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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen
Autoren: Glen Cook
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Erinnerungsstücken vollgepfropft sind. Ein Stuhl ist für mich da. Der andere hat einen Dauerbesitzer.
    Wenn man das Zimmer zum ersten Mal betritt und nicht weiß, was einen erwartet, kann der Tote Mann einem einen tüchtigen Schock versetzen. Erstens ist er ziemlich schwergewichtig. Er wiegt etwa vierhundertfünfzig Pfund. Zweitens ist er kein Mensch, sondern Loghyr. Da er der einzige seiner Rasse ist, den ich je zu Gesicht bekommen habe, weiß ich nicht, ob die Mädels dieser Spezies bei seinem Anblick ins Schwärmen geraten. Aber nach meinen Maßstäben ist er ein unscheinbarer Gimpel. Er wirkt fast, als hätte der Kerl mit der Sense sein Gesellenstück an ihm verbrochen.
    Wenn man seinen Körperumfang verdaut hat, bemerkt man als nächstes seinen Rüssel, den er Nase nennt. Er ähnelt dem eines Mammuts, ist allerdings nur dreißig Zentimeter lang. Danach fällt dem Betrachter auf, daß Motten und Mäuse den Loghyr im Laufe der Jahrhunderte angeknabbert haben.
    Man nennt ihn deswegen den Toten Mann, weil er ein toter Mann ist. Irgendwer hat ihm vor etwa vierhundert Jahren ein Messer in den Wanst gerammt. Aber Loghyre haben es so gut wie nie eilig. Seine Seele, oder was ein Loghyr statt dessen haben mag, treibt noch immer in seinem Körper ihr Unwesen.
    Wenn ich das richtig sehe, hast du ein Abenteuer erlebt.
    Da er tot ist, kann er natürlich nicht sprechen. Aber das beeinträchtigt ihn nicht sonderlich. Er sendet einfach seine Gedanken in meinen Kopf. Außerdem kann er in dem ganzen Wirrwarr da oben drin herumwühlen, wenn ihm danach ist. Meistens ist er jedoch höflich genug, draußen zu bleiben, es sei denn, man lädt ihn ein.
    Ich sah mich genauer um. Das Zimmer war zu sauber. Dean hatte sogar den Toten Mann abgestaubt.
    Irgendwas war hier faul. Die beiden hatten gekungelt. Zum ersten Mal. Das war erschreckend.
    Ich bin für meine sprichwörtliche Coolness berühmt. Meinen Verdacht tarnte ich absolut perfekt. Da ich wußte, daß es mir nicht gefallen würde, was er zu sagen hatte, wollte ich zuerst zuschlagen.
    Der Tote Mann hatte einen großen Fehler gemacht, als er mir beibrachte, mir selbst das kleinste Detail zu merken, wenn ich arbeitete. Ich begann, von meinem Abend zu erzählen.
    Die theoretische Basis unserer Zusammenarbeit besteht darin, daß ich die Beinarbeit übernehme und die Prügel einstecke, und er alles nimmt, was ich herausgefunden habe, es durch eins seiner angeblich genialen Hirne jagt –er hat drei – und mir anschließend verrät, wer's war oder wo der tote Hund begraben liegt oder was auch immer ich wissen will. Das ist die theoretische Basis. In der Praxis sieht es so aus, daß er noch fauler ist als ich. Ich muß ihm androhen, ihm die Bude unter dem Arsch abzufackeln, damit er überhaupt aufwacht.
    Ich schwelgte in der Schilderung minutiösester Einzelheiten des Charmes dieser merkwürdigen Miss Kontamin, als er endlich Verdacht schöpfte.
    Garrett!
    Er kennt mich eben zu gut. »Ja?« flötete ich.
    Was machst du da?
    »Ich unterrichte dich über einige höchst seltsame Vorkommnisse.«
    Vorkommnisse, ja, aber sie sind nur von flüchtigem Interesse. Es sei denn, deine Lenden wären schon wieder Sieger über dein Hirn. Du erwägst doch nicht wirklich, dich mit diesen Leuten anzulegen, oder?
    Wie wär's mit einer kleinen Lüge, nur um ihn ein bißchen aufzurütteln? Wir spielen dieses Spiel sehr oft, auf beiden Seiten. Es vertreibt einem die Zeit. »Es gibt Grenzen, wie schnell der Anblick eines Weiberrocks meinen gesunden Menschenverstand außer Kraft setzt«, sagte ich.
    Ach wirklich? Ich bin überrascht. Mir hatte sich schon der Eindruck aufgedrängt, daß du gar keinen Verstand besitzt, weder einen gesunden noch einen kranken.
    Wir kommen miteinander aus. Normalerweise ist es ein Spiel, Intelligenz gegen Gewieftheit. Nicht schwer zu raten, was zu wem gehört, oder?
    »Eins zu null für dich, alter Knochensack. Ich leg mich flach. Sollte Dean wieder einen Anfall von Putzwahn erleiden und dich noch mal abstauben, sag ihm, er kann mich morgen gegen Mittag wecken.« Ich habe ein Problem mit den Morgen. Kein Mensch, der bei Verstand ist, steht um diese Zeit auf. Sie finden einfach zu früh am Tag statt.
    Ist doch ganz klar. Was haben all diese Frühaufsteher davon, daß sie mitten in der Nacht draußen rumlaufen? Magengeschwüre. Herzinfarkte. Werden von herumstreunenden Katzen erwischt. Aber ich nicht. Nicht der alte Garrett. Ich lehne mich zurück, entspanne mich und dümpele ganz
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