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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte
Autoren: Jason Dark
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Hecken des Tageslichts verminderten sich immer mehr, und so überwogen die Schatten, was einige Menschen dazu gebracht hatte, in ihren Häusern die Lichter einzuschalten. Aus einigen Kaminen drang noch Rauch hervor, denn die Abende waren weiterhin kühl, auch die Nächte konnten kalt werden. Die Ruhe des nahen Abends lag über dem Dorf, doch mir kam sie wie gespenstisch vor. Einen Toten hatte es schon gegeben, und ich wußte nicht, welch eine Explosion von Gewalt mir noch bevorstand.
    Das Beil war auf Cresson, den Henker, fixiert. Von Drack aber hatte ich erfahren, daß auch diejenigen zu seinen Opfern werden würden, die auf seiner Seite standen und versuchen wollten, den Fluch zu stoppen. Aus diesem Grunde war ich vorsichtig und lief nicht wie ein Marathonläufer auf das Refugium der Templer zu.
    Ich schaute mich immer wieder um. Dabei suchte ich nach irgendwelchen unnatürlichen, sich bewegenden Schatten, nur bekam ich keinen zu Gesicht. Die Schatten, die ich sah, waren und blieben auch normal. Zumeist von Hauswänden auf den Boden gezeichnet oder von Mauern und irgendwelchen Bäumen.
    Menschen begegneten mir so gut wie gar nicht. Die meisten Bewohner saßen beim Essen in ihren Wohnungen. Hin und wieder dröhnte ein Fahrzeug durch das Dorf.
    Ein Hund kläffte mich an.
    Ich ging weiter.
    Durch das Kläffen war auch ein weiteres Tier aufmerksam geworden und bellte ebenfalls, wobei es von innen gegen ein Gittertor sprang. Kleine Steine bedeckten den Boden. Das Licht und viele Regengüsse hatten sie im Laufe der Zeit ausgebleicht.
    Vor dem Eingang des Templer-Klosters leuchtete es gelblich auf. Das Licht leuchtete von einer Lampe, die oberhalb der Tür befestigt worden war. Dort verteilte sie ihren Schein, und das Gelb sah aus, als würde es von einer Natriumdampflampe stammen.
    Am Eingang bewegte sich nichts. Dafür stand der Renault Laguna in der Nähe.
    Wie sah es hinter den Mauern aus? Hatte es der Abbé geschafft, Auguste Cresson Schutz zu bieten. Einen vorläufigen sicherlich, aber ich wußte nicht, was passieren würde, wenn plötzlich das verfluchte Beil auftauchte, sich zu einer Mordwaffe materialisierte und es durch seine Schnelligkeit und die magischgeistige Führung schaffte, jedes Ziel zu erreichen. Mich jedenfalls hatte die tödliche Waffe noch nicht aufs Korn genommen, in meiner Nähe hatte ich nicht mal ihren Schatten oder Umriß entdeckt.
    Vor dem Eingang blieb ich zunächst stehen und drehte mich um. Ein Verfolger war nicht zu sehen. Auch die beiden Templer aus dem Gewächshaus hielten sich nicht mehr im Freien auf. Sie würden das schützende Haus längst betreten haben.
    Schützende Haus?
    Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher. Ich kannte mich aus, ich war des öfteren schon hineingegangen, so wußte ich auch, daß innerhalb der Mauern schon harte Kämpfe stattgefunden hatten. Aus diesem Grunde bot es keinen absoluten Schutz. Unsere Feinde fanden immer Mittel und Wege, hineinzugelangen, besonders dann, wenn sie – wie das Beil – ein Schatten waren. Für ihn gab es keine Hindernisse. Schatten können durch Mauern und Wände wandern, mochten sie noch so dick sein.
    Ich stellte mich darauf ein, der Gefahr zu begegnen. Mit diesem Wissen öffnete ich die Tür.
    Da ich mich eben auskannte, wußte ich auch, wie ich zu gehen hatte, um das Arbeitszimmer des Templer-Führers zu erreichen, in dem auch der Knochensessel stand.
    Es blieb beim Wollen.
    Kaum war ich über die Schwelle getreten und befand mich nun in einem Flur, als ich rechts von mir eine Stimme hörte, die mir verdammt bekannt vorkam. Okuba sprach.
    Den Abbé mußte ich zunächst vergessen, denn die Worte des Afrikaners hatten mich alarmiert.
    »Ihr könnt sterben oder leben. Nur wenn sich einer bewegt, ist der Mann vor mir tot. Überlegt es euch. Ich bleibe nicht lange. Das Beil ist unterwegs. In wenigen Minuten wird alles vorbei sein. Also, bleibt ruhig, denn ihr habt mit meiner Rache nichts zu tun. Sie gilt einzig und allein einem brutalen Henker, der gleichzeitig der Mörder meines Vaters ist.«
    Ich konnte leider nicht sehen, in welch einer Lage sich Okuba und die Templer befanden. Seine Worte hatten mir klargemacht, daß er sich eine Geisel genommen hatte und die anderen Menschen damit unter Druck setzte.
    Ich blieb von der hellgrau gestrichenen Wand weg, als ich mich nach rechts bewegte. So leise wie möglich trat ich auf. Vor mir sah ich die schwache Lichtquelle. Nicht weit entfernt von der schmalen Treppe. Dort standen die
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