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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf
Autoren: Orson Scott Card
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wußte er, daß die Antwort auf seine Frage nein lautete, immer nein gelautet hatte.
    Plötzlich löste sich bei seiner Mutter die. Spannung, und sie lächelte. »Natürlich«, sagte sie. »Du kannst dich gut in andere hineinversetzen. Das liegt in der Familie. Auch dein Großvater konnte es. Als ob er einem in die Seele blicken konnte.« Sie lachte. »Kleiner Jason Worthing, du bist genau wie dein Großvater.«
    »Und wie mein Vater.«
    »Nein!« fauchte sie böse. »Er war Telepath. Aber dein Großvater. Als Homer mich zum ersten Mal mit sich nach Hause nahm, sah er mich nur an, sah er mir nur in die Augen, und dann lächelte er und sagte ›Nita, du bist eine gute Frau. Du bist die Richtige für meinen Sohn‹. Und von dem Augenblick an war es, als habe er mich schon mein ganzes Leben lang gekannt. Er wußte, daß er mir trauen konnte. Und das konnte er auch, das konnte er.«
    Jemand faßte an die Tür und wollte hinein.
    »Wir müssen gehen, Mutter.«
    »Nicht, bevor du es mir versprochen hast«, sagte sie.
    »Was?«
    »Das du es nie wieder sagen willst. Zu niemandem. Daß du ein …«
    »Ich verspreche es. Glaubst du, ich will umgebracht werden?« Jas griff an den Türknopf. Seine Mutter trat zur Seite, und als Jas den Kopf drehte, glitt die Tür auf.
    Eine Frau mit einem kleinen Mädchen, das auf und ab hüpfte, warf ihnen einen unverschämten Blick zu, als sie herauskamen. Sie schaute noch einmal hin, als sie merkte, daß Jas ein Junge war.
    »Perverse!« zischte die Frau, als sie durch die Wagen zum Ausgang eilten.
    In der Schule versuchte man am nächsten Tag, ihm eine Falle zu stellen. Tork war nicht im Testraum. Jas ging hin, um seine normale Wochenendarbeit zu schreiben, und eine hohlköpfige Frau mit beachtlichem Dekollete begrüßte ihn im Flüsterton und sagte ihm, daß sein Test fertig sei. Jas versuchte zu erraten, um was es ging. Um sich zu vergewissern, schaute er ihr in den Kopf. Hinter ihren Augen? Liebesleben. Keine Antworten auf Testfragen.
    Und tatsächlich ging es nicht um die Topologie der Bewegung mit Lichtgeschwindigkeit, das Lehrthema der Woche. Es ging wieder einmal um Astrodynamik. Natürlich lauter neue Fragen. Aber dasselbe Thema.
    Dieser Test bedeutete für Jas Arbeit. Bei seinem Verstand erinnerte er sich natürlich genau an alles, was er eine Woche vorher in Torks Gedanken gelesen hatte. Jetzt mußte er die Prinzipien anwenden, sie durchdenken. Aber seine Logik war den Testfragen gewachsen.
    Eine Frage konnte er nicht beantworten, aber neunundneunzig war so nahe an hundert, daß es statistisch keinen Unterschied bedeutete.
    Als der Computer das Ergebnis ausdruckte, stand Jas auf und sagte der Frau: »Okay, Lady. Wenn Sie Tork wiedersehen, sagen Sie ihm bitte, daß ich Anzeige erstatten werde. Dieser Test war illegal.«
    Die Frau war echt überrascht. »Was könnte daran illegal sein? Ich habe nur auf den Knopf gedrückt, und –«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber richten Sie es Tork von mir aus. Falls Sie das überhaupt so lange im Kopf behalten.«
    Sie schnaubte ihre Verachtung heraus. »Ihr jugendlichen Genies scheint zu denken, daß ihr die einzigen seid, die Verstand haben.«
    Als Jas die Schule verließ, wollte er sich um einen Anwalt bemühen, der seine Sache vertreten konnte – der Fall war klar. Sie konnten nicht leugnen, daß sie das Computer-Programm so geändert hatten, daß der falsche Test gespeichert wurde. Und ohne Genehmigung hatten sie nicht das Recht, seine Ergebnisse zu überprüfen.
    Aber dann sah er ein, daß es nicht gut war, zuviel Aufmerksamkeit zu erregen. Denn wenn erst das Gerücht umlief, daß man ihn der Telepathie verdächtigte, würden sich die Türen vor ihm verschließen. Sein die Wertskala sprengender Intelligenzquotient wäre dann so viel wert wie der eines Schwachsinnigen.
    Nein, er wollte sie schwitzen lassen und selbst nicht viel Wind machen.
    Irgendwie waren die Tests alle negativ ausgefallen. Aber Jas wußte, daß er Telepath war. Und es mochte andere Tests geben, mit denen sie es herausfinden konnten.
    »Du kannst dich gut in andere hineinversetzen«, hatte seine Mutter gesagt. »Genau wie dein Großvater.«
    Vater. Und ich. Und Großvater?
    Aber Großvater war tot.
    Er ging an ein Verzeichnis und fand die Aufstellung: »Genealogische Programme, G55Nxy3.« Er schob seine Kreditkarte (für Einkäufe fast wertlos, aber für diesen Zweck ausreichend) in den Computer und gab das Programm ein.
    »Genealogie: Namensforschung, 4n; Gemeinsamkeiten in
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