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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden
Autoren: Terry Pratchett
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Korporal Karotte von der Stadtwache in Ankh-Morpork (Nachtschicht) nahm im Nachthemd Platz, griff nach dem Stift, kaute einige Sekunden lang darauf und schrieb dann:
     
    »Liebe Muther und lieber Fater,
    hoite habe ich eine große Überraschung denn man hat mich zum Korporal befördert!! Dadurch bekommige ich Fünf Ankh-Morpork-Dollar mehr im Mohnat und auch noch zwei Streifen zusätzlich. Und außerdem eine neue Dienstmarke aus Kupfer! Ich habe jetzt Große Ferantwortung!! Es liegt daran das wir neue Rekruten haben weil der Patrizier – ich habe euch ja schon geruhet mitzuteilen das er der Herrscher dieser Stadt ist – die Ansicht vertritt unsere Wache müßte die ettnische Schtruktur der Stadt widerschpiegeln…«
     
    Karotte zögerte, blickte aus dem kleinen, staubigen Schlafzimmerfenster und beobachtete, wie das letzte Licht des Tages über den Fluß kroch. Dann wandte er sich wieder dem Brief zu.
     
    »… was ich nicht ganz verstehe aber ich glaube es hat was mit der kosmetischen Fabrik des Zwerges Schnapptopf Donnerstoß zu tun. Und Hauptmann Mumm fon dem ich euch oft geschrieben, habe verläßt die Wache um zu heiraten und zu einem feinen Herrn zu werden. Ja und bestimmt wünschen wir ihm alles Gute immerhin hat er mich das gelehrt was ich weiß abgesehen von den Dingen die ich mir selbst beigebracht habe. Wir legen alle zusammen damit, er ein Überraschungsgeschenk bekommigt vielleicht eine der noien Uhren die auch ohne einen kleinen Dämon in ihrem Innern funkzionieren. Und in die Rückseite könnten wir eingravieren: ›Eine Uhr von deinen alten Froinden in der Wache – damitte du nie vergißt was die Stunde geschlagen hat.‹ Das ist ein lustiges Wortspiel, vielleicht wegen der Heirat und so ich weiß es nicht genau. Auch wissen wir nicht wer der noie Hauptmann wird, Feldwebel Colon will den Abschied nehmen wenn er’s sein muß. Und Korporal Nobbs…«
     
    Erneut blickte Karotte aus dem Fenster. Falten bildeten sich auf seiner großen, ehrlichen Stirn, als er nach geeigneten Worten suchte, um etwas Positives über Nobbs zu sagen.
     
    »… ist besser in seiner gegenwärtigen das heißt derzeitigen Pohsition aufgehoben und ich bin noch nicht lange genug bei der Wache. Ich schätze uns bleibet nichts anderes übrig als abzuwarten…«
     
    Es begann, wie so viele Dinge, mit einem Todesfall. Und mit einer Bestattung an einem Frühlingsmorgen. Dunstschwaden strichen über den Boden, so dick, daß sie den Sarg verschluckten.
    Eine kleine graue Promenadenmischung hockte auf einem nahen Erdhügel und sah gleichgültig zu. Sie war Wirt und Transportmittel für so viele Erreger von Hundekrankheiten, daß sie in einen Kokon aus Staub gehüllt zu sein schien.
    Die älteren Frauen weinten. Edward d’Eath hingegen vergoß keine einzige Träne, und zwar aus drei Gründen: Erstens war er der älteste Sohn, der siebenunddreißigste Lord d’Eath, und für einen d’Eath gehörte es sich nicht, in aller Öffentlichkeit zu weinen. Zweitens hatte er gerade die Ausbildung zum Assassinen abgeschlossen – sein Diplom war noch so neu, daß es leise knisterte –, und Assassinen weinten nicht bei Todesfällen; andernfalls müßten sie dauernd schluchzen. Und drittens war er von Ärger erfüllt. Mehr noch. In ihm brannte das Feuer des Zorns.
    Sein Zorn galt verschiedenen Dingen: dem Umstand, daß er sich Geld für dieses billige Begräbnis leihen mußte; dem Wetter; dem gewöhnlichen Friedhof; dem ständigen Hintergrundgeräusch der Stadt, das sich nicht einmal bei dieser Gelegenheit veränderte. Und der Geschichte. Sie sollte nicht auf diese Weise beschaffen sein.
    Sie
hatte
nie auf diese Weise beschaffen sein sollen.
    Edward blickte über den Fluß und beobachtete die düstere Silhouette des Palastes. Dabei verwandelte sich der Zorn in eine scharfe Linse.
    Man hatte Edward zur Assassinengilde geschickt, weil sie die beste Schule für Leute war, deren soziale Stellung höher war als ihre Intelligenz. Als Narr hätte er vermutlich die Satire erfunden und gefährliche Witze über den Patrizier erzählt. Als Dieb 1 wäre er vielleicht in den Palast eingedrungen, um dem Patrizier etwas Wertvolles zu stehlen.
    Doch er war bei den Assassinen in die Lehre gegangen…
    An jenem Nachmittag verkaufte er den Rest des einstigen Familienbesitzes und kehrte zur Gilde zurück, um dort am Kursus für Fortgeschrittene teilzunehmen.
    Er bestand ihn mit Auszeichnung – das geschah zum erstenmal in der Gildengeschichte. Seine Lehrer
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