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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden
Autoren: Terry Pratchett
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der alte Knabe
dies
erlebt hätte…
    Was war das hier? Die angemessene Repräsentation einzelner Volksgruppen oder so. Das »Bündnis gegen die Verunglimpfung von Siliziumleben« hatte sich beim Patrizier beschwert, und jetzt…
    »Versuch es noch einmal, Obergefreiter Detritus«, sagte Colon. »Der Trick ist, die Hand dicht überm Ohr anzuhalten. Steh jetzt auf und salutiere erneut. Äh, Obergefreiter Knuddel?«
    »Hier?«
    »Wo?«
    »Direkt vor dir, Feldwebel.«
    Colon senkte den Kopf und wich einen Schritt zurück. Unter der weiten Wölbung seines stattlichen Bauchs kam ein nach oben gerichtetes Gesicht zum Vorschein. Es gehörte dem Obergefreiten Knuddel und präsentierte neben einem Lächeln, das intelligent wirken sollte, auch ein Glasauge.
    »Oh. Ja.«
    »Ich bin größer, als ich aussehe.«
    Lieber Himmel, dachte Colon müde. Wenn man sie addiert und dann durch zwei teilt, hat man zwei normale Männer. Allerdings wollen normale Männer nicht zur Wache. Ein Troll und ein Zwerg. Und es kommt noch schlimmer…
     
    Mumm trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
    »Nein, Colon halte ich kaum für geeignet«, sagte er. »Er ist nicht mehr so jung wie früher. Wird Zeit, daß er im Wachhaus bleibt und sich um den Papierkram kümmert. Außerdem hat er schon genug am Hals.«
    »Und am Bauch«, fügte der Patrizier hinzu.
    »Ich meine, er hat mit den neuen Rekruten zu tun«, betonte Mumm. »Weißt du noch, Herr?«
    Ich meine die Rekruten, die du uns praktisch aufgezwungen hast, dachte er in einer stillen, heimlichen Ecke seines Kopfes. Natürlich wurden sie nicht der
Tag
wache zugeteilt. Und die Palastwache lehnte sie ab. Also schickte man sie zur Nachtwache. Die ist ohnehin ein Witz, und dort sieht sie niemand. Zumindest niemand, der irgendeine Rolle spielt.
    Mumm hatte nur deshalb nachgegeben, weil sich bald jemand anders um dieses Problem kümmern mußte.
    Er war keineswegs ein Speziesist. Aber die Wache brauchte vor allem
Männer.
    »Was ist mit Korporal Nobbs?« fragte der Patrizier.
    »Nobby?«
    Sie stellten sich Korporal Nobbs vor.
    »Nein.«
    »Nein.«
    »Nun, dann wäre da noch Korporal Karotte«, sagte Lord Vetinari. »Ein vielversprechender junger Mann. Hat sich bereits einige Verdienste erworben.«
    »Das… stimmt«, erwiderte Mumm.
    »Ergibt sich hier vielleicht die Gelegenheit zu einer neuerlichen Beförderung? Was meinst du? Ich lege großen Wert auf deinen Rat.«
    Mumm malte in Gedanken ein Bild von Korporal Karotte…
     
    »Dies hier ist das mittwärtige Tor«, sagte Karotte. »Für die ganze Stadt. Und wir schützen es.«
    »Vor wem?« fragte Obergefreite Angua, die ebenfalls zu den neuen Rekruten gehörte.
    »Oh, du weißt schon. Vor Barbarenhorden, kriegerischen Stämmen, Räuberbanden und so weiter.«
    »Was? Nur
wir

    »Wir? O nein.« Karotte lachte. »Das wäre ziemlich dumm. Wenn wir solche Angreifer kommen sehen, läuten wir die Glocke, und zwar möglichst laut.«
    »Was passiert dann?«
    »Nun, die Feldwebel Colon und Nobby kommen sofort, wenn sie das Läuten hören.«
    Obergefreite Angua beobachtete den dunstigen Horizont.
    Sie lächelte.
    Karotte errötete.
    Obergefreite Angua hatte das Salutieren auf Anhieb gelernt. Ihre Uniform war erst vollständig, wenn jemand einen
Brust
harnisch zum Waffenschmied brachte und den alten Remitt darauf hinwies, daß er
hier
und
hier
ordentliche Beulen klopfen sollte. Eine geeignete Kopfbedeckung gab es nicht: Kein Helm konnte eine solche Masse aus aschblondem Haar unter sich verbergen. Aber solche Dinge brauchte Angua sicher gar nicht, vermutete Karotte. Die Leute würden bei ihr Schlange stehen, um sich festnehmen zu lassen.
    »Was machen wir jetzt?« fragte sie.
    »Ich schlage vor, wir kehren zum Wachhaus zurück«, sagte Karotte. »Dort liest Feldwebel Colon den Abendbericht vor.«
    Auch das Gehen beherrschte Angua vorzüglich; die spezielle Fortbewegungsweise der Wächter auf Patrouille: Man hob die Füße dabei so wenig wie möglich vom Boden, um Kraft zu sparen, ging praktisch aus den Hüften heraus. Auf diese Weise konnte man stundenlang laufen, ohne zu ermüden. Der Obergefreite Detritus brauchte noch eine Weile, bis er richtiges Patrouillengehen lernte. Zuerst mußte er aufhören, sich beim Salutieren bewußtlos zu schlagen.
    »Feldwebel Colon«, wiederholte Angua. »Das ist der Dicke?«
    »Ja.«
    »Warum hält er sich einen Affen?«
    »Oh«, sagte Karotte. »Ich glaube, du meinst Korporal Nobbs.«
    »Er ist ein Mensch? Sein Gesicht sieht
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