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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl
Autoren: ADMIN JR.
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zurück.
    Derendorf hat das Paket auf die Mitte einer Wiese gezogen. Als die Beamten wieder auf die Straße kommen, weichen die Menschen mit Entsetzen vor ihnen zurück und fliehen schreiend in die Häuser. Denn hinter Derendorf trottet auf vier gehorsamen Beinen Max und hat das Paket im Maul.
    Gladbach reißt es ihm aus den Fängen und trägt es eigenhändig zurück auf die Wiese!
    Auch das ist gut gegangen! – »Soviel Kurasch hätt ich dir nit zujetraut!« gesteht Neuß in ehrlicher Bewunderung.
    Gladbach wird rot: »Ich dachte, das arme Tier, wenn es vorn in die Luft geht.« Und Derendorf erinnert sich an Gladbachs Geistesgegenwart, als der Inspektor kam.
    Neuß telefoniert mit der Kriminalaußenstelle:
    »Wir haben hier ein Höllenmaschin. – Ein Höllenmaschin! – Wie mer drankommen? Och, dat sind so die kleinen Aufmerksamkeiten, die mer kriegen. – Dat weiß ich doch nit, von wem. – Untersuchen? Enä, Herr Inspektor, seinerzeit haben Sie selbst jesagt, Kriminalsachen jehören an die Kriminalaußenstelle, unsereins war da nit fähig für. – – Enä, Herr Inspektor, mer sind noch jenau so dumm wie damals. – Und bringen Sie gleich en Pyrotechniker mit! (Er grinst schadenfroh über das ganze Gesicht.) Dat kann nämlich jeden Augenblick hochgehen. – Enä, kommen Sie lieber schnell, eh dat et losjeht; dat is sicher auf Zeit einjestellt, damit Sie dat noch untersuchen können.«
    Zwanzig Minuten später hält der Wagen der Kriminalaußenstelle vor der Wiese. Derendorf hilft den Herren beim Aussteigen: »Darf ich Sie gleich hinüberführen?« Und will schon vorausgehen.
    Die Herren räuspern sich. Der Pyrotechniker, ein älterer Herr mit nervösem Augenzucken, läßt den anderen den Vortritt: »Vielleicht nehmen Sie erst einmal die notwendigen Untersuchungen vor.«
    Der Kriminalinspektor und der Kriminalassistent erheben Einspruch: »Das geht nicht, Sie müssen das Ding erst mal sprengen.«
    »Das geht auch nicht, wenn ich die Ladung gesprengt habe, können Sie doch keine Untersuchungen mehr vornehmen.«
    »Und wir –«, der Kriminalinspektor knallt seine Aktentasche auf die Motorhaube, und alle fahren zusammen, »und wir«, faßt sich der Kriminalinspektor, »wir denken nicht daran, eine Höllenmaschine zu untersuchen, solange sie noch nicht entschärft ist. Entfernen Sie doch den Zünder!«
    Neuß ist inzwischen schon auf die Wiese gegangen und kommt wieder zurück: »Sie brauchen kein Bang zu haben, dat Paket tut Ihnen nix mehr!«
    »Tut uns nichts mehr?« Die Beamten sehen sich erleichtert an. »Dann ist es wohl schon losgegangen?«
    »Enä, jeklaut.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Um et amtlich auszudrücken: Das fragliche Paket mit der bezüglichen Höllenmaschine ist von einem unbekannten Täter zwischenzeitlich gestohlen worden. – Wie dat heut so jeht!«
    Gott sei Dank!
    »Was??«, schreit Derendorf.
    Der ältere pyrotechnische Herr kichert schadenfroh: »Der Dieb wird sich ja wundern!«
    »Wenn er dazu noch Zeit hat!«, bemerken die Kriminalisten.
    »Meine Herren!« Derendorf schäumt: »Wenn es auch ein Dieb ist, es geht um ein Menschenleben!!«
    Die Beamten zucken mit den Schultern und klettern in ihren Wagen: »Da kann man nichts machen.«
    Derendorf weiß, was er zu tun hat: Durch den Ort rennt mit langen Beinen der Hilfswachtmeister Neuß und schwingt eine Glocke und ruft aus:
    »Das auf der Wiese gestohlene oder gefundene Paket enthält eine Höllenmaschine. Der Dieb wird gewarnt und dringend aufgefordert, sich und in der Nähe befindliche andere Personen von dem Paket zu entfernen und die Ortspolizei zu verständigen!« Und läuft weiter und schüttelt die Glocke und ruft: »Das auf der Wiese gestohlene oder gefundene Paket –«
    Und in den Radios bricht die Musik ab, und es schreit aus allen Lautsprechern: »– Paket enthält eine Höllenmaschine. Der Dieb wird gewarnt und dringend aufgefordert, sich und in der Nähe befindliche Personen – –«
    Die Menschen geraten in Erregung. Jeder verdächtigt jeden und vermutet das Paket beim Nachbarn.
    Wer hat das Paket?
    Die Leute verlassen die Häuser und sehnen sich nach der Polizei.
    – Über die einsame Chaussee wandert ein Landstreicher. Der Wind treibt ihm die Schneeflocken in die zerlumpte Jacke, aber er ist es gewohnt und pfeift ein Liedchen, denn er hat ein Paket.
    Er hört nicht den Neuß, und er hört auch kein Radio, und so setzt er sich in den Straßengraben, beißt die Umschnürung auf, zerrt das Paket
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