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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein
Autoren: Paul Lascaux
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gestern vermisst gemeldet. In den Kleidern des Toten hat man keine Papiere gefunden.«
    »Also Mord«, schloss Müller. »Wenn jemand die Mühe auf sich nimmt, einem in einer Wolfsgrube Verstorbenen die Ausweispapiere zu klauen, war er jedenfalls nicht alleine hier.«
    Ein Auto hatte sich dem Standort der Berner genähert. Aus dem Wagen heraus stieg ein schmächtiger Mann, dessen matte Augen übernächtigt glänzten.
    »Christian Blöchlinger«, stellte er sich vor. »Ich habe von der Zentrale gehört, dass Sie hierher kommen.« Ein leichter Vorwurf schwang in seiner Stimme.
    »Wir wollten uns ungestört ein Bild vom Tatort machen«, erklärte der Störfahnder. »Denn offensichtlich zieht die Anwesenheit der Polizei gleich eine Menge Schaulustige an.« Er zeigte auf das zertrampte Gras.
    »So was spricht sich halt in einem Dorf schnell herum«, meinte Blöchlinger. »Ich kann den Leuten ja nicht verbieten, spazieren zu gehen.«
    »Aber eine Absperrung für die Spurensicherung wäre doch möglich gewesen?«, wollte Spring wissen.
    »Bringt nicht viel«, protestierte der Polizist und zuckte die Schultern.
    »Damit nicht noch einer reinfällt«, ergänzte Pascale.
    »So blöd sind die Einheimischen denn doch nicht«, erwiderte der Angesprochene beleidigt.
    »Aber einer von ihnen war so blöd«, bemerkte Müller.
    »Es war ja auch ein Auswärtiger. Von den Eingeborenen fehlt keiner«, kommentierte Blöchlinger schon etwas entspannter. »Jedenfalls gibt es keine Vermisstenanzeige.«
    »Haben Sie wenigstens eine Spur erkannt, die uns zeigen könnte, woher der Mann gekommen ist?«, fragte der Störfahnder.
    »Schwierig zu sagen.«
    »Es stehen doch zwei Bauernhöfe dort unten. Man hätte ihn also sehen können. Oder wenn er durch das Dorf gekommen ist.«
    »Schon«, sagte Blöchlinger. »Aber wenn der Bauer grad im Stall war. Und glauben Sie mir, der Bauer ist fast immer im Stall, wenn etwas Ungewöhnliches geschieht.«
    »Und die Familie hilft ihm beim Umschichten des Heuhaufens«, erklärte Nicole.
    Sie betrachtete die Bauern wie Hottentotten oder Neufundländer und das Leben auf dem Lande so, als ob das Fegfeuer ein Tanzsaal dagegen wäre.
    »So ungefähr. Wenn der Mann aber über das Waldsträßchen gerannt ist, sieht man keinerlei Spuren im Schotter.«
    »Unwahrscheinlich. Denn wieso sollte er ausgerechnet an dieser Stelle einen Satz auf die Seite gemacht und sich in die Grube gestürzt haben?«, gab Müller zu bedenken. »Eher ist er übers Feld gekommen und hat sich hier in den Wald flüchten wollen.«
    »Sagt Ihnen der Name Hubert Welsch etwas?«, fragte der Störfahnder.
    »Nein«, entgegnete Blöchlinger. »Es gibt zwar eine Familie dieses Namens in der Region. Ich bin erst vor ein paar Jahren aus dem Zürcherischen hierher an diese Stelle gekommen, aber ich kenne fast jeden. Die Einwohner der Gemeinde Twann-Tüscherz sowieso, und die meisten Ligerzer auch. Hubert heißt keiner.«
    »Eine letzte Frage«, sagte Spring. »Wenn es hier herum einen Grund gibt, jemanden zu ermorden, jemanden mit so viel Aufwand gezielt um sein Leben zu bringen, was könnte der Anlass dafür sein?«
    Der Dorfpolizist zuckte die Schultern. »Dieselben Motive wie andernorts auch. Eifersucht, verschmähte Liebe, Betrug. Früher hätte man wohl gesagt, irgendwas im Zusammenhang mit dem Weinbau. Aber seit der Güterzusammenlegung gibt es für heftige Streitigkeiten kaum mehr Gründe, für Mord und Totschlag sowieso nicht.«
     
    »Wir könnten ja gleich einen Wünschelrutengänger konsultieren«, schlug Nicole vor, als sie wieder im Wagen saßen.
    »… oder eine Astrologin befragen«, ergänzte Pascale.
    »Vielleicht das Tomatenorakel?«, konterte Nicole.
    Alle schauten sie leicht befremdet an.
    »Du schneidest eine Tomate entzwei, Anzahl und Lage der Kerne und ihre Positionen zueinander geben dir Antwort auf alle Fragen, die du niemals stellen wolltest.«
    Bernhard Spring suchte noch am selben Nachmittag die Frau des Verstorbenen auf, brachte jedoch, nachdem er die Identität des Toten bestätigt hatte, kein vernünftiges Wort aus der Verzweifelten heraus und verschob eine Vernehmung auf später.

Dienstag, 20.7.2010
    Die grau-schwarzen Schieferplatten schluckten die grellen Sonnenstrahlen und wirkten matt neben der geschwungenen Reihe von Fenstern, die in den Boden eingelassen waren und hinter einem Metallgeländer das Mittagslicht spiegelten. Der Rasen rundherum war von der Hitze verbrannt, nur an den bewässerten Stellen leuchtete er in
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