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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr
Autoren: Robin Hobb
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i ch an mein Mantra: Zum Himmel e m por!
    Es gab keinen Einzigen unter ihnen, der die Außenwelt geliebt hätte. Sie h atten sich einen Bienenstock geschaffen, der zu einem großen Teil unterirdisch war. Hier war es hell und warm und sauber, und sie waren unberührt von Wind und Sturm und Regen. Sie hatten alle Kreaturen hineingeholt, die ihnen gefielen, blühende Bäume, Singvögel in ihren Käfigen und kleine glitzernde Echsen, die an Büschen, die in großen T ö pfen wuchsen, angebunden waren. Fische spr a ngen und blitzten in den Brunnen, aber es gab ke i n e Hunde, die bellend u m hergelaufen wären, und es flogen auch keine Vögel über unsere Köpfe h i nweg. Nichts war erlaubt, was Unruhe verbreiten könnt e . Alles war ordentlich und berechen b a r, außer den extravaganten Menschen, die sich zuriefen und lachten und i n ihren präzise angelegten Str a ßen fröhlich pfiffen.
    »Zum Himmel empor!«, rief ich ihn e n zu. Natürlich hörten sie m i ch nicht. Ihre Worte summten nutzlos um m i ch herum, und auch wenn i c h sie allmählich verstand, bedeutete m ir das, was sie sagten, nich t s . Was kümmerte m i ch die Politik einer Königin, die schon vor tausend Jahren gestorben war, was eine Adelshochzeit oder hei m liche Affären, über die genüss l i ch geklatscht wurde? »Z u m Himmel e m por«, flüsterte ich, und langsam, langsam strö m ten m ir die Erinnerungen zu, die i ch suchte. Denn es gab noch andere in dieser Stadt, für die Kunst »Zum Himmel e m por« bedeutete. Es gab einen Turm, ein Observatoriu m . Es überragte in den nebligen Nächten den Dunst des Fluss e s, und dort studier t en Frauen und Männer die Sterne und lernten vorherzusagen, welche Auswirkungen ihre Kons te llationen auf das Leben der Sterblichen haben könnten. Auf dieses Observatorium konzentrierte ich m ich und »er i nnerte« m ich schon ba l d , wo es sich befand. Sa sei gelobt! Es lag nicht all z u weit von ihrem Marktplatz entfernt.
    Einmal wurde ich aufge h alten, denn obwohl meine geschlossenen Augen m ir vo r gaukelten, dass der Weg vor m ir erleuchtet und glatt gepf l a stert war, beschrieben m ir meine suchenden Hände ein Hindernis aus kaltem Stein und feuch t er Erde. Ein Mann s c hrie etwas an meinem Ohr und zog meine Hände zurück. D unkel erinnerte ich m i ch an mein anderes Leben. Wie m e rkwürdig war es, d i e Augen zu öffnen und nichts als Sch w ärze zu sehen und zu spüren, wie Retyo me ine Hände in seinen hielt. In der Dunkelheit um m i ch herum hörte ich L e ute weinen oder verzweifelt m u rmeln, dass sie einer Träu me rin in den Tod gefolgt wären. Ich konnte nicht d a s Geringste erkennen. Die Finstern i s war undurchdring l i c h. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber ich spürte plötz l ich den Durst, der me ine Kehle w ü rgte. Retyo u m klammerte m it seiner Hand noch die me ine, und dann begriff ich, dass hinter i h m eine lange Kette von Menschen ging, die sich an den Händen hielten und m ir verzagt folgten.
     »Gebt nicht auf«, krächzte ich ihnen zu. »Ich kenne den Weg. Wirklich. Folgt m ir.«
    Später würde mir Retyo gestehen, dass ich diese Worte in einer Sprache aus s tieß, die er noch nie gehört hatte. Aber mein beseelter Schrei riss ihn m it. Ich schloss w i eder die Augen, und erneut flam m t e das Leben der Stadt vor m i r auf. Ein anderer Weg, es m u sste einen anderen Weg zu diesem Observator i u m geben! Ich ging die bevölkerten Korridore zurück, aber als i c h jetzt an den sprudelnden Brunnen vorüberkam, quälten s i e m ich mit ihrem erinnerten Wasser. Der Duft von Nah r ung weckte sch m erzliche Erinnerungen, und ich fühlte, wie mein Magen sich vor Sehnsucht verkra m p fte. Doch die Worte »Zum Himmel e m por!« t r ieben m i ch an, und ich g i ng weiter, noch während ich spür te , wie m e in K ö rper eine i mmer schwere r e Last wurde. An ein e m anderen, fernen Ort fühlte sich die Zunge in meinem Mund wie Leder an, und mein Magen verkra m pfte sich zu einem sc h merzhaften Knoten. Hier jedoch wandelte ich durch die Stadt und tauchte in sie ein. Ich v e rstand jetzt die W o rte, die m i ch u m sc h wirrten, nahm die vertrauten Gerüc h e wahr und kannte selbst die Lieder, welche die Bänkels ä nger an den Straßenecken sangen. Ich war zu Hause, und die Stadt und ihre Kunst erfüllten m i ch. Dies hier war f ü r m ich eine viel vertrautere He i mat, a l s es Jamai l liastadt je gewesen war.
    Schließlich fand ich die and e re Treppe,
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