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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition)
Autoren: Tom Sharpe
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unmöglichsten Situationen zu bringen. Sie müssen doch irgendetwas Kriminelles an sich haben, dass Sie in so viele verbrecherische Unternehmungen verwickelt werden.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Und Sie übrigens ziemlich oft auch nicht. Auch wenn Sie wirklich eine fabelhafte Fantasie haben, Inspector, das muss ich Ihnen lassen.«
    »Ich doch nicht, Henry. Oh, ich ganz bestimmt nicht. Ich zitiere nur Ihren alten Freund und meinen alten Kollegen Mr. Hodge. Für Sie natürlich Superintendent Hodge, Wilt. Und ich kann Ihnen sagen, Mr. Hodge hat den Schlamassel noch immer nicht vergessen, in den Sie ihn bei dieser Drogengeschichte hineingeritten haben … noch ist er je darüber hinweggekommen. Offen gesagt, ich persönlich glaube nicht, dass Sie ein richtiges Verbrechen begehen könnten, nicht einmal wenn man es Ihnen auf dem Silbertablett präsentiert. Sie sind ein Maulheld, kein Macher.«
    Wilt seufzte. Der Inspector hatte nur allzu Recht. Aber musste ihn jeder ständig daran erinnern, wie unfähig er war?
    »Nun, abgesehen davon, dass Sie über mich nachgedacht haben, was um Himmels willen machen Sie hier draußen?«, fragte er. »Sind Sie in Rente gegangen oder so etwas?«
    »Darüber habe ich auch ernsthaft nachgedacht«, erwiderte Flint. »Vielleicht tue ich es auch. Dank diesem Mistkerl Hodge kriege ich nie etwas Interessantes zu tun. Er heiratet die Tochter vom Chief Constable und wird dafür zum Superintendenten befördert, während ich immer noch hinterm Schreibtisch sitze, Formulare ausfülle und nichts als Papierkram zu tun habe. Todlangweilig.«
    »Willkommen im Club«, brummte Wilt unwillkürlich. Er hasste diese Redewendung. »Ich mache dasselbe. Formulare, Tagesordnungen, Papierkrieg aller Art … und alles, was ich dafür kriege, ist Krach mit Eva, wenn ich nach Hause komme, weil ich ein erbärmliches Gehalt bekomme und sie darauf besteht, dass wir ein kleines Vermögen zahlen, um die Mädchen auf ein teures Internat zu schicken. Gott allein weiß, wie wir das weiter schaffen sollen.«
    Sie plauderten noch ein wenig, klagten über die Wirtschaft und Politiker im Allgemeinen, und es verging eine beträchtliche Zeitspanne, bevor Wilt auf die Uhr sah und feststellte, dass es später war, als er gedacht hatte. Er fragte sich, ob die Sitzung des Ausschusses »Akademische Mittelverteilung« schon zu Ende war.
    Er verabschiedete sich von Flint und kehrte in sein Büro zurück. Es war nach vier Uhr, als Braintree seinen Kopf wieder durch die Tür steckte, dieses Mal mit der Meldung, dass er sich nur kurz zum Pinkeln fortgestohlen hatte und der Ausschuss sich immer noch stritt, dass die Fetzen flogen.
    »Verdammt schlau von dir, da nicht hinzugehen, selbst wenn Vark dich gelassen hätte. Die streiten sich wie die Kesselflicker. Meistens über die üblichen Themen«, berichtete er. »Wie auch immer, gegen sechs bin ich auf jeden Fall fertig. Möchtest du auf mich warten?«
    »Denk schon – hab eh nichts Besseres vor. Gott sei Dank, dass ich da nicht hingegangen bin«, murmelte Wilt, während Braintree wieder hinauseilte. Den Rest des Nachmittages saß Wilt im Lehrerzimmer und dachte hin und wieder über Flints Einschätzung seiner Fähigkeit nach, das Verbrechen anzuziehen. »Ich bin ein Maulheld, kein Macher«, sagte er sich. Er hätte alles dafür gegeben, das alte Fenland Tech zurückzubekommen. Damals hatte er das Gefühl gehabt, etwas Sinnvolles zu tun, auch wenn es nur auf Diskussionen mit angehenden Fachleuten hinauslief und darauf, sie zum Nachdenken zu bringen.
    Als Braintree zurückkam, war Wilt zutiefst deprimiert.
    »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen«, stellte Braintree fest.
    »Hab ich auch. Den Geist vergangener Tage und verpasster Gelegenheiten. Und was die Zukunft angeht …«
    »Was du brauchst, ist ein ordentlicher Drink, alter Junge.«
    »Da hast du verdammt Recht, und diesmal kein Bier. Ich brauche Whisky.«
    »Ich auch, nach dieser verbalen Massenschlägerei.«
    »War die Sitzung wirklich so schlimm?«
    »Sagen wir einfach, viel schlimmer hätte es nicht werden können … In welchen Pub wollen wir gehen?«
    »In meiner derzeitigen Stimmung schlage ich das Hangman’s Arms vor. Da ist es ruhig, und ich kann zu Fuß nach Hause gehen, oder wenigstens torkeln«, sagte Wilt.
    »Das will ich doch meinen! Wenn ich ein paar intus habe, riskiere ich es auch nicht zu fahren. Heutzutage lassen die einen ja sofort pusten, sobald man weniger als eine verdammte Meile von einem Pub
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