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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen
Autoren: Glen Cook
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und das Talent, in Situationen zu schlittern, die meine Freunde und Bekannten alles andere als aufregend finden. Ich bin Anfang Dreißig, einsfünfundachtzig, habe rotbraunes Haar und blaue Augen. Die Hunde jaulen mich nicht an, wenn ich vorbeigehe, obwohl die Gefahren meines Berufs ihre Spuren in meinem Gesicht hinterlassen haben. Es verleiht ihm Charakter. Ich finde mich charmant. Dem widersprechen meine Freunde. Sie behaupten, ich nehme das Leben einfach nicht ernst. Aus gutem Grund. Wenn man es tut, wird man genauso schwermütig wie dieser Freund von Eierkopf.
    Paddel tauchte auf. In der Hand trug er ein schweres Seidel mit meiner Lieblingsnahrung, diesem göttlichen Elixier, dessentwegen ich trainieren muß. Er hatte es von seinem privaten Fäßchen gezapft, das hinter der Bar versteckt war. In der Freudenhöhle wurde nur Kaninchenfraß serviert, und die Flüssigkeiten, die man daraus pressen konnte. Morpheus Ahrm ist militanter Vegetarier.
    Ich nahm einen tiefen Schluck des bitteren Gebräus. »Du bist ein Prinz, Paddel.« Ich suchte nach einem Silbertaler.
    »Klar. Ich steh für den Thron an.« Er tat nicht mal so, als wollte er mir rausgeben. Wirklich, ein Prinz. Bei dem derzeitigen Silberkurs konnte man im Großhandel für einen Silbertaler ein ganzes Faß kaufen. »Wieso hängst du hier rum, statt dich mit Rothaarigen zu verlustieren?« In meinem letzten großen Fall waren ganze Bataillone dieser entzückenden Spezies herumgeturnt. Unglücklicherweise hatte sich nur eine aus der ganzen Bande als schmackhaft erwiesen. Rothaarige sind so. Entweder sind sie Teufel oder Engel. Und die Engel sind eigentlich auch keine. Es liegt wohl an ihrem Versuch, dem Bild zu entsprechen, das schon seit grauen Urzeiten von ihnen herumgeistert.
    »Verlustieren, Paddel?« Wo hatte Paddel ein Wort wie »verlustieren« aufgeschnappt? Der Mann hatte schon Schwierigkeiten, seinen Vornamen zu buchstabieren, weil er mehr als eine Silbe hatte. »Bist du inzwischen zur Schule gegangen?«
    Paddel grinste bloß.
    »Was soll das für ein Spielchen sein? Führt den Esel aufs Glatteis? Mit dem gutmütigen alten Garrett als Esel?«
    Paddels Grinsen wurde noch breiter, und er zeigte seine widerlichen, verrotteten Zähne. Für ihn wäre es bestimmt gut, wenn er konvertierte und einer von Morpheus' wiedergeborenen Vegetariern würde.
    »Du bietest dich als Opfer ja geradezu an«, stellte Eierkopf fest.
    »Da ist was dran. Und zwar anscheinend jedem. Hast du schon gehört, was Dean gemacht hat?« Dean ist der alte Knabe, der mir und meinem Partner das Haus führt und für mich kocht. Er ist etwa siebzig. Und würde eine blendende Ehefrau abgeben.
    Während wir plauderten, füllte Zarths Gefährte die größte Pfeife, die ich je gesehen habe. Sie hatte einen Kopf in der Größe eines kleinen Eimers. Paddel nahm eine Kohlenschaufel aus Messing vom Ofen, und Riffer holte mit einer Kupferzange ein glühendes Kohlenstück heraus, mit dem er seine Pfeife anzündete. Er paffte Rauchwolken in die Luft. Das Gras war stark genug, um uns alle zu berauschen.
    »Musiker«, murmelte Eierkopf, als würde es alles Übel in der Welt erklären. »Ich habe es nicht gehört, Garrett. Was hat Dean gemacht? Ist ihm wieder eine Katze zugelaufen?« Dean durchlebte gerade einen Streuner-Sammel-Zauber. Ich mußte richtig grob ihm gegenüber werden, wenn ich nicht irgendwann bis zu meinem Gürtel in Katzenhaar stehen wollte.
    »Schlimmer. Er hat beschlossen, bei mir einzuziehen. Als hätte ich keinerlei Mitspracherecht. Und dann tut er auch noch, als würde er ein ungeheures Opfer bringen.«
    Eierkopf lachte. »Dann ist dein Gästezimmer wohl futsch. Jetzt hast du keinen Platz mehr, wo du noch eine Extrageliebte verstauen könntest. Du armer Kerl. Jetzt mußt du mit einer zur Zeit auskommen.«
    »Es ist nicht so, als wäre ich mit ihnen gesegnet. Seit Tinnie und Winger sich auf meiner Schwelle begegnet sind, sitze ich sogar völlig auf dem Trocknen.«
    Paddel lachte. Der alte Heide.
    »Was ist mit Maya?« erkundigte sich Zarth.
    »Die habe ich seit sechs Monaten nicht mehr gesehen. Vermutlich hat sie die Stadt verlassen. Nur Eleanor ist noch übrig.«
    Eleanor befindet sich auf einem Gemälde über meinem Schreibtisch. Ich liebe das Mädchen, aber sie hat ihre natürlichen Grenzen.
    Alle fanden meine Lage einfach zum Schreien komisch, bis auf Zarths Freund. Der hörte niemanden mehr außer sich selbst und fing an zu summen. Ein besonders guter Musiker konnte er nicht
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