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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Robin Hobb
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nach und folgen ih ren Markierungen, solange wir no c h genug Fackeln haben, sie zu sehen. Entweder finden w ir den Fluchtweg, den sie genomm e n haben, oder wir sterben ge m einsam.«
    Wir nahmen selbst den klein s ten Splitter Feuerholz m it. Die Dümmeren unter uns versu c hten sogar, ihre Schätze m itzuschleppen. Niemand hielt sie ab, aber viele l achten bitter über soviel hoffnungsv o lle Gier. Retyo nahm ohne ein Wort zu sagen Car l m in i n die Arme. Es rührte m i ch, dass m ein Sohn i h m so kos t b ar war. Und zudem war ich so geschwächt vom Hunger, dass ich ihn ver m utlich auch nicht selbst hätte tragen können. Tremartin warf sich Olpey über die Schultern. Der Junge war so schlaff, als wäre er ertrunken. Ertrunken in der Kun s t, dachte ich. Ertrunken in den Erinnerungen der versunkenen Stadt.
    Piet, Chel l ias ältere Tochter, wehrte sich noch gegen die Trä u me. S ie stolperte jammer v o ll neben ihrer Mut t er her. Ein junger Mann namens Sterr e n bot Chellia an, Likea für sie zu tragen. Chellia brach vor lauter Dankbarkeit i n Tränen aus.
    Und so trotteten wir los. Ein Fackelträger führte uns an, und ein a nderer bi l d ete den Abschluss, da m it niemand unbemerkt den Einf l ü sterung e n der Stadt zum Opfer fallen konnte und zurückblieb. Ich ging in der Mitte unserer Gruppe. Die Dunkelheit schien an meinen Sinnen zu zupfen und zu zerren. Über d e n scheinbar endlosen Marsch ist wenig zu berichten. Wir machten keine Pause, weil das Feuer die Fackeln in beängstigender Geschwindigkeit verzehrte. Es war dunkel u n d nass. Das Murmeln der hungrigen, durs t igen und ers c höpften Menschen u m gab m i ch, und jenseits dessen lauerte nur die Finsternis. Ich konnte die Korridor e , die wir durchwanderten, nicht richtig erkennen, sondern sah nur d a s undeutliche Licht, dem wir folgten. S t ück um Stück gab i c h meine h ölzerne Last an die Fackelträ g er we i ter. Als ich d a s letzte Mal vortrat, um eine frische Fackel weiterzureichen, fiel das Licht der noch brennenden auf Wände aus s c hwarzem Stein, der von feinen Silberadern durchzogen war. Darüber hinaus waren sie m it wunderbaren Silhou e tten verziert, die aus einem glänzenden Metall bestanden. Neugierig streckte ich die Hand aus, um eine dieser Gestalten zu berühren. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass Re t yo an me in er Seite war. Er packte mein Handgelenk, bev o r ich den U m riss berühren konnte. »Nicht«, meinte er warnend. »Ich habe einmal aus Versehen eine gestreift. Sie springen dir i n den Kopf, wenn du sie anfasst. Tu das nicht.«
    Wir folgt e n den Zeichen des verschollenen Suchtrupps. Sie hatten die Sackgassen g e kennzeichnet und ihren Weg m it Pfeilen markiert. Wir gingen weiter und hofft e n . Doch zu unserem Entsetzen stießen wir bald auf sie.
    Die Men s chen hatten sich m i t ten auf dem Flur zusammengekauert. Ihnen waren die Fackeln ausgegangen, und sie waren einfach stehen g e blieben, wie betäubt von der völl i gen Dunkelheit, unfähig weiter zu gehen oder zu uns zurückzukehren. Einige war e n kaum mehr ansprechbar. Andere wimmerten vor Freude, als sie uns sahen, und drängten sich um die Fackel, a l s würde ihr Licht geradezu in sie hineinströmen.
     »Habt ihr einen Weg nach dr a ußen gefunden?«, fragten sie uns, als hätten sie vergessen, dass sie ja eigentlich die Suchenden waren. Als sie begriffen, dass m it ihnen unsere letzte Hoffnung unterging, sch i en alles Leben aus ihnen zu weichen. »Der Korridor geht endlos so we iter«, sagten sie.
    »Aber wir haben bis jetzt kei n en einzigen Ort gefunden, von dem ein Weg nach oben f ührt. Keine der Kammern, die wir untersucht haben, hat t e Fenster. Wir glauben, dass ein großer Teil der Stadt schon immer unter der Erde gelegen hat.«
    Das waren schlimme Nachrichten. Und es war nutzlos, lange darüber nachzudenken.
    Also gingen wir gemeinsam weiter. Wir kamen an einigen Abzweigungen vorbei und entschieden uns willkürlich für eine Richtung. Wir hatten nicht me hr genug Fackeln, um jede Mögli c hkeit auszukundschaften. Jedes Mal, wenn wir an eine Kre u zung ka m e n, besprachen sich die Männer an der Spitze der Gruppe kurz und trafen dann eine Entscheidung. Wir folgt e n ihnen, aber jeder von uns fragte sich, ob wir viellei c ht einen tödlichen Fehler ge m a cht hatten. Entfernten wir uns vielleicht gerade von der einen Passage, die uns ans Licht und an die Luft geführt hä t te? Wir verzichteten auf die Fackel am Ende des Zuges.
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