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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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gegeben, aber er lungert bestimmt irgendwo herum und wartet darauf, mich zurückzufahren. Natürlich fahre ich zu Hause auch nie mit mehr Drinks als erlaubt, aber die Polizei dort oben hält mich auch nie an. Das ist einer der Vorteile daran, mit George verheiratet zu sein. Sie sehen, er ist ein JP * «, erklärte Lady Clarissa, und, als sie merkte, dass Eva immer noch nicht verstand, fuhr sie fort: »Nun ja, wenn er etwas mehr Ehrgeiz an den Tag gelegt hätte, wäre er jetzt sicher QC ** , aber er ist zu faul.« Sie trank ihren Gin mit einem Hauch Noilly Prat aus und stand auf. »Gehen wir zum Lunch.«
    Eva, die so gut wie überhaupt keine Abkürzungen kannte, schon gar nicht solche, die mit J anfingen, und die noch weniger eine Vorstellung davon hatte, was ein »QC« sein könnte, war heilfroh, das Thema wechseln zu können. Sie ließ ihren Sherry stehen und folgte Lady Clarissa in den Speisesaal. Als sie das Essen beendet hatten, wobei Eva sich zu einem Glas Weißwein hatte überreden lassen, war sie entschieden guter Stimmung. Zum Kaffee bestellte Lady Clarissa, die schon die restliche Flasche Weißburgunder leergemacht hatte, die sie zum Essen bestellt hatten, noch zwei Armagnacs und bestand darauf, dass Eva einen davon probierte. Sie nippte nur daran, doch Clarissa befahl ihr, ihn auszutrinken.
    »Runter damit«, befahl sie und kippte ihr eigenes Glas. »Sie werden sehen, es ist ein perfekter Digestif.«
    Eva gehorchte und wünschte, sie hätte es nicht getan. Erst dann kamen sie auf das Thema, was für ein Gehalt Wilt für den Nachhilfeunterricht für Lady Clarissas Sohn bekommen sollte.
    »Wir wären bereit, Ihrem Mann fünfzehnhundert Pfund die Woche zu zahlen, exklusive Kost und Logis. Wenn Edward es ins Porterhouse schafft, gibt es einen Bonus von fünftausend Pfund. Die Sommerferien dauern zwei Monate, es ist also viel Zeit. Mir ist klar, dass das alles schrecklich kurzfristig ist und dass Sie wahrscheinlich schon Urlaubspläne haben …«
    »Der Lake District«, erklärte Eva unter leichten Schwierigkeiten. »Da fahren wir jedes Jahr hin.« Der Alkohol war ihr zu Kopf gestiegen. Und bei dem Gedanken an einen Fünftausend-Pfund-Bonus wurde ihr noch schwindeliger.
    »Nun, Sie könnten stornieren und stattdessen zu uns kommen. Auf dem Anwesen steht ein möbliertes Cottage, da können Sie gerne wohnen, mietfrei natürlich. Und gar nicht weit entfernt gibt es einen entzückenden Strand. Das Anwesen wird Ihnen bestimmt auch gefallen.« Sie machte eine kleine Pause. »Ich nehme an, Sie müssen das Ganze erst noch mit Ihrem Mann besprechen, und ich muss ihn auch persönlich kennenlernen.«
    Eva erstickte jeden Vorschlag in diese Richtung eilig im Keim. Der Gedanke daran versetzte sie in Angst und Schrecken. Wilt würde ganz und gar nicht den richtigen Eindruck machen.
    »Es tut mir leid, aber er ist dieses Wochenende seine Mutter besuchen gefahren. Es geht ihr in letzter Zeit nicht gut.«
    »Oh, das tut mir leid. Trotzdem, ich komme nächstes Wochenende wieder, um meinen schrecklichen Onkel ins Pflegeheim zu bringen. Er ist wirklich ein griesgrämiger alter Mann! Ich tue alles für ihn, und anscheinend kann ich ihm nichts recht machen. Vielleicht kann ich Ihren Mann ja dann kennenlernen?«
    Eva deutete ein Nicken an, das man so oder so interpretieren konnte. Sie würde endlos mit Wilt proben müssen, damit er nicht alles verdarb.
    Lady Clarissa erhob sich. »Zeit für ein Mittagsschläfchen, bevor ich abreise. Es war ein Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern, meine Liebe. Und ich bin ja so froh, dass Sie einigermaßen normal groß sind.«
    Sie ließ eine verwirrte Eva zurück, die am Tisch saß und sich fragte, was um Himmels willen ihre Größe mit alldem zu tun hatte. Vielleicht war der Junge ein Zwerg, oder im Wachstum zurückgeblieben oder wie auch immer man das heutzutage nannte. Andererseits, hätte Lady Clarissa dann nicht eher nach Wilts Größe gefragt und nicht nach ihrer? Wie ausgesprochen seltsam dieser ganze Lunch gewesen war … und, wenn sie es recht bedachte, wie ausgesprochen seltsam sie sich jetzt nach all dem Alkohol fühlte. Sie ließ den Wagen stehen und nahm ein Taxi. Zu Hause machte sie selbst ein ungeplantes Mittagsschläfchen und erwachte erst etliche Stunden später auf dem Fußboden des Wohnzimmers, ohne sich eindeutig daran erinnern zu können, wie sie dorthin geraten war. Gott sei Dank, dass Henry noch nicht nach Hause gekommen war und sie so gefunden hatte, dachte sie, als sie mit
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