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Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Heinrich Mueller 05 - Mordswein

Titel: Heinrich Mueller 05 - Mordswein
Autoren: Paul Lascaux
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ich die Polizisten in diesem Raum.«
    »Das sind ja nur zwei«, stellte seine Assistentin fest. »Bist du sicher, dass wir mit so wenig Personal zurechtkommen?«
    »Ich kriege morgen das Protokoll der Kantonspolizei. Dann sehen wir weiter. Die Falle wird schon nicht davonlaufen.«
    Es ward von Minute zu Minute eintöniger, die Menschen versanken immer mehr in einen geistigen Dumpfsinn, nur einzelne Schimpf-oder Sauworte arbeiteten sich aus den verquellenden Kehlen; es war keine Spur von der wilden, lustigen Aufgeregtheit, der Gesprächigkeit, die der Wein erzeugt. {3}

Freitag, 16.7.2010
    Nun waren sie doch zu viert unterwegs ins Seeland. Nicole spielte unterwegs an ihrem iPad und hörte sich diverse Musikempfehlungen auf YouTube an, eine ukrainische Polkaband, die ein Kate-Perry-Cover von ›Hot’n’Cold‹ zum Besten gab, oder die Leningrad Cowboys aus Finnland mit ›Sweet Home Alabama‹, unterstützt vom Chor der Roten Armee, oder ›Herzilein‹ von den Wildecker Herzbuben. Die Grenzen zwischen Original und Kopie verwischten sich, zwischen Alltag und Wahnsinn, wahr oder falsch schien nicht mehr existent.
    War es nicht auch in jedem ihrer Fälle so gewesen? Waren Opfer und Täter immer klar zu bestimmen?
    Zu den Takten von ›Herzilein‹ hakte sich Pascale bei Nicole zum Schunkeln ein, sodass der Wagen in der nächsten Kurve leicht ins Schlingern geriet.
    »Egal, was ihr geraucht habt, ich will auch was davon«, sagte Müller.
    Spring hingegen verlangte Ruhe und Ordnung.
    »Ja, Herr Polizist«, erwiderten die beiden Damen im Fond.
    Mit dem Amüsement war es allerdings vorbei, als die vier vor der Grube standen, in der vor drei Tagen ein Mensch gestorben war.
    Der Störfahnder schüttelte den Kopf, als er das Erdloch betrachtete, offensichtlich hastig von Hand gegraben und mit einer schwarzen Plastikfolie abgedeckt, auf der eine dünne Schicht Gras und Blätter verteilt war.
    »Man muss sehr in Eile sein, dass man diese Bodenunebenheit nicht bemerkt«, sagte Müller.
    »Joggen oder flüchten?«, rätselte Pascale Meyer.
    »Jedenfalls kein Sport«, bemerkte Spring, »denn unser Mann war laut Untersuchungsbericht vollständig bekleidet.«
    »Warum hat man dich nicht gleich am Tag des Auffindens der Leiche informiert?«, fragte Heinrich seinen alten Freund. »Wir hätten uns ein besseres Bild machen können.«
    »Weil die örtliche Polizei von einem Unfall ausgegangen ist.« Bernhard seufzte vernehmlich. »Erst der zugezogene Arzt hat, als er den Toten aus der Grube heben wollte, bemerkt, dass er aufgepfählt worden ist. Er hat ihn in die Rechtsmedizin nach Bern überführen lassen, und die haben uns benachrichtigt.«
    »Das hat sich bestimmt schnell herumgesprochen, nach all den Spuren zu urteilen«, stellte Nicole Himmel fest. »Der Boden ist ja völlig zertrampelt. Da kann man nicht einmal mehr feststellen, aus welcher Richtung das Opfer gekommen ist.«
    »Wir müssen zuerst die Unfallhypothese ausschließen«, erklärte der Störfahnder und machte sich an die Tatortbeschreibung. »Die Grube ist nicht natürlichen Ursprungs. Sie ist mit Absicht ausgehoben und zugedeckt worden. Unten stecken drei zugespitzte Pfähle im Erdreich. Der Tatort ist also vorbereitet worden.«
    »Fragt sich nur, zu welchem Zweck«, ergänzte Müller.
    »Und für wen?«, überlegte Pascale.
    »Ich habe jedenfalls noch nie etwas Ähnliches gesehen, außer vielleicht in alten Wildwestfilmen«, sagte Nicole.
    Spring erläuterte, indem er im Untersuchungsbericht blätterte: »Der Ortspolizist hat erklärt, solche Fallen seien früher für Wölfe und Bären gelegt worden. Aber davon gibt’s schon längst keine mehr.«
    »Vielleicht wollte man einen Luchs fangen?«, fragte Pascale.
    »Fangen nicht. Die Fallgrube war von Anfang an aufs Töten ausgelegt«, erläuterte Müller. »Die Frage ist bloß, ob wir es mit einer Tierfalle zu tun haben, in die zufälligerweise ein Mensch gestürzt ist, ein wahrscheinlich gehetzter Mensch, oder ob sie von allem Anfang an darauf angelegt war, irgendeinen oder einen ganz bestimmten Menschen zu töten.«
    »Erst wenn wir diese Absicht nachweisen können, müssen wir von Mord ausgehen«, sagte Spring. »Erst dann sind wir zuständig.«
    »Die andern Möglichkeiten riechen ein bisschen sehr nach viel zu vielen Zufällen«, wandte Pascale Meyer ein.
    »Kennt man wenigstens inzwischen den Namen des Opfers?«, fragte der Detektiv.
    »Hubert Welsch«, las Spring nach, »wohnhaft in Biel. Seine Frau hat ihn
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