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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen
Autoren: Glen Cook
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der Bosse. Beutler und Sattler waren noch immer die beiden Chefkiller, als hätten sie niemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet, ihren Boß umzulegen.
    Das machte mir Kummer. Kain hatte mich gesehen. Und der Oberboß war nicht der Typ, der schnell verzieh.
    »Kains Tochter! Was macht sie in einer Spelunke wie dieser?«
    »Was meinst du mit Spelunke?« Selbst die kleinste Andeutung, daß die Freudenhöhle nicht unbedingt ein Spitzenladen ist, reicht, daß Morpheus sich aufplustert.
    »Sie hält sich offenbar für ein Erste-Klasse-Weib. Und ganz gleich, was wir beide denken: Sie hat bestimmt erkannt, daß dies hier allerhöchstens eine drittklassige Absteige ist. Wir sind hier nicht in der Oberstadt, Morpheus, sondern in der Pufferzone.«
    Die Pufferzone ist Morpheus' Viertel. In dieser Gegend können sich die verschiedenen Rassen treffen und ihre Geschäfte abwickeln, ohne Risiko zu laufen, sofort ermordet zu werden. Es ist nicht gerade das Schickeriaviertel in unserer Stadt.
    Während wir uns das Maul zerrissen, konnte ich die ganze Zeit nur daran denken, an den Tisch des Mädchens zu treten und mich ihr als Liebessklave anzudienen. Und während ich das dachte, flüsterte mir eine leise Stimme in meinem Kopf zu: Mach dich nicht zum Affen. Wenn sie Kains Kind war, verhieß das Mord und Totschlag.
    Ich muß zusammengezuckt sein. Morpheus packte meinen Arm. »Wenn du es so dringend brauchst, geh in den Pfuhl.«
    Hier sprach die Stimme der Vernunft. Halt deine Hand nicht ins Feuer, dann verbrennst du dir auch nicht die Finger! Ich klammerte mich an meinen gesunden Menschenverstand und lehnte mich zurück. Alles unter Kontrolle. Aber ich konnte nicht verhindern, daß ich sie weiter anstarrte.
    Die Tür flog auf. Zwei sehr große Brunos wurden vom Sturm hereingeweht. Sie hielten einem dritten Mann die Tür auf, der langsam hereinschritt, als beträte er eine Bühne. Er war ein paar Zentimeter kürzer als seine Schläger, aber nicht weniger muskulös. Jemand hatte sein Gesicht als Unterlage benutzt, um mit einem Messer eine Landkarte darauf einzuritzen. Ein Auge war halb geschlossen, und seine Oberlippe war krankhaft zu einem höhnischen Grinsen verzogen. Er strahlte pure Boshaftigkeit aus.
    »O Junge.« Das war Morpheus.
    »Kennst du ihn?«
    »Ich kenn die Sorte.«
    Eierkopf kam mir Bruchteile von Sekunden zuvor. »Wie wir alle.«
    Narbenmaul sah sich um, erblickte das Mädchen und setzte sich in Bewegung. »Macht gefälligst die Scheißtür zu!« brüllte jemand. Die beiden Gorillas würdigten ihre Umgebung zum ersten Mal eines Blickes. Sie begriffen sofort, was für Leute an einem Ort wie der Freudenhöhle ihr Bierchen zischten.
    Sie schlossen brav die Tür.
    Konnte ich ihnen nicht verdenken. Bei Morpheus hängen einige echt finstere Gestalten herum.
    Aber Narbenmaul kümmerte das nicht. Er ging auf das Mädchen zu, das ihn einfach nicht zur Kenntnis nahm. Er bückte sich und flüsterte ihr etwas zu. Sie zuckte zusammen und sah ihn an. Dann spuckte sie ihm ins Gesicht.
    Kains Göre, zweifellos.
    Narbenmaul grinste erfreut. Sie lieferte ihm genau den Vorwand, auf den er nur gewartet hatte.
    Im Schankraum herrschte eisige Stille, als er sie vom Stuhl riß. Ihre Miene war schmerzverzerrt, aber sie gab keinen Mucks von sich.
    »Das reicht.« Morpheus' Stimme war leise. Gefährlich leise. Er mochte es nicht, wenn man mit seinen Gästen so rücksichtslos verfuhr. Narbenmaul wußte anscheinend nicht, wo er sich hier befand. Er beachtete Morpheus einfach nicht. Meistens ist das ein tödlicher Irrtum.
    Aber er war ein ausgesprochener Glückspilz.
    Morpheus bewegte sich auf ihn zu, und die beiden Brunos traten ihm in den Weg.
    Ahrm trat dem ersten gegen die Schläfe. Obwohl der Kerl fast doppelt so groß war wie der Dunkle Elf, ging er zu Boden, als hätte ihn ein Vorschlaghammer getroffen. Der andere beging den Fehler, Morpheus anzufassen.
    Eierkopf und ich reagierten eine Sekunde später als Ahrm. Wir umgingen die Schlägerei und jagten den narbengesichtigen Typ. Morpheus brauchte keine Hilfe. Und wenn doch, gab es ja noch Paddel. Der versteckte hinter dem Tresen ein massives Werkzeug der Destruktion.
    Der Regen schlug mir so heftig ins Gesicht, als wollte er mich wieder zurücktreiben. Es war schlimmer als vorhin bei meiner Ankunft.
    »Da.« Eierkopf streckte die Hand aus. Ich erblickte eine düstere Kutsche und zwei kämpfende Gestalten. Narbenmaul versuchte, das Mädchen gewaltsam ins Innere der Kutsche zu
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