Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
bugsieren.
    Wir stürmten los. Ich zog meinen Lieblingstotschläger aus der Tasche. Ohne den setze ich keinen Fuß vor die Tür. Es ist ein fünfzig Zentimeter langer Eichenknüppel mit Bleigewicht am aktiven Ende. Er ist sehr wirkungsvoll, auch ohne daß ich meinen Weg mit Leichen pflastere.
    Eierkopf kam mir zuvor. Er schnappte sich Narbenmaul von hinten, wirbelte ihn herum und klatschte ihn gegen die nächste Hauswand. Der Aufprall übertönte ein entferntes Donnergrollen. Ich sprang beherzt in die Lücke und griff mir das Mädchen.
    Irgend jemand versuchte, sie in die Kutsche zu zerren. Ich umschlang ihre Taille und zog; gleichzeitig stieß ich mit meinem Schlagstock an ihr vorbei. Vielleicht traf ich ja den Burschen zwischen die Augen.
    Da waren Augen, schon richtig. Augen wie aus einer Horrorgeschichte. Sie leuchteten grün in der Dunkelheit und waren viel zu groß für den Knirps, in dessen Kopf sie steckten. Er mußte mindestens hundertneunzig sein. Aber er hatte Kraft. Mit Händen wie Vogelklauen hielt er den Arm des Mädchens umklammert und zerrte sie in die Kutsche, obwohl wir beide uns mit vereinten Kräften dagegen wehrten.
    Ich schwang meinen Knüppel und vermied es, in diese Augen zu sehen. Ihr Blick war tödlich. Sie machten mir höllische Angst. Eiskalte Schauer liefen mir den ganzen Rücken herunter, dabei kann man mir nicht so schnell bange machen.
    Ich zog ihm eins über den Schädel. Sein Griff wurde schwächer. Das gab mir die Chance zu einem zweiten Schlag. Ich besorgte es ihm.
    Er riß die Klappe auf, doch statt eines Schreis quollen Schmetterlinge daraus hervor. Ich meine, etwa eine Million Schmetterlinge; die Kutsche war voll von ihnen. Sie umschwärmten mich. Ich wich stolpernd zurück und schlug um mich. Zwar hatte mich noch nie ein Schmetterling gebissen, aber wer kennt schon die Art, die aus dem Mund eines alten Knackers kommt?
    Eierkopf zog das Mädchen von mir weg, schob mich wie eine Puppe zur Seite, sprang in die Kutsche und zerrte den alten Gnom raus. Man sollte Eierkopf nicht in die Quere kommen, wenn er gereizt ist. Dann neigt er dazu, Sachen zu zerbrechen.
    Der Blick des Alten hatte an Feuer verloren. Eierkopf hob ihn mit einer Hand hoch. »Was fällt dir ein, Opa?« Mit diesen Worten schleuderte er ihn gegen dieselbe Wand, die schon Narbenmaul außer Gefecht gesetzt hatte. Dann ging er hin und beendete sein Geschäft. Knochen knackten. Eierkopf hält sich nicht mit irgendwelchen Finessen auf. Eigentlich hätte ich hingehen und ihn beruhigen sollen, bevor er noch jemanden umbrachte, aber ich wußte nicht, wie ich das anstellen sollte. Wenn er in dieser Stimmung war, wollte ich ihm nicht in die Quere kommen. Außerdem umschwärmten mich noch immer diese Schmetterlinge.
    Allmählich regte Zarth sich ab. Er packte den alten Mann am Kragen und warf ihn in die Kutsche. Der alte Knacker jaulte wie ein geprügelter Hund. Narbenmaul landete auf ihm, und Zarth sah zum Kutschbock hoch. Dort saß niemand, also schlug er einfach dem Pferd vor ihm auf den Rumpf und schrie aufmunternd.
    Das Gespann galoppierte los.
    Zarth schlug den Kragen gegen den Regen hoch und drehte sich zu mir. »Damit dürften diese Clowns bedient sein. He! Was ist mit dem Mädchen passiert?«
    Sie war weg.
    »Ganz schön undankbar. Die richtige Braut für dich. Mist.« Er blickte auf und ließ sich einen Moment das Gesicht naß regnen. »Ich hol meine Sachen. Was hältst du davon, wenn wir uns besaufen und uns ein bißchen rumprügeln?«
    »Haben wir nicht gerade einen Kampf gehabt?«
    »Ach was! Das war doch nur ein Haufen Weicheier. Jammerlappen. Komm mit.«
    Ich war alles andere als auf noch mehr Ärger aus. Aber es war eine gute Idee, ins Trockene zu gehen und vor den Schmetterlingen zu flüchten. Anscheinend hatte ich noch ein bißchen gesunden Menschenverstand übrig.
    Einer der beiden Schläger verstopfte den Abfluß in der Gosse vor Morpheus' Kneipe. Der andere kam uns entgegengeflogen, als wir gerade reingehen wollten. »He!« brüllte Zarth. »Paßt gefälligst auf, wohin ihr euren Abfall werft!«
    Ich warf einen Blick in den Schankraum. Das Mädchen war nicht da. Morpheus, Paddel und ich setzten uns hin und berieten, was das alles sollte. Eierkopf ging los, um eine echte Herausforderung zu suchen.
     

 
3. Kapitel
     
    Ich tat mein Bestes, für meinen Silbertaler genug Inhalt aus Paddels Faß einzutauschen, während Morpheus und ich uns über Kohlköpfe und Schmetterlinge hermachten, und über Könige und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher