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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen
Autoren: Glen Cook
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und herausnehmen führen müssen. Mir war klar, daß er das ganze Zeug nicht aus seiner Tasche bezahlt hatte. Aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich war nicht in Hochform.
    »Was haben Sie denn da?«
    Den Schmetterling hatte ich vergessen. »Einen ertrunkenen Schmetterling.« Ich nahm ihn mit in mein Büro, einen Schuhkarton hinter der letzten Tür links Richtung Küche. Dean humpelte mit einer Kerze in der Hand hinter mir her. Er spielt den Gebrechlichen bühnenreif. Es ist verblüffend mit anzusehen, wie unfähig er plötzlich wird, wenn er eine Gaunerei durchzieht.
    Ich entzündete mit der Kerze eine Lampe. »Geh wieder ins Bett.«
    Er blickte zu der geschlossenen Tür des kleinen Wohnzimmers, die wir nur schließen, wenn dort jemand oder etwas ist, der oder das nicht gesehen werden soll. Irgendwas kratzte an der anderen Seite der Tür. »Ich bin hellwach«, behauptete Dean. »Ich kann ruhig ein bißchen Hausarbeit erledigen.« Er wirkte überhaupt nicht hellwach. »Wollen Sie lange aufbleiben?«
    »Nein. Ich werde mir den Schmetterling genauer ansehen und dann Eleanor noch einen Gutenachtkuß geben.« Eleanor war eine wunderschöne, traurige Frau, die früher einmal gelebt hatte. Ihr Porträt hängt über meinem Schreibtisch. Ich tu so, als hätten wir eine Beziehung. Das treibt Dean in den Wahnsinn.
    Irgendwie muß ich mich ja revanchieren.
    Ich pflanzte mich in den zerschlissenen Ledersessel. Wie alles andere in meinem Heim, einschließlich des Hauses selbst, stammt auch er aus zweiter Hand. Allmählich fing er an, sich an einen neuen Hintern zu gewöhnen und wurde langsam gemütlich. Ich schob mein Kontobuch zur Seite und legte den Schmetterling auf den Tisch.
    Dean wartete in der Tür, bis er sah, daß ich nicht darauf reagierte, daß er das Buch ausgepackt hatte. Frustriert schlich er in die Küche.
    Ich warf einen kurzen Blick auf die letzte Eintragung und schnitt eine Grimasse. Sah nicht gut aus. Aber deswegen arbeiten? Pfui Deibel! Arbeit würde ich noch früh genug und reichlich bekommen!
    Inzwischen beschäftigte mich der zerfledderte, alte, grüne Schmetterling. Er mochte einmal wunderschön gewesen sein, aber jetzt waren seine Flügel zerschlitzt, angerissen, gespalten und ziemlich mitgenommen. Eine wahre Katastrophe. Da überfiel mich ein Gefühl von déjà vu.
    Auf den Inseln hatte ich während meiner fünfjährigen Dienstzeit bei den Königlichen Marines seine Vettern gesehen. In den Sümpfen dort lebten eine Menge von ihnen. Dort gibt es alle Arten von Insekten, die sich die Götter ausgedacht hatten, außer vielleicht arktische Kakerlaken. Vielleicht wurde die Schöpfung ja von einem himmlischen Komitee organisiert. Und in Gegenden, wo sich die Zuständigkeiten der Abteilungen überlappten, leisteten sich die göttlichen Bonzen einen Wettbewerb. Und ihre Überproduktion an Käfern und Ungeziefer haben sie mit absoluter Sicherheit in diesen tropischen Sümpfen endgelagert.
    Zum Teufel mit den alten Zeiten! Ich bin mittlerweile erwachsen. Die Frage war: Was hatte ich mit dem alten Käfer überhaupt vor?
    Eins war sonnenklar: Ein Fall, in dem ein alter, verhutzelter Opa mitspielte, dessen Magen so verstimmt war, daß er Schmetterlinge aufstieß, interessierte mich absolut nicht. Ich hatte mein Soll an guten Taten für die nächsten zehn Jahre erfüllt. Es wurde Zeit, mich den Dingen zu widmen, die mir mehr am Herzen lagen, zum Beispiel dem, das neueste, fellige Opfer von Deans Nächstenliebe zur Hintertür hinauszujagen.
    Ich fegte den Käferkadaver in den Papierkorb, lehnte mich zurück und stellte mir vor, wie nett es wäre, mich in mein hübsches, weiches Bett zu verkriechen.
    Garrett!
    »Mist!« Ich vergesse immer wieder meinen sogenannten »Partner« ...
     

 
4. Kapitel
     
    Der Tote Mann haust im Wohnzimmer, das die ganze Vorderseite des Hauses einnimmt. Es ist so groß wie mein Büro und das kleine Gästezimmer zusammen. Eine Menge Platz für einen Kerl, der sich schon nicht mehr bewegt hat, als TunFaire noch nicht TunFaire hieß. Ich spielte mit dem Gedanken, ihn zusammen mit dem anderen Müll, den ich bei meinem Einzug hier vorgefunden hatte, in den Keller zu verfrachten.
    Ich ging in sein Zimmer, in dem eine Lampe brannte. Das war erstaunlich, weil Dean den Raum nicht gern betrat. Ich sah mich mißtrauisch um.
    In dem Zimmer stehen nur zwei Stühle und zwei kleine Tische; die Wände verschwinden fast vollständig hinter Regalen, die mit Büchern, Landkarten und
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