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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein
Autoren: Paul Lascaux
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Nasser Hund?«
    »Nichts, womit ich Kunden beglücken könnte …«
    »Und wie beschreibt man einen Wein aus dem Jahrhundertjahrgang 2009, einen Bordeaux, der 20 von 20 Punkten erreicht?«
    »Dafür findest du keine Worte mehr, solche Superlative gibt es gar nicht.«
    »Habt ihr den WM-Final gesehen letzten Sonntag?«, fragte Melinda ihre Kolleginnen.
    »Was glaubst du denn«, empörte sich Gwendolin.
    »Muss aber eine wichtige Persönlichkeit gestorben sein«, nörgelte Phoebe. »Dass man uns mit einem derartigen Trauerspiel beglückt hat.«
    »Ich bin ganz allein zu Hause geblieben«, seufzte Melinda. »Ich steh nicht auf Rudelfernsehen.«
    »Prost«, rief Leonie, als sie eine neue Serie Rotweine öffnete.
    »Die dümmste Frage der Welt heißt: Du trinkst Alkohol?« Louise, das Bauern-Model, ereiferte sich. »Nein! Ich trinke Wein oder Bier oder Schnaps. Aber keinen Alkohol. Der mit der Feststellung verbundene moralinsaure Unterton ist nur zu kontern mit der Gegenfrage: Du frisst Zucker? Wenn er zum Kuchen greift. Du nimmst Fett zu dir? Wenn sie ins Gebäck beißt. Du saugst Kohlenhydrate? Wenn er die Spaghetti schlürft. Du vertilgst hochgekotzte Scheiße? Wenn sie Honig aufs Brot streicht. Wie blöd muss eine Welt sein, die alles auf einen Inhaltsstoff reduziert, wenn das Produkt aus mehreren tausend Ingredienzien besteht? Genau so gut könnte man einen Bier-oder Weinliebhaber fragen: Du säufst Wasser? Denn das ist der anteilmäßig wichtigste Stoff.«
    »Der Wein schmeckt, wie wenn man in eine rostige Fahrradkette beißen würde.« Pascale kicherte bereits in höheren Tonlagen.
    Cäsar referierte eine Liste, die an der Wand hing: »Der Durchschnittsschweizer kippt jährlich 40 Liter Wein hinter die Binde. 10 Liter weniger als noch vor 20 Jahren.«
    »Und 57 Liter Bier. 4 Liter Schnaps. Und von allem immer weniger.« Pascale staunte.
    »9 Liter reinen Alkohol«, sagte Cäsar. »Da müssen wir uns aber ranhalten, wenn wir den Durchschnitt knacken wollen.«
    »Auf den mehrtägigen römischen Bacchanalien«, erklärte Nicole, »haben sie bestimmt mehr Alkohol in sich hineingeschüttet. Es wurden ganze Vermögen verschwendet, jeder suchte den andern zu übertreffen. Speisen vom Feinsten, edle Weine, betäubende Parfüme …«
    »… die den Geruch von Erbrochnem übertünchten …«
    »… Sklaven, die für Massagen, Bäder in Eselsmilch, Gladiatorenkämpfe und sexuelle Dienstleistungen zur Verfügung standen …«
    Mit Grauen und Verzückung stellte sich Heinrich die Bacchanalien vor, diese ausschweifenden Feste der Sinnlichkeit, welche die Römer von den griechischen Dionysien abgekupfert hatten, und zwar in einer derart exzessiven Weise, dass sie 186 vor Christus durch einen Senatsbeschluss streng reglementiert wurden. Allerdings hatte man vorher 7.000 Männer und Frauen, die zu ausgiebig gefeiert hatten, hingerichtet.
    Es war zwar bestimmt nicht korrekt, noch nicht einmal im Denken, aber er hätte auch gerne ein paar Schändlichkeiten mit Sklavinnen begangen. Gut, es mussten keine Sklavinnen sein …
    »Mord?«, fragte der Störfahnder sein Handy. »Du hast Mord gesagt?«
     
    Als Spring im Treppenhaus stand, hatte Björk gerade noch Zeit für ein paar Schlussakkorde, dann wurde klar, wie schnell eine gute Stimmung kippen konnte.
    »Man sieht sich« und »bis zum nächsten Mal« und Händeschütteln und Händeringen, und mit einem Mal war alles still. Betretenes Schweigen, wie es so schön heißt. Leonie räumte Flaschen zusammen, Nicole füllte Gläser in die Geschirrspülmaschine. Heinrich drehte Däumchen.
    Der Störfahnder hatte die Aufmerksamkeit sicher, als er wieder in die Gaststube trat.
    »Was für eine Scheiße«, sagte er bloß. »Gib mir einen Kräuterlikör, am liebsten einen Grande Gruyère.« Er griff zum Glas und stürzte das Bittergetränk in einem Zug runter. Nach einer Schrecksekunde räusperte er sich und verkündete: »Polizeiarbeit.«
    »Heimlichtuerei«, giftelte Müller, der Detektiv.
    »Ihr erfahrt es ja doch früher oder später. In Gaicht oberhalb von Twann haben sie einen gefunden.«
    »Schlangenbiss?«, fragte Pascale.
    »Doch nicht am Waldrand«, ärgerte sich Spring.
    »Von Waldrand war bisher noch nicht die Rede«, schmollte Pascale und bestellte sich auch »so einen«, indem sie auf das Glas ihres Chefs zeigte.
    »Aufgespießt«, erklärte der Störfahnder. »In einer Art Wolfsfalle. Wir müssen uns das vor Ort ansehen.«
    »Ist gut«, entgegnete Nicole.
    »Mit ›wir‹ meinte
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