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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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hier herunter, und was soll ich machen, wenn du in Kenia beerdigt bist? Ich kenne da niemanden, den ich besuchen könnte. Du bist wirklich sehr undankbar, wenn ich das mal so sagen darf, und das, nachdem ich ein wirklich gutes Pflegeheim für dich gefunden habe.«
    »Kann sein«, knurrte der alte Mann. »Auch wenn du ruhig eins mit einem fröhlicheren Namen hättest finden können.«
    »Wenn es dir dort nicht gefällt, suche ich etwas anderes«, seufzte sie. Nachdem sie ihrem Onkel einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte, ließ sie ihn dort sitzen, während er immer noch grollend vor sich hin murmelte.
    »Ich bin froh, ins Hotel zurückzukönnen«, sagte Lady Clarissa zu Eva, als sie zusammen zum Parkplatz hinausgingen. »Onkel Harold ist wirklich nicht gerade einfach. Und ich bin ja so froh, dass Sie mir beim Lunch Gesellschaft leisten können, meine Liebe. Warum fahren Sie nicht mit mir?«
    Sie stiegen in Lady Clarissas Jaguar und fuhren schweigend zum Black Bear Hotel.
    »Ich glaube, ich gönne mir einen netten Sherry«, beschloss Eva, als Lady Clarissa sie fragte, was sie als Aperitif wollte. Statt ihres gewohnten süßen Sherrys wurde ihr allerdings ein Tio Pepe gereicht, während Lady Clarissa einen sehr großen trockenen Martini bestellte.
    »Schon besser«, seufzte sie, nachdem sie einen großen Schluck getrunken hatte und sich auf ihrem Stuhl zurücksinken ließ. »Also, letzte Woche hat Miss Clancy von der Altentagesstätte erwähnt, dass Ihr Mann an der Fenland University lehrt, er ist also bestimmt ein sehr guter Lehrer. Wissen Sie, auf welcher Universität er war?«
    »Cambridge«, sagte Eva, die in Wirklichkeit keine Ahnung hatte.
    »Hmm. Sie wissen nicht zufällig, auf welchem College, oder?«
    »Ich kannte ihn damals noch nicht, aber er hat mal von einem College namens Porterhouse gesprochen.«
    »Das ist ja wunderbar! Da war mein Mann auch, er wird hocherfreut sein, einen ehemaligen Collegegenossen in Sandystones zu haben, mit dem er reden kann. Ich fürchte, er fühlt sich schrecklich einsam.
    Also, Eva, meine Liebe, ich wüsste gern, ob Ihr Mann Ihrer Meinung nach eventuell bereit wäre, meinem Sohn Edward Nachhilfeunterricht in Geschichte zu geben? Sehen Sie, ich bin fest entschlossen, ihn nach Cambridge zu schicken, am liebsten ins Porterhouse.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das übernehmen würde«, beteuerte Eva mit zurückhaltendem Lächeln. »Ich weiß es sogar.«
    »Oh, wie schön. Natürlich hätte Edward in dieser lächerlicherweise öffentlich genannten Schule wesentlich besser unterrichtet werden müssen – ich kann mir nichts weniger Öffentliches vorstellen, angesichts der Tatsache, dass das Schulgeld astronomisch hoch ist und Schulen dieser Art normalerweise mitten in der Einöde liegen! Die Schule in der Nähe von Lidlow, auf die wir ihn geschickt haben, war mehr oder weniger nutzlos. Er hat in Geschichte immer noch nicht bestanden, obwohl er die Prüfung nun schon drei Mal wiederholt hat. Der Schulplatz kostet uns ein Vermögen, meine Liebe«, wiederholte sie und winkte dem Weinkellner. »Noch einen Martini – und diese Mal nehmen Sie fünfzig Prozent Tanqueray und weniger Noilly Prat. Ich konnte den Gin im letzten kaum schmecken, das war alles nur Wermut. Und noch einen Fino für meinen Gast.«
    »Oh, ich sollte besser nichts mehr trinken«, wehrte Eva ab, die noch nie einen trockenen Sherry probiert und ihn auch nicht gemocht hatte. »Wissen Sie, ich muss heute Nachmittag noch fahren, und ich möchte meinen Führerschein nicht verlieren.«
    »Meine Liebe, mit zwei Finos sind Sie noch lange nicht über dem Limit«, beruhigte Lady Clarissa sie.
    Unter dem Einfluss des ersten Sherrys und einer offensichtlich reichen Dame, die sie »meine Liebe« nannte und sie wie eine Gleichrangige behandelte, gab Eva nach.
    »Dann möchte aber ich diese Runde übernehmen«, sagte sie, doch glücklicherweise wischte Lady Clarissa das Angebot mit einer Handbewegung weg.
    »Das geht auf meine Zimmerrechnung. Ich logiere immer hier und gehe ein wenig einkaufen, wenn ich Onkel Harold besuche.« Sie zündete sich eine Zigarette an. »Und außerdem, mein Mann kommt für alles auf. So ein Schatz.«
    »Aber was passiert, wenn Sie nach Hause fahren? Ich meine, wenn die Polizei Sie pusten lässt?«
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich selbst fahre? Ich habe einen Chauffeur. Eigentlich ist er der Mechaniker unseres Dorfes, aber er arbeitet auch als Chauffeur. Ich habe ihm heute Morgen frei
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