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Heißes Blut: Anthologie (German Edition)

Heißes Blut: Anthologie (German Edition)

Titel: Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
Autoren: Angela Knight , Emma Holly , Christine Feehan , Maggie Shayne
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dem Rücken des Mannes. Sie versuchte, sich zu konzentrieren und Kraft zu sammeln für den Moment, in dem sich ihr vielleicht eine Fluchtmöglichkeit bieten würde, aber dieses einzelne kleine Wort hatte sie verstört. Verstört und verändert. Atme! Das Wispern durchlief ihren Körper, schwamm in ihrem Blutstrom mit und verbreitete sich auf solch heimtückische Weise in ihrem ganzen Körper, dass sich sogar ihr Herzschlag dem Rhythmus des Herzens dieses Fremden anpasste. Und dabei war das Wort nur in ihrem Kopf und nicht einmal laut ausgesprochen worden.
    Während das ganze Gebäude schon vibrierte, stürmte der Mann, immer drei oder vier Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf, sprang von der zerbröckelnden, gut zwanzig Fuß hohen Mauer herunter und kam so leichtfüßig auf dem Boden auf, als wäre er immer noch darauf bedacht, Juliette nicht allzu sehr durchzuschütteln. Flammen züngelten an den nackten Zementmauern empor und suchten gierig nach etwas Brennbarem, als der Mann Juliette in den Schutz des Dschungels brachte.
    Sofort waren sie von dichtem grünem Blattwerk umgeben, aufgenommen von einem Zufluchtsort aus üppiger Vegetation, in dem fast völlige Dunkelheit herrschte unter den stark belaubten Baumkronen. Die umgestürzten Bäume und das dichte Unterholz verlangsamten den Mann allerdings nicht. Er bewegte sich wie jemand, der im Dschungel geboren und aufgewachsen war, lautlos und tödlich, und schützte sie mit seinem Körper, als er durch den dunklen Urwald rannte, um Abstand zwischen sie und das einstürzende Laboratorium zu bringen. Während die meisten Menschen Mühe hätten, sich so tief im Wald zu orientieren, schien er ganz genau zu wissen, wohin er ging. Eben hatte er sich noch mit Kraft und Schnelligkeit voranbewegt, doch jetzt begann er zu wanken, und seine Beine zitterten, als hätten sie plötzlich alle Kraft verloren. Aus seinen zahlreichen Verletzungen sickerte noch immer Blut und lief in kleinen Rinnsalen an ihm hinunter.
    Juliette krallte die Finger um die Fetzen seines Hemdes. Sie hing schlaff und kraftlos wie ein Sack über seiner Schulter und hatte nicht mehr die Energie, um laut zu protestieren, aber sie war sich sicher, dass der Fremde wahnsinnige Schmerzen haben musste. Ganz plötzlich waren sie wieder am Rand des Waldes, wo der Dschungel der Zivilisation hatte weichen müssen, um Platz für Dörfer und Ortschaften zu schaffen. Da der Urwald jedoch unaufhaltsam weiterkroch, um sich zurückzuholen, was ihm genommen worden war, bot er eine gute Deckung bis zum Rand des nächsten Dorfes.
    Neben einem dicken Baum, der kaum mehr als ein Schatten in der Dunkelheit war, blieb der Mann stehen. In völliger Regungslosigkeit verharrte er, und Juliette konnte spüren, wie er sich auf seine Umgebung konzentrierte und … Witterung aufnahm. Von Angst und Furcht ergriffen, begann Juliettes Herz fast unerträglich laut zu hämmern. Er suchte Beute. Tief im Innersten wusste sie, dass er menschliche Beute suchte, und das mit ihrem bleischweren Körper über der Schulter, als machte es ihm nicht das Geringste aus! Juliette wollte kämpfen, schreien, sein Opfer warnen – aber kein Laut kam über ihre Lippen. Ihr Körper weigerte sich zu gehorchen, und ihr Herz explodierte fast vor Zorn und Furcht.
    Atme! Da war er wieder, dieser leise Befehl in ihrem Geist – eine sanfte, intime Liebkosung, die sie auf ihrer Haut verspürte, ein liebevolles Streicheln, das sie in ihrem Haar wahrnahm. Auf ihrer nackten Brust. Luft drang in ihre Lunge, sie begann plötzlich im gleichen Rhythmus wie er zu atmen, und auch ihr Herz passte sich wieder dem ruhigen, entspannten Schlag des seinen an.
    Sie hörte Schritte und das Gemurmel von Stimmen in der Stille der Nacht. Sie kamen näher. Immer näher. Wer würde so dumm sein, in tiefster Nacht so dicht am Dschungel entlangzugehen? Es gab vielerlei Raubtiere im Wald. Und nun bewegte er sich, ihr Fremder, drehte sie in seinen Armen und drückte sie an seine Brust, um sie mit seinen eindringlichen schwarzen Augen einen Moment prüfend anzusehen. Sie konnte den Blick nur hilflos erwidern, halb fasziniert, halb gelähmt von der verstörenden Intensität der dunklen Augen. Langsam ließ er sie dann herab, hielt aber noch einen Arm um sie gelegt, um sie an sich zu drücken und aufrecht zu halten. Offenbar spürte er, dass ihr schwindlig war und ihre Knie zitterten.
    Sein prüfender dunkler Blick war der intimste, der sie je getroffen hatte. Die Verbindung zwischen ihnen
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