebot an verwesendem Fleisch labten, erzeugt. Alles, was er hören konnte, waren sein schwerfälliges Atmen und das Geräusch seiner zermalmenden Tritte. Aber Moment ... was war das? Einen Augenblick lang war er sich sicher, dass er etwas anderes gehört hatte. Er schwang den Schläger in den Brustkorb eines Leichnams mit eigenartiger Schlagseite und hielt für den winzigen Bruchteil einer Sekunde inne, als er das Geräusch wieder in der Ferne hörte. Es war ein Motor. Gott sei Dank, den anderen war klar geworden, dass sie ihn zurückgelassen hatten und sie kamen, um ihn zu holen. Er warf sich wieder mit erneuerter Kraft und Vitalität vorwärts und schlug ein halbes Dutzend der kletternden Gestalten wie Kegel nieder.
    Der Lärm kam eindeutig näher. Dieses Mal handelte es sich um zwei Motoren – das Motorrad und vermutlich nur einer der Lastwagen, die sich rasch näherten. Er spürte eine Veränderung im Verhalten und der Ausrichtung der übelriechenden Horde, die ihn umringte. Plötzlich stellte er nicht mehr den alleinigen Mittelpunkt der Aufmerksamkeit dar. Es drehten sich nun sicher ebenso viele Leichen um und wankten von ihm weg, wie sich weiterhin auf ihn zuschleppten. Er versuchte verzweifelt, die anderen wissen zu lassen, wo genau er sich befand. Täte er es nicht, bestünde die hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie geradewegs mitten in die
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