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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Titel: Heißes Eisen
Autoren: Glen Cook
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Welt verkündet, wie die Mächte seine Vorfahren übers Ohr gehauen haben. Er hat eine ganze Gauklernummer auf die Beine gestellt, mit Schildern und Fahnen und Schaukästen. Er verteilt Flugblätter an alle, die ihn nah genug an sich heranlassen, damit er ihnen eins in die Hand drücken kann. Eine Verschwörungstheorie hat er auch entwickelt, die jede der Verschwörungen unserer Herren bei weitem in den Schatten stellt. Er kann alles mit allem in Verbindung bringen und einen diabolischen Plan aus dem Hut ziehen, mit dem er die Welt regieren könnte, oder eine Verschwörung aushecken, durch die Kropotkin Amato seines Geburtsrechts beraubt wurde. Er besteht darauf, daß der Kaiser hinter all dem steckt.«
    Das Empire, das dem Staat Karenta vorausging, ist schon vor einer Ewigkeit gestürzt, aber die kaiserliche Familie steht noch immer in den Startlöchern und wartete darauf, daß man sie zurückruft. Augenblicklich ist ihr Einfluß auf einen kleinen Fond geschrumpft, aus dem sie das Aderlaß-Spital finanzieren. Keiner außer Kläffer kann sie sich als die geheimen Meister von irgendwas vorstellen.
    Sehr interessant.
    »Er ist unterhaltend. In kleinen Dosen, wohlgemerkt. Aber wenn man ihm zu nah kommt, packt er einen am Schlafittchen und erzählt einem die ganze Geschichte, wie seine vornehme Familie ihres Titels und ihres Besitzes beraubt wurde. Verdammt. Sein Vater war Schlachter in Winterhauch. Seine Mutter war ein Mischling aus den Elendsvierteln. Die einzige Verschwörung, die ihn jemals getroffen hat, war die, die uns alle erwischte. Die Verschwörung und der Krieg. Er hat mit seinem Geschrei erst angefangen, nachdem sie ihn ausgemustert haben.«
    Also ist der Mann harmlos, bloß ein irregeleiteter Narr?
    »Das trifft es ungefähr. Er ist so harmlos, irregeleitet und verrückt wie alle anderen. Und er ist ein Spinner der unterhaltsameren Sorte. Deshalb nehmen sie ihm auch das Megaphon nicht weg.«
    Wie kann ein harmloser Narr sich selbst ins Gefängnis bringen? Warum sollte ihn jemand beschatten lassen? Steckt mehr in diesem Burschen, als es auf den ersten Blick den Anschein hat?
    Diese Frage beschäftigte mich bereits seit einiger Zeit.
    Es war schon länger her, seit ich Kläffer das letzte Mal in Aktion erlebt hatte. Und damals war ich auch nicht auf seinem Terrain gewesen.
    Ich vermißte ihn nicht. Er war jemand, den niemand vermißte, falls er verschwinden sollte. Vielleicht würde gelegentlich mal jemand nach ihm fragen: Was ist eigentlich mit dem Wirrkopf passiert, der auf den Stufen des Gerichtshofes rumgebrüllt hat? Er würde nur ein gleichgültiges Schulterzucken ernten und die Sache bald vergessen haben.
    Kläffer würde mit Sicherheit einige phantasievolle Einzelheiten über seine Zeit im Gefängnis zum besten geben. Vielleicht waren jetzt Teufel aus einer anderen Welt hinter ihm her. Er hatte nie jemanden aus seiner eigenen Welt so sehr aufrütteln können, damit man ihn ins Gefängnis steckte. Vielleicht waren Geheimagenten der Venageti schuld daran. Oder das Volk der Kleinwüchsigen. Oder die Götter höchstpersönlich. Immerhin braucht die Götterbande keinen Vorwand für ihre Boshaftigkeit.
    »Ich geh schlafen, Lachsack.« Bevor er meine Meinung ändern konnte, verschwand ich. »Drei Taler pro Tag für die Beschattung Kläffer Amatos. Das darf doch nicht wahr sein.«
    Die Treppe ist nur ein paar Schritte von der Küchentür entfernt. Ich steckte kurz den Kopf rein und wünschte Dean gute Nacht. »Wenn du diese Katze losgeworden bist, dann kümmre dich um den Boden im Zimmer des Toten Mannes. Ihr beide seid ja jetzt so gute Kumpel geworden. Die Bohlen könnten eine gründliche Behandlung mit Scheuersand und Bohnerwachs gebrauchen.«
    Er sah mich an, als erblickte er ein Gespenst.
    Ich kicherte und ging ins Bett. Wenn er sich noch mehr solcher Frechheiten leistete, würde er hier drei Monate lang nur schrubben, bohnern und streichen, und eine reichliche Dosis der Rache seines Arbeitgebers abbekommen.
    Ich betrat mein Zimmer, zog mich aus und dachte über meinen neuen Job nach, bis ich den Kopf aufs Kissen legte. Man kann wirklich nicht behaupten, daß ich unter Schlaflosigkeit leide.
     
5. Kapitel
     
    Es gibt eine Sorte Menschen – und dazu gehört Dean –, deren größter Charakterfehler der Zwang ist, beim ersten Vogelgezwitscher aufzustehen. Es ist eine Gewohnheit, die von einer blödsinnigen Redensart stammt: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Ich hatte dieser exotischen Angewohnheit
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