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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf
Autoren: Orson Scott Card
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also. Und das entbehrte nicht einer gewissen Ironie; denn vor der Telepathenkrise, während der er umgebracht wurde, war sein Vater Kommandant eines Schiffs gewesen. Es wäre ganz passend, wenn er in die Fußstapfen seines Vaters trat.
    Und dann dachte Jas an die Warnung seiner Mutter, daß die Söhne von Telepathen eine Schuld zu büßen versuchten. Vielleicht stimmte das. Vielleicht versuchte er tatsächlich nur, das Leben seines Vaters noch einmal zu durchleben –
    Eine Hand packte seine Schulter.
    »Jason Worthing, Alter dreizehn, Nummer RR3njw-4, Kategorie jugendlich, gib an, was du in diesem Bezirk zu suchen hast.«
    Jason lehnte sich schlaff gegen die Wand, und der Mann paßte auf, daß er nicht plötzlich davonlief. Die Stimme des Mannes klang dienstlich, aber er trug keine Uniform. Ein Polizeibeamter und nicht in Uniform? Hinter den Augen des Mannes erkannte Jas, daß es sich um einen von Mamis Kleinen Jungs handelte. Dann mußte Jas sich geirrt haben, und Radamand hatte tatsächlich so viel Einfluß.
    »Nun, mein Kleiner, deine Mutter macht sich Sorgen um dich. Anscheinend bist du nach der Schule nicht nach Hause gekommen.«
    »Ich habe – ich habe mich nur ein wenig umgesehen«, sagte Jas, wobei er sich seiner jungen Stimme bediente, seiner unintelligenten Stimme. »Ich wollte gerade versuchen, nach Hause zu finden.«
    »Deine Mutter hat eine Vermißtenanzeige aufgegeben. Du solltest deine Kreditkarte nicht in den Computer stecken, wenn du weglaufen willst«, sagte der Mann.
    »Ich will nicht weglaufen«, sagte Jas und brannte darauf wegzulaufen.
    »Sehr gut«, sagte der Mann lächelnd, »denn das kannst du auch gar nicht.«
    In einem geschlossenen Abteil fuhren sie zu der Station zurück, die nur wenige Korridore von Jas’ Wohnung entfernt lag. Der Mann lockerte seinen eisernen Griff erst, als Jas’ Mutter die Tür öffnete.
    »Jas, ist dir auch nichts passiert?« sagte sie und umarmte ihn. Nach außen hin handelte sie ganz so wie eine Mutter, die fürchtet, daß ihrem kleinen Sohn etwas zugestoßen sein könnte. Aber Jas wußte, weshalb sie in Wahrheit Angst gehabt hatte. Obwohl er langsam leid war, in die Gedanken anderer Leute zu schauen, war es schon fast wie ein Reflex, und er erkannte in den Gedanken seiner Mutter, daß Hartman Tork sie besucht hatte.
    »Vielen Dank, Officer«, sagte sie unter Freudentränen.
    »Keine Ursache, Madam.« Der Mann verschwand. Jas’ Mutter schloß die Tür. Sie sah Jas besorgt an.
    »Hartman Tork war hier«, sagte Jas. Sie nickte und biß sich auf die Lippen. Sie stellte ihre Angst ein wenig übertrieben zur Schau. Wieder war Jas einen Augenblick lang überzeugt, daß sie verrückt war.
    »Er hat dich gesucht«, sagte sie. »Er hat den Beweis. Er sagte, du hättest den zweiten Test bestanden, und der Beweis war positiv –«
    »Weil ich den Test bestand?« fragte Jas überrascht.
    »Er sagte, er enthielt Informationen, die erst in dieser Woche im Computer gespeichert wurden und die streng geheim sind. Du konntest sie überhaupt nicht kennen, und du hättest die Lösung offensichtlich erhalten, indem du –«
    »Aber ich habe niemandem ins Gehirn geschaut, Mutter. Ich habe einfach Logik angewandt. Ich habe es ausgerechnet –«
    »Anscheinend«, sagte sie bitter, »hast du mit deiner Logik die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Astrodynamik eingeholt.«
    Jas lehnte sich gegen die Wand. »Ich habe gedacht, daß es mit dem Test anders läuft. Ich habe geglaubt, daß sie mein Versagen für den Beweis gehalten hätten, daß ich betrogen habe. Ich habe geglaubt, gut abschneiden zu müssen.«
    »Wie schlau. Und wie entsetzlich dumm. Wie konntest du dich nur so irren?« Nervös zupfte sie sich am Kleid. »Ich weiß, was wir tun können. Was sie getan haben, war illegal, Jas. Dein Intellekt – gewiß können wir ein Gericht davon überzeugen, daß du es ganz unabhängig selbst entdeckt hast – es ist nicht unmöglich –«
    »Es ist nicht unmöglich, denn so ist es ja geschehen. Aber ich kann nicht vor Gericht gehen.«
    »Du wirst es müssen. Wir rufen einfach die Polizei und erwirken eine Verfügung –«
    »Mutter, hör zu.« Jas berührte die Wange seiner Mutter. Seine Mutter schwieg und sah ihn an. Hinter ihren Augen lag immer noch diese Anspannung, sie schien zu allem möglichen imstande, und jeden Augenblick konnte sie anfangen zu schreien. »Mutter, hör zu. Wir können nicht die Polizei rufen, denn sie sucht mich schon. Wenn sie mich findet, bin ich so gut
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