Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
entfernt ist.«
    Als sie in die Bar kamen, war noch niemand da. Das Lokal war ebenso düster wie sein Name, und der Barkeeper sah aus, als sei er selbst früher mal Henker gewesen und sei gern bereit, sein Können an einem von ihnen zu demonstrieren.
    »Und, was soll’s sein?«, fragte er barsch.
    »Zwei doppelte Scotch, und seien Sie sparsam mit dem Soda«, sagte Braintree.
    Wilt setzte sich in eine dunkle und schmuddelige Ecke. Peter Braintrees Lage musste wirklich ernst sein, wenn er Doppelte mit wenig Soda bestellte.
    »Na«, brummte Wilt, als sein Freund die Drinks zu dem runden Tisch brachte, »spuck’s schon aus. War’s so schlimm? Ja, war’s eindeutig. Also raus damit.«
    »Ich würde ja sagen ›zum Wohl‹, aber unter den gegebenen Umständen … Na gut, Hals und Beinbruch!«
    »Ich will nur eins wissen: Bin ich gefeuert?«
    Braintree schüttelte seufzend den Kopf.
    »Nein, aber du bist noch nicht auf der sicheren Seite«, sagte er. »Der Vizekanzler hat dich gerettet. Korrigiere: der Vizedirektor. Entschuldige, ich weiß, was du von diesen aufgeblasenen neuen Titeln hältst. Und wie ich ebenfalls als bekannt voraussetzen darf, hatte Mayfield den Vorsitz, und der kann dich nicht gerade gut leiden.«
    »Das ist die Untertreibung des Jahrzehnts«, brauste Wilt auf.
    »Stimmt. Aber Dr. Board hasst er sogar noch mehr, und da Board Fachbereichsleiter für Moderne Sprachen ist und Sprachen unverzichtbar sind, wenn die diese Klitsche weiter Universität nennen wollen, kann Mayfield ihn ums Verrecken nicht loswerden. Und weil du ein Freund von Board bist und Mayfield dich sowieso nicht leiden kann, sah es für Computer Studies allmählich schlecht aus …«
    »Soll heißen, mein Job ist in Gefahr?«
    »Nun, ja, aber warte: Der Vizedirektor ist dir zu Hilfe gekommen und hat gesagt, der Fachbereich Kommunikation – pardon, die Fakultät Kommunikation – hätte mehr Studenten als jeder andere, und jetzt, wo Geschichte weg ist und Mathe nur noch ungefähr vierzig Studenten hat, was sogar noch weniger ist als Naturwissenschaften, kann es sich das College, äh, die Universität, nicht leisten, auf Kommunikation zu verzichten. Und das schließt dich mit ein.«
    »Warum? Die könnten doch einfach jemand anderen finden?«
    »Das findet der Vizedirex nicht. Er hat Mayfield in den Schwitzkasten genommen, indem er ihn gefragt hat, ob er freiwillig deinen Job übernehmen würde, und Mayfield hat gesagt, er würde nicht mal im Traum daran denken, sich mit den Hooligans in deinem Fachbereich abzugeben. Oh ja, da hatte ihn der Vize aber drangekriegt! Mayfield war inzwischen schon ziemlich blass, aber der Vize war noch nicht fertig mit ihm. Er hat gesagt, du gehst mit diesen Ungeheuern ziemlich geschickt um, und …«
    »Das ist wirklich anständig von ihm. Hat er wirklich ›geschickt‹ gesagt?«
    »Das waren seine Worte, und Board hat ihm den Rücken gestärkt, er hat gesagt, du wärst wirklich begabt und hättest noch dazu jahrelange Erfahrung darin, mit Typen umzugehen, denen er nicht mal mit einem AK47 oder etwas noch Tödlicherem nahe kommen würde. Einmal hat er dich sogar ›eine Art Genie‹ genannt.«
    Wilt trank einen großen Schluck von seinem Whisky.
    »Ich muss sagen, Board war immer ein guter Freund«, murmelte er. »Aber diesmal hat er sich selbst übertroffen. Kein Wunder, dass Vark nicht wollte, dass ich dabei bin.« Trübe starrte er in sein Glas. »Mag ja sein, dass sie Hooligans sind, aber ein paar von meinen Jungs sind ganz anständig. Man muss sie vor allem das machen lassen, was sie wirklich gern tun.«
    »Du meinst, Computerspiele spielen oder im Internet nach Pornos surfen?«
    Wilt schüttelte den Kopf.
    »Die kommen nicht auf die Porno-Seiten. Ich habe ein paar Leute vom Fachbereich Elektrotechnik gebeten, diesen ganzen Bereich zu blockieren, und außerdem kostet es richtig Geld, das wirklich harte Zeug runterzuladen, und keiner von meinen Jungs hat eine Kreditkarte. Oder nur geklaute, klar, aber die funktionieren normalerweise im Internet nicht.«
    »Oh, na ja, so viel zu Mayfields Behauptung, dass man dir nie all diese Computer hätte aufhalsen dürfen«, bemerkte Braintree.
    Wilt trank seinen Whisky aus.
    »Die hätten das alte College niemals dichtmachen dürfen«, erklärte er. »Trotzdem, jetzt hab ich was zu feiern. Zumindest ist mein Job fürs Erste sicher, und der Vizedirektor tritt so bald nicht zurück. Der verdient so viel, der Glückspilz, und so lange er da ist, hört es sich doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher