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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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des Colonels haben, können Sie doch mit Leichtigkeit herausfinden, ob er umgebracht wurde oder ob er an etwas Selbstverschuldetem gestorben ist. Es liegt da eine gewisse Neigung zum Alkohol in der Familie. Sie wissen ja, wo Sie mich finden, falls sich noch irgendwelche verdächtigen Umstände ergeben sollten.
    Sagen Sie mir, Flint, haben Sie wirklich geglaubt, ich hätte mich länger in der Nähe eines Menschen aufgehalten, der mit scharfer Munition um sich schießt? Sie kennen mich doch zu gut, um so etwas zu glauben. Genauso wie Sie bereits wussten, dass es überaus unwahrscheinlich ist, dass ich jemals jemanden umbringen könnte. Ich bin wirklich enttäuscht von Ihnen, dass Sie das auch nur in Betracht gezogen haben.«
    Flint und der Superintendent hatten auf einmal keinen einzigen Verdächtigen mehr, nachdem sie eben noch drei gehabt hatten. Doch der Superintendent hatte noch einen letzten Trumpf auf der Hand. »Edwards Tod mag ja vielleicht ein tödlicher Unfall oder einfach Pech gewesen sein, aber ich werde Sie dennoch anklagen, Sir George, weil Sie gegen das Gesetz verstoßen haben, indem Sie ihren Waffenschrank offen gelassen haben, ein Pflichtversäumnis, das ungewollt zum Ableben eines jungen Mannes geführt hat.«
    Bei diesen Worten nahm Lady Clarissa ihr Taschentuch wieder zur Hand und jammerte sehr überzeugend, dass Sir George den Schrank immer abgeschlossen hätte; Edward müsse jedoch die Schlüssel gefunden und sich selbst an den Waffen bedient haben. Die Schultern des Superintendenten sanken herab. Er würde diesen Ort verlassen müssen, ohne irgendjemanden beschuldigen zu können, nicht einmal den grauenvollen Sir George. Sein Traum, diese selbstgefälligen Aristokraten in Ketten zu schlagen und dafür eine Belobigung seines Chief Constables zu bekommen, löste sich in nichts auf.
    Die Wilts reisten ab und ließen Flint wieder einmal mit dem Gefühl zurück, besiegt und ausgelaugt zu sein. Er war sich so sicher gewesen, dass Wilt dieses Mal nicht davonkommen würde, doch er hatte es wieder geschafft. Und trotzdem waren noch so viele Fragen offen …
    Warum war der Holzklotz in den Sarg gelegt worden?
    Warum war der Colonel vollständig entkleidet worden, nur um ihm die Orden abzunehmen?
    Warum war Wilt immer dabei, wenn irgendwo Leichen auftauchten?
    Und warum war ausgerechnet Flint der unglückselige Tropf, dessen Weg den von Wilt gekreuzt hatte?

29
    Edward wurde auf dem Familienfriedhof beigesetzt; Sir George hielt die Zeremonie ab. Zur selben Zeit wurde der Colonel eingeäschert, allerdings nicht, bevor bei einer Autopsie festgestellt worden war, dass keine Spuren irgendeines Giftes oder anderer verdächtiger Substanzen zu finden waren. Seine sterblichen Überreste wurden in eine Urne gefüllt und Lady Clarissa überstellt. Seine Orden waren schließlich doch noch von einem Spürhund gefunden – Sir George hatte ihn sich von der Polizei ausgeliehen und als Gegenleistung das Richteramt aufgegeben – und ebenfalls in die Urne gesteckt worden, so dass der Colonel symbolisch wieder mit seinem alten Regiment vereint sein würde.
    Clarissa flog am nächsten Tag nach Kenia, die Urne im Übergepäck. Sie verbrachte einen dreimonatigen Urlaub in diversen Fünf-Sterne-Hotels. Der Mann von der Werkstatt chauffierte sie zum Flughafen, und dann verschwand er rätselhafterweise für die nächsten zwölf Wochen. Als Lady Clarissa nach Sandystones Hall zurückkehrte, hatten ihre Wangen einen wundervollen rosigen Schimmer, wiesen jedoch, wie Mrs. Bale dem Briefträger gegenüber angeblich bemerkt haben soll, keinerlei Sonnenbräune auf.
    Während sie fort war, lieh sich Sir George noch einmal den Spürhund aus und spürte den Wohnwagen seiner geliebten Philly auf. Er etablierte die Köchin wieder in der Küche und dann in seinem Bett. Zwei Monate später verstarb er plötzlich, doch man erzählte sich, dass ein breites Grinsen auf seinem Gesicht gelegen hatte, als der Arzt gerufen wurde, um ihn für tot zu erklären. Ob es ein Spanferkel zu viel oder irgendeine andere anstrengende Aktivität gewesen war, die seine arg verstopften Arterien nicht mehr bewältigen konnten, wurde nie geklärt. Als sein Testament verlesen wurde, ging wie erwartet alles an seine Frau – mit Ausnahme des Computers, Fax und Telefons in dem geheimen Badezimmer, die er Mrs. Bale zusammen mit der Fernbedienung vermachte.
    Die Vierlinge wurden widerstrebend erneut auf ihrer Privatschule aufgenommen. Lady Clarissa hatte den Bonus plus
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